Plötzlich reif, Verantwortung zu tragen

Am Freitag, 18.3.2022 wurde von Bundestag und Bundesrat eine Neuregelung für die Corona-Maßnahmen auf den Weg gebracht. Ziel dieses neuen Infektionsschutzgesetzes ist der Wegfall der meisten Corona-Beschränkungen. Aufgehoben wird damit die bisherige Maskenpflicht, das Abstandsgebot und die bisherige Beschränkung auf wenige Personen bei privaten Treffen sowie bei größeren öffentlichen Veranstaltungen. Die vom Bund getroffene Regelung sieht im Prinzip nur noch einen „Basisschutz“ vor. Demnach gilt die  Maskenpflicht weiter für Kliniken und Pflegeheime sowie Busse und Bahnen. Die Regelung gilt schon heute, aber mit einer Übergangsfrist für die Länder bis zum 2. April 2022, während der die Länder auch die bisherige Regelung beibehalten können.

Rheinland-Pfalz hat seine Übergangsregelung bereits beschlossen (die 32. Corona-Bekämpfungsverordnung), die am 18. März 2022 in Kraft getreten ist . Danach bleibt die Maskenpflicht im Einzelhandel bestehen und auch bei Veranstaltungen in Innenräumen mit mehr als 250 Personen. Aber es gibt viele Lockerungen gegenüber bisherigen Corona-Maßnahmen: eine Maske muss grundsätzlich nicht mehr getragen werden bei Hotels, Restaurants und anderen Einrichtungen, wenn dort kontrolliert wird, ob die Gäste oder Besucher geimpft, getestet oder genesen sind. Clubs und Diskos können wieder besucht werden, allerdings unter 2G-Plus-Bedingungen, d.h. von Genesenen oder Geimpften mit negativem Corona-Test.

Es bleibt also trotz allem anstrengend. Nach dem 2. April 2022 gilt das neue Bundesgesetz, demnach es nur noch einen Basisschutz (wie Maskenpflicht in bestimmten Einrichtungen wie Kliniken und in Bussen und Bahnen) geben wird. Die Länder können nur noch, wenn es notwendig wird, durch eine Hotspot-Region im Land, zusätzliche Maßnahmen zum gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung ergreifen. Das ist aber kaum eine echte Hilfe für die Länder: schon der Begriff „Hotspot“ ist schwammig und kann zu Streitigkeiten führen. Außerdem hat das Gesetz eine hohe Hürde für Maßnahmen zugunsten eines Hotspot getroffen: es muss das Landesparlament zustimmen. Das bedeutet, dass wertvolle Zeit verstreichen kann, bis eine Entscheidung gefallen ist und die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden.

Seit Beginn der Pandemie sind wir auch schon bei deutlich geringeren Fallzahlen durch Politik und Gesetzgebung laufend engmaschig geschützt worden – was allerdings nicht allen gefallen hat.

Die Fallzahlen sind gerade in letzter Zeit rasant nach oben gegangen. Zum Beispiel die Inzidenzen im Kreis Ahrweiler: ab 4. März 2022  mit einer Inzidenz von 1.266,9, bis 7.3.2022 von 1.499,1, bis 8.3.2022 von 1.572,7, bis 9.3.2022 von 1.679,2 und bis 19.3.2022 bis 1.727,5. Das ist keine gute Entwicklung und keine Bilanz, auf die wir stolz sein können.

Nun haben wir plötzlich selbst die Verantwortung für uns und unsere Mitmenschen. Auf einmal traut uns das die Politik – zumindest einige entscheidungsrelevante Politiker – zu. Also sind wir gut beraten, wenn wir uns in Zukunft selbst darum kümmern, uns und andere vor einer Infektion zu schützen. Niemand ist z.B.  gehindert, auch weiterhin eine Maske zu tragen (hilft auch bei anderen Anlässen wie Flut- oder Saharastaub und gegen Erkältung und Schnupfen). Auch Abstandhalten wäre nicht schlecht: aufdringliches Heranrücken mag man kaum, entspanntes Schlange stehen beweisen z.B. die Briten als möglich. Ich kann mir vorstellen, dass dem Bundesgesundheitsminister ganz schlecht geworden ist, als das neue Gesetz mit dem reduziertem Corona-Schutz auf den Weg gebracht worden ist. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass er uns mit Informationen und Warnungen weiterhin zur Seite steht.

Ein „Traum“-Wochenend-Spaziergang  am 19. März 2022 an der Ahr. Der Himmel ist kräftig blau und die Sonne strahlt den ganzen Tag unentwegt – bei allerdings sehr frischem böigen Wind. Also Spazieren mit warmer Jacke.

In Bad Neuenahr geben die Osterglocken (gelben Narzissen) dem Ort mit den vielen Baustellen wieder Farbe und Vorfreude auf Ostern. Pünktlich (wie die derzeit an der Ahr „heiß begehrten“ Handwerker)!

Am Waldrand und an Böschungen, trotz Schlamm und anschließender langer Trockenheit, blüht die Natur mit Kraft wieder auf und trägt das Ihre dazu bei, dass Bad Neuenahr „wiederbunt“ wird.
Ich wandere von Neuenahr nach Heimersheim, über die Straße „Am Johannisberg“ und ein Stück am Wald entlang. Selbst die zartesten Wildblumen kämpfen sich – wie jedes Jahr – ans Sonnenlicht. So viel Kraft und Gelassenheit wünscht man sich manchmal auch.
An der Straße am Johannisberg sind die gepflegten Gärten mit Frühblühern, blühenden Sträuchern und Bäumen eine Freude. Und die Forsythien blühen wie immer wie wild.
Selbst am kargen Waldrand blühen die Sträucher in voller Pracht. Ohne Gießen (lange Trockenzeit), ohne Dünger, ohne Frühjahrsschnitt.
Kein Urlaubsbild aus Japan, sondern aus Bad Neuenahr – wie gemalt!
So früh und so frisch ist es noch, aber die Zierbäume und -sträucher zeigen sich in voller Pracht.
Auch die Mandelblüte bleibt nicht aus. Man könnte einfach nur schauen und staunen, was die Natur alles hervorbringt. Und hier oben ist auch alles wie immer – ruhig und schön, und fernab der Baustellen in Neuenahr. Als Flutbetroffener kann man hier tief durchatmen und entspannen.
Es gibt auch einige gute neue Nachrichten: die „Idille“, das von vielen Besuchern geschätzte Restaurant mit Terrasse, am östlichen Ende der Straße „Am Johannisberg“, empfängt wieder Gäste. In der langen Corona-aus-Zeit ist das Haus in neuem Glanz wiederhergestellt worden. Da kehren wir ein! Am Johannisberg 101, Tel. 02641 28429
 Und hier gibt es auch Gelegenheit, sich über einen sichtbaren Fortschritt zu freuen: in Verlängerung der Straße Am Johannisberg sind die Straßenränder schon befestigt, die Straße mit Schotter bedeckt und befahrbar, am Rand ist ein Fußgängerweg schon recht weit gediehen. So werden Neuenahr und Heimersheim wieder eine gute Verbindung haben.
In Heimersheim möchte ich gerne auf die andere Uferseite kommen. Das Hinweisschild „Bahnhof Heimersheim“ leitet mich, allerdings „in die Irre“.
In Heimersheim Blick auf „den Rest“ der ehemaligen Fußgängerbrücke, die nur noch nach oben ins Nichts zeigt.
Auch in Heimersheim wird an vielen Stellen, zumeist in Eigenregie mit Hilfe, gearbeitet, um Wohnungen, Häuser, Grundstücke wieder instand zu setzen.
Von Heimersheim führt eine Auto-/Fahrrad-/Fußgänger-Straße über die Ahr nach Heppingen. Deutlich zu sehen ist auch noch die Ruine der – von der Flut weggespülten – Brücke über die Ahr. Der Trümmer-Restbestand dient hier nur noch zum Sonnen und für ein „Pausengetränk“.
Immer wieder hinreißend schön, als ob es keine Flut gegeben hätte: die „wilde Ahr“ unterhalb der Autobahnbrücke. Die Natur wirkt an dieser Stelle – für ein kurzes Stück leider nur – vollkommen intakt.
Sonne und Berge und ein paar Wolken am Himmel. In Bad Neuenahr sind diese Berge allerdings keine Klettersteige oder Pisten, sondern Schutt und Abraum nach der Flut.
Wie an den „Großgeräten“ deutlich zu sehen, ist in Neuenahr der Bedarf an Schutt-Beseitigung noch lange nicht gedeckt. Es gibt noch sehr viel zu tun, bis der Platz rund um das  Apollinarisstadion wieder seinem ursprünglichen Zweck zurückgegeben werden kann.
Am Apollinarisstadion wird kräftig gearbeitet. Im Hintergrund ist ein Teil des Apollinarisstadions auf der Höhe der oberen Ränge zu sehen. Noch höher sind aber die Schuttberge davor.
„Neuenahrer Abraumberg“. Alles ordentlich und sauber gefegt. Eine irritierende Ästhetik.
Abräumbagger vor einem der Schuttberge am Stadion.
Und es gibt auch immer wieder etwas Neues, was Mut macht und erfreut: so z.B. die Oster-Angebote (nach Modernisierung, Flut und anschließendem Wiederaufbau)  der Konditorei Irmgartz, in der Hauptstraße in Neuenahr. Ein Trost, mehr noch, ein Fest für Naschkatzen.