Erfrischender Frühling im Ahrtal

Zum meteorologischen Frühlingsanfang am 1. März 2022 lockt wieder strahlender Sonnenschein wie schon seit ein paar Tagen in der Ahr-Region nach draußen. Wer Zeit hat und auch mal wieder den Kopf freibekommen möchte, nimmt eine Auszeit an der frischen Luft. In Noch-Corona-Zeiten ist das ohnehin eine Empfehlung. Seit 4. März 2022 gibt es eine Reihe von Erleichterungen bei den Corona-Regeln, u.a.: Restaurants dürfen auch wieder von Nicht-Immunisierten, die nur einen negativen Testnachweis brauchen, besucht werden (3G). Dasselbe gilt auch für touristische Übernachtungen. Die Inzidenzen fallen und steigen. Zum Teil sind die Erfassungen auch nicht immer zeitnah und ganz zuverlässig. Jedenfalls sind die festgestellten Zahlen weiter recht hoch und haben wir ein wechselhaftes  Infektions-Geschehen.

Was Reisende aktuell freuen kann, ist, dass aus deutscher Sicht kein Land mehr als Corona-Hochrisikogebiet gilt. Seit 3. März 2022 sind alle Corona-Hochrisikogebiete auf der Liste von Deutschland gestrichen. Damit ist die Rückreise aus diesen Urlaubsländern wieder leichter möglich. Die 3G-Regel gilt allerdings weiter.

In einer Wandergruppe mit kundiger Führung und treuem Führhund haben wir am 2. März eine Wanderung von Bad Neuenahr aus über den Rotweinwanderweg bis Gimmigen und von dort auf die Höhe bis zum Golfplatz unternommen. Die Pause dann, bei köstlicher Stärkung auf der Terrasse des Restaurants „Am Köhlerhof“ und dort gewärmt von der Sonne, hätten wir noch lange ausdehnen können. Aber es ging weiter, an der Landskrone vorbei hinunter nach Gimmigen und an der nördlichen Ahrseite die Ahr entlang und vorbei an der Container-Siedlung zurück zur Stadt (ca. 12 km).

Was gibt es Neues im Ahrtal? Nach der Flut wurde schnell von vielen in Politik und Verwaltung vom Wiederaufbau im Ahrtal nach der Flut gesprochen. Dann wurde der Begriff „Wiederaufbau“ weniger benutzt, weil nach dem, was alles passiert war, nicht einfach an Ort und Stelle und in gleicher Weise alles wieder aufgestellt werden könnte. Der Begriff ist aber auch nicht so wichtig.

Wichtig und für die Ahr-Anrainer ein Anlass zur Hoffnung und Zuversicht sind die jetzt anstehenden Beratungen des Kreis Ahrweiler: der Kreis befasst sich mit der Frage, wie es an der Ahr und ihren Nebenflüssen weitergehen soll und welche Maßnahmen in Bezug auf die zerstörten oder veränderten Gewässerstrukturen erforderlich sind. Der Kreis- und Umweltausschuss wird  in einer außerordentlichen Sitzung am 7. März 2022 über den Vergabevorschlag zur Erstellung eines Gewässerwiederherstellungs-Konzeptes beraten und dieses auf den weiteren Weg bringen. Dass dies ein langer Weg sein wird, ist offensichtlich. Erstellt werden soll ein regionales, länderübergreifendes Hochwasservorsorge-Konzept Ahr. Das Wiederherstellungskonzept ist dazu ein erster Schritt. Es soll festlegen, wo und wie die zerstörten Gewässerstrukturen aufzubauen sind, auch um Gefahren zu beseitigen und den Abfluss und die Gewässerstrukturen zu verbessern. Einzelaspekte sind dabei insbesondere die Wiederherstellung der Gewässerökologie sowie die Schaffung von Rückhaltefunktionen und Abflussflächen in besiedelten Bereichen.

Weitere Einzelheiten im Newsletter der Kreisverwaltung Ahrweiler vom 2. März 2022: zu beziehen über kreis-ahrweiler.de

Große Freude und Hoffnung! Wir sind vor Jahren aus Liebe zur Ahr-Eifel nach Bad Neuenahr gezogen und haben seitdem schon zwei sogenannte Jahrhunderthochwasser erlebt. Nach der Flut am 14./15. Juli 2021 war unsere Wohnung nicht mehr bewohnbar und wir sind für ein halbes Jahr in ein Hotelzimmer gezogen. In Sorge vor einer dritten Flut, die uns emotional und finanziell noch stärker beeinträchtigen würde, haben wir für alle Fälle schon mal nach einer Wohnung außerhalb des Ahrtals gesucht. Aber ohne Freude – das Ahrtal ist längst unsere Heimat, die wir nicht verlieren möchten. Jetzt keimt natürlich wieder Hoffnung auf.

Und trotz allem geht es aufwärts im Ahrtal, mit vielen Freizeitangeboten:

Im Kurpark Köstliches im Restaurant und Café, Lesung über die Flut im Ahrtal mit dem Autor des Buches, Andy Neumann, „Es war doch nur Regen“ heute  (5.3.22) im Kurpark, Große Bühne;  ab 19. März ist der Waldkletterpark unterhalb der Paradieswiese in Bad Neuenahr wieder geöffnet; vom 23. April bis Ende Mai findet das „Wandern für den Wiederaufbau“ statt: Wandern zwischen Altenahr, Mayschoß, Rech und Dernau mit kulinarischen Highlights entlang der Wegstrecke – für einen guten Zweck durch den Einkauf eines Solidaritätsarmbands oder -Weinglases.

Der Frühling kündigt sich mit den ersten blühenden Bäumen in aller Pracht an. Das hebt – in diesen weiter schweren Zeiten – die Laune.
Eine Wanderung an der nördlichen Ahr-Seite entlang: die Ahr ist bei Heppingen weiterhin wild und entsprechend laut.
Unterhalb der Autobahn-Brücke Blick auf die Ahr, breit und laut. Die Ahr-Ufer sind hier noch wie von der Flut geschaffen.
An vielen Stellen in Neuenahr wird gebaut, so auch an der von der Flut am 14./15.7.2021 stark betroffenen Kreuzung Mittelstraße/Unterstraße.
Dass in Neuenahr mit Fleiß gebaut wird, war schon auf der Wanderung auf dem Rotweinwanderweg Richtung Gimmigen zu erkennen: eine langgezogene weiße Staubwolke in der Luft.

Viele LKWs fahren tagtäglich durch den Ort, wo restlicher Schlamm von der Sonne getrocknet worden ist; eine leichte Staubfahne ziehen sie sichtbar hinter sich her (Atemmaske aufsetzen in der Nähe von Baustellen?)

In der Stadt, hier an der Martin-Luther-Kirche, findet sich immer ein Plätzchen und Bänkchen, um sich zwischen den Baustellen auszuruhen. Der überdimensionale rosafarbene Blumentopf wirkt etwas unpassend mit seiner Bepflanzung mit winzigen Frühblühern. Vielleicht passend für den großen Geldtopf, den das Ahrtal jetzt braucht.
In der Felix-Rütten-Straße in Bad Neuenahr, gegenüber dem ehemaligen Casino, stand das flut-geschädigte Gebäude lange still. Jetzt wird mit Hochdruck, mit Gerüst und Baggern daran gearbeitet.
Ersichtlich steht die Räumung des Gebäudes erst am Anfang. Im Hintergrund das Steigenberger Hotel, das sich in einer immensen Wiederherstellungsmaßnahme befindet: Hotel, Straße, Leitungen, Innen-Einrichtungen und vieles mehr muss wieder hergestellt werden.
Über die Schuttberge an der Straßenbiegung ist kaum noch drüber zu schauen. Für Fußgänger ist nun auch kein Platz mehr hier.

Hier hat man das Gefühl – angesichts der Schuttberge –  dass die ganze Stadt wieder neu aufgebaut wird.

Man kann gerade noch auf das Kurhaus an der Felix-Rütten-Straße schauen.
Das (eigentlich) schöne alte Thermal-Badehaus am Kurpark:

Dieses altehrwürdige Gebäude hat einiges mitgemacht: im September 2020 durch einen Brand und im Juli 2021 durch die Ahr-Flut. Seit September 2020 wird, nachdem das Gebäude komplett gelöscht war und getrocknet ist, bis heute tagtäglich Schutt heraus geräumt. Die gute Nachricht ist, dass einige der ehemaligen Einrichtungen in das Gebäude  wieder einziehen sollen.

Auch eine „Reminiszenz“: An der kleinen Litfaßsäule auf der Kurgartenstraße sieht man noch die Ankündigung für die 67. Tennis Classics Bad Neuenahr – Deutsche Meisterschaften. Die Ankündigung galt für die Zeit ab dem 27. Juli 2021. Tragischerweise zog 3 Tage vor Beginn der Classics die Flut durch Bad Neuenahr. Mit der Folge u.a., dass die Tennisplätze zerstört wurden.

Aber nun ist zu hören, dass im Jahr 2023 die Classics wieder kommen sollen. Das ist eine gute Nachricht.