Erst eins, dann zwei, dann drei …

Nach einem ungewöhnlich warmen, sonnigen und farbigen November ist nun der „Hebel“ Richtung Winter umgelegt: pünktlich zum meteorologischen Winteranfang wurde es vom Sonntag, den 30. November 2020, kühl und nass und ging in der Nacht auf leichte Minusgrade in Bonn und im Ahrtal herunter. Auf den Höhen gab es seitdem streckenweise neben Frost auch schon Schnee. Auf unserem Balkon verabschiedete sich unsere prächtige Dipladenia – eigentlich eine durchaus robuste Pflanze – schlagartig von einer Augenweide zu einer „Trauerweide“.

So wurde es Zeit, etwas gegen die Dunkelheit und farblose Eintönigkeit zu unternehmen: Wir machten uns auf zu einem Weihnachtsbaumverkauf in der Grafschaft – Oeverich – und suchten dort eine Edeltanne aus, die wir vom starken, gleichmäßigen Wuchs und dem frischen Tannenduft gleich in unser Herz schlossen und – nach der Bezahlung und wiederholten mühsamen Anläufen – auch in unser Auto schafften  (der Beifahrer musste sich allerdings hinterm Fahrersitz „zusammenfalten“).

Zuhause wurde der Baum auf dem Balkon sofort und sicher aufgestellt. Alle Kartons mit Christbaumschmuck wurden aus dem Keller heraufgeholt. Die LED-Lichterkette – eine gefühlt endlose Schnur von 480 Lichtern – sollte als erstes aufgebracht werden. Dazu musste das beim letzten Verstauen wohl endstandene Lichtknäuel entwirrt werden. Das dauerte, gelang aber schließlich. Dann kam die lange Lichterkette als erster Schmuck an den Weihnachtsbaum dran, was auch noch am selben Tag zu Ende gebracht wurde. Danach war es dunkel und wir hungrig. Ich habe schnell ein leckeres Chili con Carne ge(braten und ge)kocht und mich dann aufs Chillen verlegt.

Am nächsten Morgen ging es weiter mit den Christbaumkugeln und den vielen anderen Anhängern. Nach einer Stunde erinnerte ich mich an meine Großmutter aus Dortmund, die jedes Jahr den Weihnachtsbaum mit einem fließenden silbernen Kleid aus Lametta ausstattete, das Lametta dazu einzeln mit der Hand glattstrich, auf gleiche Länge brachte und einzeln in den Lücken zwischen den Tannenbaumnadeln befestigte. Das dauerte einen ganzen Tag, an dem auch jede häusliche Störung untersagt war, um den Fortgang des großen Werkes nicht zu behindern. Als Kind fand ich das bizarr. Aber es ist schon eindrucksvoll, wenn sich ein Mensch mit einer solchen Hingabe ausschließlich einem ästhetischen Werk, das auch nur von kurzem Bestand ist, widmet. Heutzutage würde man das vielleicht als meditativ ansehen.

Das Schmücken unseres diesjährigen Weihnachtsbaums war ebenfalls ein echtes Tagewerk, es gab aber auch kurze Pausen und die eine oder andere Stärkung noch dazu. Jetzt leuchtet und glänzt er auf dem Balkon und erfreut auch die Nachbarn, bei denen von Tag zu Tag auch immer mehr Lichterschmuck erscheint.

Licht ins Dunkel zu bringen findet in Bad Neuenahr inzwischen – mit den coronabedingten Einschränkungen (denn die Fallzahlen im Ahrtahl sind noch zu hoch, immer noch gilt die Einstufung als „Risikogebiet“) im gesundheitlich unbedenklichen Rahmen – in vielerlei Formen statt:

Die Kurgartenstraße ist mit Tannenbäumen, Lichterpyramiden und -kugeln geschmückt, und auf der Kurgartenstraße wird – was man sich als Fußgänger und Radfahrer dort sonst nur wünschen kann – nahezu Schritttempo gefahren, weil es so viel Lichterschmuck zu sehen gibt. Überall sieht man: die wenigen Menschen, die in der Stadt sind, fotografieren fleißig die vielen Motive, lächeln und schauen auf die Lichtervielfalt. Die Rosenkranzkirche und die Martin-Luther-Kirche sind angestrahlt, auf der Telegrafenstraße sind die Bäume erleuchtet als ob sie Schneekugeln trügen, im Kurpark gibt es schon Lichtinstallationen und auf der Kurgartenbrücke kann man viele Lichterkugeln sehen, die auf die bevorstehende Attraktion der „Uferlichter“ hinweisen. Ab diesem Wochenende kann man die „Uferlichter“ wieder besuchen, leider ohne die gemütlichen Bewirtungsstände und -zelte; zum Trost sollen die „Uferlichter“ aber jedenfalls bis in den Januar erhalten bleiben.

Auch die „Turmkerze“ ist wieder da und leuchtet uns vom Neuenahrer Berg. Die Turmkerze ist in Neuenahr schon eine Tradition in der Adventszeit, aber dieses Jahr war der Aufbau wie so vieles anderes nicht wie immer möglich. Der Freundeskreis der Turmkerze, der jedes Jahr mit einer Reihe von kräftigen Helfern und tatkräftigen Unterstützern für die Montage der schweren Kerze auf dem Turm sorgte, konnte aus gesundheitlichen Sicherheitsgründen nicht wie gewohnt loslegen. Mit Hilfe eines Sponsors, der einen Kran zum Anheben zur Verfügung stellte, konnte das Werk nun dieses Jahr doch wieder gelingen.

Vielen Menschen in Neuenahr machen sie damit Freude. Ein Dank an alle Beteiligten!

Es ist geschafft: unser Weihnachtsbaum steht und strahlt Ein Glanzstück, der weihnachtlich geschmückte Platz an der Linde, aber fast menschenleer. Aber wer da ist, fotografiert.
Angestrahlt: die Rosenkranzkirche Weißer Lichterglanz auf der Telegrafenstraße
Adventlicher Schmuck auf der Kurgartenbrücke mit Blick auf die Martin-Luther-Kirche Auf der Kurgartenbrücke – bei so viel schönen Lichtern lässt sich selbst der Regen aushalten
Noch eine Impression von der Kurgartenbrücke Lichter über der Ahr

 

Jetzt ist es amtlich: die Uferlichter kommen Hoch oben vom Berg leuchtet die Turmkerze.