Es ist noch einmal gut gegangen im Ahrtal

Die Woche begann wie in einem alten Desaster-Movie: die Menschen im Ahrtal waren in banger Erwartung einer näher kommenden erneuten Katastrophe. Aber es war anders als bei der Flut-Katastrophe im Juli 2021: es gab Vorwarnungen „auf allen Kanälen“ vor Starkregen, Gewitter, Sturm und Böen, auch von amtlicher Seite – und das ist neu.  Wir waren nicht hilflos, ahnungslos  und ungeschützt einer Katastrophe preisgegeben. Die Warnungen kamen auf vielen Wegen: Handies, Fernsehen, Rundfunk, NINA- und andere Warn-Apps.  Auch Sandsäcke wurden den Bürgern zur Verfügung gestellt.

Nach langer Zeit nach der Flut und vielen enttäuschten Hoffnungen der Menschen auf schnelle Hilfe,  nach Verzweiflung vieler Menschen an der Ahr und dem Gefühl allein gelassen zu werden mit den Folgen der Katastrophe, kommt Hoffnung auf, dass die verantwortlichen Stellen bei einer Ausnahmesituation Verantwortung übernehmen.

Wir sind in der Region noch alle – einschließlich der Helfer und Handwerker – im Wiederaufbau nach der Flut 2021. Wir leben auch in Bad Neuenahr wie auf einer Baustelle inmitten von Baulärm und Staub und Abriss von nicht mehr haltbaren Häusern. In unserer Wohnanlage haben wir endlich eine Haustür, aber alle Parterre-Wohnungen müssen wieder komplett neu aufgestellt werden. Estrich und Putz sind raus, die Wände weitgehend trocken, nun muss das Fundament gegen Feuchtigkeit geschützt werden – es wird in vielen Häusern in unserer Straße tief gegraben, getrocknet und dann das Fundament abgesichert. Und dabei haben wir noch „Glück“ im Vergleich zu den Menschen, die ihre Häuser und Wohnungen in der Flut verloren haben und nun kein Grundstück, kein Geld und keine Zeit für einen Neubau haben.

Zum Glück waren wir im Ahrtal diesmal nur wenig von den Unwettern belastet, die sich in Deutschland ausbreiteten. Wetter-Experten weisen darauf hin, dass sich Zeit, Ort und Menge eines Unwetters vielfach nicht vollständig berechnen lassen. Aber: lieber einmal zu viel gewarnt als einmal zu wenig.

Am Montag hatten wir Starkregen: so fiel zwischen Heppingen und Lohrsdorf  reichlich Wasser an. Autos fuhren mit Blinklicht im Schritttempo durch tiefes schlammiges Wasser (ca. 40 cm hoch). Stellenweise „teilten“ sich die Autofahrer eine Fahrspur, weil die andere Fahrspur nicht mehr befahrbar war.

In den weiteren Tagen gab es jedenfalls keinen Dauerregen. Es ließ sich sogar u.a. am Mittwoch gut wandern. Die Terrainwanderung am Freitag musste allerdings abgesagt werden. So sind wir insgesamt „mit einem blauen Auge“ davongekommen.

Abriss, Wiederherstellung, Baustellen: so sieht es in Bad Neuenahr weiter an vielen Stellen aus. Hier wird ein Haus an der Felix-Rütten-Straße, wo zunächst noch Hoffnung auf Verbleib und Wiederherstellung war, abgerissen.
Graue Wolken am Wochenanfang kündigen Starkregen in Neuenahr an. Dass noch hoch am Himmel ein Flugzeug unterwegs ist, ist vielleicht ein gutes Zeichen, dass es so ganz schlimm hier nicht wird. Wurde es dann auch nicht.
Am Mittwoch lässt es sich schon wieder wandern. Ersichtlich sind Wanderwege wieder hergestellt und  Flutschäden vom vergangenen Jahr beseitigt. Die Terrainwanderung führt von Ahrweiler hoch am Kloster Kalvarienberg vorbei durch den Wald, am Geisbach entlang ins Heckenbachtal und an der Winzerkapelle vorbei. Selbst im Wald ist es schwül und warm. Kein Wunder bei den Regenmengen der letzten Tage.
Auf dem Weg vom Berg ins Tal zeigen sich an der Ahr auf breiter Fläche die Flutschäden vom vergangenen Jahr.
Aber aus (fast) allem lässt sich noch etwas Gutes machen, hier kann man sich neben der Brücken-Ruine in der Ahr die Füße kühlen.
Für Mensch und Tier eine Erholung von der Hitze in der schmaler gewordenen Ahr.

Den Pferden gefällt es offensichtlich mindestens so gut wie den Reiterinnen.

Auf dem Weg zur Einkehr ein wichtiger Hinweis auf die nächsten Ahr-Veranstaltungen: vom 26.- 29. Mai und  vom 3.-5. Juni 2022 : Wein Walk. Wandern in den  Weinbergen! s. ahrtal.de/ahrweinwalk