Wer nach Neuenahr fährt und wer durch den Ort spaziert, wird an zahlreichen Stellen von Ankündigungen für die Laga 2022 begrüßt. Der Hinweis gilt der seit 2016 geplanten Landesgartenschau von Rheinland-Pfalz in Bad Neuenahr-Ahrweiler, die ein großes Fest im Grünen werden sollte. Ehrgeizige Vorhaben in der Garten- und Pflanzenschau und eine Reihe weiterer Maßnahmen zur Aufwertung des Ortes wurden verfolgt. Viele Vorbereitungen und Arbeiten liefen schon seit einiger Zeit. Die Bürger und Bürgerinnen hatten dabei gerade in „Bau Neuenahr“ durch immer weitere Garten- und Wohnungsbaumaßnahmen bisher bereits einiges auszuhalten. Sie bewiesen große Geduld, viel Verständnis und Unterstützung für das große Vorhaben. Unmut verursachte allerdings aktuell die Schließung von Kernbereichen der städtischen Naherholung, bei der weite Strecken an der Ahr für Bauvorhaben gesperrt wurden und die verbliebenen Fuß- und Radwege so überlastet waren, dass man sich wechselseitig in die Quere kam. Der entspannten Erholung dient das offensichtlich nicht. Der Kurpark ist – bis auf den Eingangsbereich – für die gärtnerische Gestaltung gesperrt und fehlt damit auch z.B. als Spaziergarten für die Bewohner und Bewohnerinnen der Seniorenresidenz Sibilla.
Anfang April 2021 wurde bereits im Kreis der Verantwortlichen über Probleme mit der Ausrichtung der Laga 2022 diskutiert. Wenige Tage später kam der „große Knall“ und die „Reißleine“ wurde gezoge. Der Laga-Termin für das kommende Jahr war nicht mehr zu halten. Zu viele Probleme und dazu noch andauernde und weiter gestiegene Einschränkungen für die Menschen und die Vorhaben durch die Corona-Pandemie. Der Laga-2022-Termin wurde abgesagt. Angestrebt wird nun ein neuer Eröffnungstermin im Jahr 2023.
Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht: gut, dass es eine Landesgartenschau geben soll, schlecht, dass die Neuenahrer*innen nun noch zwei Jahre lang von Baustellen umzingelt und geplagt werden.
Zu den Ursachen der Absage gibt es einige Erklärungen. Es wird darauf hingewiesen, dass die zahlreichen Baumaßnahmen in den Parkanlagen und weiteren öffentlichen Grünanlagen anders als ursprünglich geplant überwiegend erst in den vergangenen Wochen beginnen konnten und somit der Laga-2022-Zeitplan nicht mehr eingehalten werden kann. Drei große Vergabeverfahren hätten nicht zur Auftragserteilung geführt werden können und müssten nun vorgenommen werden. Auch ein unerwarteter personeller Ausfall wird für die organisatorischen Probleme benannt.
Nach meiner Einschätzung kann das Vorhaben nur noch „über die Bühne gebracht werden“, wenn es kurzfristig und erheblich „abgespeckt“ wird nach dem Grundsatz „was nicht sein muss, muss nicht sein“. Teurer wird es ohnehin über die bereits eingetretene Verteuerung hinaus. Das Angebot für eine um ein Jahr spätere Fertigstellung ist nicht zum gleichen Preis zu haben. Ganz zu schweigen von den Kosten für die nach der Laga vorgesehenen weiteren großen Baumaßnahmen mit dem Neubau der Kurparkliegenschaften und des Twin-Schwimmbades. Eine aufwendige Straßenerneuerung z.B. an der Kurgartenstraße ist – bis auf einige kleinere Reparaturen – nicht notwendig, vielmehr hinderlich für den Verkehrsfluss angesichts zahlreicher bereits laufender Baumaßnahmen und entsprechender Sperrungen. Ein großes temporäres Parkhaus gegenüber dem Kaufhaus Moses wäre ein zeitaufwändiger teurer Bau, nachteilig für das derzeitige innerstädtische Stellplatzangebot und wohl auch nicht notwendig. Es könnten auch z.B. innerstädtische Freiflächen und Flächen außerhalb des Ortes genutzt werden. Ökologisch angesagt wäre ohnehin die ÖPNV-Einbeziehung mit der Ahrtalbahn und Pendel-Busverkehr. Pendeln werden die Besucher ohnehin müssen, da die Laga-Angebote relativ weit auseinander liegen. Wer sein Auto im geplanten Parkhaus abstellt, hat ja schon einen weiten Weg z.B. zum Kaiser-Wilhelm-Park. Und es sollten die laufenden städtischen und privatwirtschaftlichen Bauvorhaben mit klaren verabredeten (und notfalls sanktionierten) Zeitplänen zügig durchgeführt und rechtzeitig vor der Laga 2023 abgeschlossen werden. Jetzt behindern sich die privaten und öffentlichen Bauvorhaben mit den entsprechenden Anforderungen an die personelle und maschinelle Ausstattung wechselseitig. Bei dieser Konkurrenz muss es ja Probleme geben. An manchen Baustellen wird tagelang nicht gearbeitet, an anderen wird an der gleichen Stelle – unkoordiniert! – immer wieder mal auf und zu gemacht, wie es für die Verlegung von Rohren und Kabeln z.B. gerade so passt. Das dringende Nahziel sollte sein , daß laufende Vorhaben zügig abgeschlossen werden. Und es sollte Abstand genommen werden von weiteren neuen Planungen. In der Stadt sind bereits so viele Neubauprojekte unterwegs, dass man keine weiteren unwägbaren Herausforderungen braucht. Die Behinderung von Besuchern durch knatternde Baufahrzeuge ist kein schöner Empfang! Und bekanntermaßen heißt es ja auch: small is beautiful.
Mein persönlicher Wunsch für eine Laga 2023 wäre auch die stärkere Einbeziehung der Zivilgesellschaft, die sich gerne für ihre geschätzte Heimat einsetzt. Viele Möglichkeiten gibt es da, z.B. vom Verein „Freundeskreis Landesgartenschau Bad Neuenahr-Ahrweiler 2022“ mit Baumpatenschaften oder der Nutzung von ausgedienten Weinbergspfählen mit schönen Motiven als Blickfang für Ahrtal-Besucher*innen. Wir werden uns am Mal-Werk mit zwei Hölzern beteiligen und gerne eine Patenschaft für einen Baum übernehmen. Denkbar ist auch z.B. ein Wettbewerb in der Bürgerschaft für die Gestaltung und Verschönerung von Hausgärten, ggf. ehrenamtlich unterstützt durch einen erfahrenen Gärtner. Gärtnerische Pflanzen- und Beratungsangebote waren auf der „Lebensart“-Ausstellung ja sehr gefragt. Künstler*innen werden angesichts ihrer Beeinträchtigung durch die Corona-Epidemie auch dringend ein größeres Publikum brauchen – vielleicht auf der Laga, vielleicht mit einer Outdoor-Kunstausstellung?
Und noch ganz vieles mehr…