Wellenbrecher-Weihnachten

Seit dieser Woche gelten stärkere Regeln zur Covid-19-Bekämpfung. Nach den rasant steigenden Infektionen der vergangenen Wochen und den sinkenden Behandlungsmöglichkeiten in Krankenhäusern soll nun endlich mit den neuen stärkeren Regeln die 4. Corona-Welle gebrochen werden.

Impfstoff soll in großen Mengen für bis zu 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten schon zur Verfügung stehen.

Im Einzelhandel soll die 2G-Regel gelten: Zugang zu Geschäften nur für Geimpfte und Genesene mit Ausnahme von Geschäften für den täglichen Bedarf wie Lebensmittel-Handel, Apotheken und Drogerie-Märkten, wo auch Ungeimpfte einkaufen können. Die Maskenpflicht besteht dabei weiterhin. Maskenpflicht gibt es auch wieder an Schulen.

Die 2G-Regel (also geimpft bzw. genesen) gilt auch beim Besuch von Gaststätten, Kinos, Theatern und anderen Kultur -und Freizeiteinrichtungen.

Kontaktbeschränkungen

gelten für Ungeimpfte: private Zusammenkünfte sind nur noch erlaubt von Personen des eigenen Haushalts mit maximal zwei Personen eines anderen Haushalts, Kinder bis 14 Jahre werden dabei nicht mitgerechnet. Für Geimpfte und für Genesene, d.h. wenn alle anwesenden geimpft oder genesen sind, gelten diese Einschränkungen nicht.

Eine allgemeine Impfpflicht gibt es nicht – aber ein allgemeines Impfangebot, das man im eigenen Interesse und zugleich zum Schutz der Mitmenschen nutzen sollte. Es wird derzeit nur eine einrichtungsbezogene Impfpflicht geplant, der die MitarbeiterInnen in Alten- und Pflegeheimen und Krankenhäusern verpflichten soll.

Schwere Zeiten!

Aber wenn wir es schaffen, mit Umsicht und Rücksicht die Zahl der Infektionen deutlich herunterzubringen, hätten wir selbst und für andere schon ein schönes Weihnachtsgeschenk bekommen.

A propos Weihnachtsgeschenke: mit Spendengeldern wird in Bad Neuenahr-Ahrweiler den von der Flut betroffenen Menschen eine Vorweihnachtsfreude gemacht. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger erhalten seit letzter Woche von der Stadtverwaltung eine GrünCard-Gutschein-Karte zugeschickt, mit der sie im Wert von 125 Euro einkaufen können oder sich oder anderen eine Freude machen können.

Das Einkaufen ist derzeit an der Ahr

aber nicht ganz einfach für alle Beteiligten: Wir wollten gestern zum Kurpark die Uferlichter sehen und die Bewirtung genießen. Das scheiterte wieder einmal an strömendem Regen. Also fuhren wir von Neuenahr nach Ahrweiler, um in einem Elektro-/Elektronik-Geschäft eine Brotbackmaschine für Weihnachten für den Schwager zu kaufen. Das scheiterte daran, dass das Geschäft noch mit der Beseitigung der Flutfolgen zu tun hatte. Also wollten wir schauen, ob wir vielleicht einige der bestellten Weihnachtswunsch-Bücher abholen können. Das wunderbare Buchgeschäft in der Telegrafenstraße in Neuenahr war am 14./15. Juli des Jahres Opfer der Flut geworden. Die Are-Buchhandlung muss erst nach erfolgter Schuttbeseitigung und Trocknung der Räume wieder aufgebaut werden. Die Buchhändlerin der Are-Buchhandlung hatte aber in Ahrweiler „Unterschlupf“ mit ihrem Buchhandel bei einer Buchhändlerin aus Ahrweiler gefunden, deren  Geschäft in der Ahrweiler Innenstadt, die „Buchhandlung am Ahrtor“ ebenfalls von der Flut zerstört worden war.  Die Ahrweiler Buchhändlerin hat nun ein „Ausweichquartier“ eingerichtet in der Elligstraße 20 in Ahrweiler und hat dort die Neuenahrer Kollegin „unter ihre Fittiche“ genommen. Die freundliche junge Buchhändlerin im „Ausweichquartier“, auch noch mit einer kleinen Tochter, hat unter schwierigen Bedingungen ein zauberhaftes Geschäft mit viel Atmosphäre eingerichtet. Wenn das keine schöne Weihnachtsgeschichte ist!

Zum Schluss: Wir haben tatsächlich fast alle bestellten Bücher dort erhalten. Und noch ein Buch dazu gekauft, das sich mit der Ahrflut des Jahres befasst und das man nicht nur als Ahrtaler unbedingt lesen muss: Titel „Es war doch nur Regen!? Untertitel: Protokoll einer Katastrophe“ Autor: Andy Neumann, das Buch ist ein Spiegel-Bestseller. Der komplette Erlös geht an die Opfer der Flutkatastrophe. Erschienen im Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-2946-0  Preis: 14 Euro

Ganz zum Schluss: Wir sind noch einmal nach Bad Neuenahr gefahren, um nach dem Fortgang in unserer Wohnanlage und der eventuellen Feuchtigkeit in unserer Wohnung zu schauen. Das Haus wirkt gespenstisch. Unsere kälter werdende Wohnung hat inzwischen eine Temperatur von 10 Grad. Zwei große Pflanzen in der Wohnung halten sich noch ohne Schimmel. Im Keller ist inzwischen – nach mehr als vier Monaten – mit Trocknungsgeräten und Arbeitsbeleuchtung ein Fortschritt zu sehen. Weiterhin fehlen in allen 53 Wohnungen Strom und Heizung. Wir hoffen, dass bald zumindest in den Wohnungen ab der 1. Etage Strom und Heizung installiert wird und das Gebäude keinen größeren Schaden nimmt. Wir bleiben zwangsläufig wie schon seit Mitte Juli des Jahres zur Unterkunft in unserem Hotelzimmerchen in Bonn. Physisch ist es dort trotz der Enge auszuhalten. Emotional ist es schwer – wir bemühen uns abwechselnd um Geduld, Verdrängung, Resilienz.

So sieht es bei uns in der Unterstraße derzeit aus – minimale Fortschritte; an der Kreuzung, wo die Bake steht, wird schon seit über einem Jahr „gearbeitet“. Es wurde das Legen von Rohren vorbereitet, es kam die Flut, und es sollen wieder Rohre gelegt werden. Wann?
Das ist bzw. war der Aufzug in unserem Haus. Die ganze Aufzuganlage funktioniert seit der Flut nicht mehr.
Und hier geht es in unseren Keller – Estrich/Putz sind abgeschlagen, die Wände sehen trocken aus, es gibt Licht für die Handwerker (die allerdings noch fehlen).
In Neuenahr am Platz an der Linde im ehemaligen Café sieht es aus wie nach einer künstlerischen Installation in einem Rohbau. Sichtbar wird auch, wie viel Arbeit allein an Rohren und Leitungen noch bevorsteht.
Trotz aller Flutfolgen: in Bad Neuenahr sind an einigen Stellen neue Bauvorhaben unterwegs.

Ich habe den dringenden Wunsch an die Planer, dass bei Neubauvorhaben immer auch die Fußgänger nicht vergessen werden. An der Hauptstraße und damit derzeit am Übergang zu den Pop-Up-Stores gibt es keinen Übergang für Fußgänger, nicht mal einen Zebrastreifen.

Eine kleine Weihnachtsfreude an der Kapelle auf dem Alter Markt: die Weihnachtsgeschichte mit vielen Mitwirkenden ist im Advent anzuschauen.
Auch in Lohrsdorf hatte die Flut im Juli gewütet. Die Folgen sind an manchen Stellen noch zu shen.
Vergangenheit – die Flut und ihre Folgen –  und die   Zukunft – funkelnagelneue Baumaterialien – liegen auch in Lohrsdorf dicht beieinander.