Neuenahr – Baustelle und Naherholung

In Bad Neuenahr leben wir seit der Flut im Juli 2021 weiter auf einer Baustelle, zwar mit trinkbarem fließenden Wasser, Strom und Heizung. Aber in unserer Wohnanlage immer noch ohne Kellerraum und Perspektive, was das Ende der Baumaßnahmen betrifft. Für die Menschen, die weiter oben an der Ahr wohnten, ist die Situation noch viel schlimmer. Immer noch sind viele ohne eigene Wohnung und ohne Perspektive, wie es weiter gehen soll. Es soll aber auch „aufsuchende Hilfe“ geben von den zuständigen Stellen, mit Mitarbeiter*innen an Info-Punkten und mit anderen direkten Auskunfts- und Hilfemöglichkeiten für die betroffenen Menschen. Es ist notwendig und wichtig, dass die Menschen aus der Ahr-Region diese Hilfen dann auch abrufen.

In Neuenahr sind umfangreiche Infrastruktur-Maßnahmen im Gange, Straßen, Brücken, Fernwärme und vieles mehr. Die Modernisierung der Stadt sollte eigentlich schon vor der Landesgartenschau 2022 in Bad Neuenahr in Angriff genommen werden. Jetzt kommt es anders: Nach der Flut sind  Wiederherstellung und Modernisierung in Bezug auf die städtische Infrastruktur, Wohnungen,  Häuser,  Geschäfte, Schulen, Sport- und Spielplätze,  Gastronomie, Hotels und Ferienwohnungen angesagt; Landesgartenschau 2023 abgesagt. Ganz offen ist auch noch, wann und wie der Weg der Ahr zukunftstauglich gestaltet werden kann.

Einen großen Vorteil haben wir hier im Ahrtal: Wem die derzeitige Situation hier auf die Nerven geht, muss gar nicht weit weg, um dem zu entgehen. Wir sind hier mitten im Naherholungsgebiet mit vorzüglichen Wanderstrecken. Und wenn man oben auf den Bergen unterwegs ist, sieht es fast so aus wie früher.

In Neuenahr wird mit großem Einsatz auch an der Infrastruktur gebaut, hier am Platz „Alter Markt“ nahe beim alten Rathaus. Fußgänger müssen hier zwangsläufig geistig und körperlich beweglich bleiben, um immer wieder ihren Weg zu finden.

 

 

Über lange Strecken auch durch die Innenstadt, wie hier am „Alter Markt“ werden Rohre verlegt. Straße auf, Straße zu, neues Pflaster. Man muss schon gut aufpassen, wo es lang geht.
Stress für Fußgänger an der Kreuzung Rathausstraße/Bergstraße:

Fußgänger kommen vom sog. Moses-Parkplatz und gehen Richtung Innenstadt, sie haben vor der Kreuzung auch noch einen Fahrradweg zu beachten und dann „volles Programm“ beim Überkreuzen der Kreuzung: Autos von links, von der Bergstraße, von rechts, von geradeaus und vom sog. Moses-Parkplatz – und es gibt keinen Fußgängerüberweg!!!

Selbst wenn man erfolgreich über die Kreuzung Richtung Innenstadt gerannt ist, gibt es noch ein Hindernis: eine Begrünung, an der man auch noch vorbei muss.

Ich habe schon Mütter mit Einkäufen und Kindern rennen sehen.

Und im Ahrtal wird auch „nicht immer“ die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten. Auch wenn das nicht beliebt ist und nicht kontrolliert wird: es wäre ein Gebot der Rücksicht. Manch einer fährt, als hätte er kein Benzin, sondern Kerosin in den Adern.

Immer wieder wird gegrübelt, wie man hier am Moses-Parkplatz rüber kommt.

LIEBE STADTVÄTER UND STADTMÜTTER:

BITTE EINEN ZEBRASTREIFEN!

Am Bahnhof Neuenahr habe ich ein 9€-Ticket gekauft und gleich genutzt für eine Fahrt ins schöne Bad Bodendorf mit der DB-Ahrtalbahn. Unterwegs sieht man entlang der Bahn noch deutlich die Spuren der Verwüstung durch die Ahr vom Juli 2021.
In Bad Bodendorf geht der Rotweinwanderung von der Straße rechts neben dem Bahnhof gleich los. Im Ahrtal-Café habe ich mir noch schnell eine köstliche Wander-Verpflegung gekauft. Los geht’s.
Der Rotweinwanderweg führt hier erst auf asphaltierter Straße rechts bergauf und nach kurzer Zeit an Wiesen und Wäldern entlang.
Dort zweigt auch schon ein kleiner Weg für einen kurzen Abstecher ab: Wer sich für Trüffel interessiert und mehr darüber wissen will, ist hier richtig: in der „Trüffelhauptstadt Deutschlands“. Die Barbarossa-Stadt Sinzig hat mit dem Ahrtrüffel e.V. an dieser Stelle begonnen, eine Truffière von mit Trüffelsporen beimpften Bäumen und Sträuchern anzulegen. Auf einem kleinen Spaziergang im „Trüffelpark“ kann man mehr dazu erfahren.
Weiter geht es auf dem Rotweinwanderweg an vielfach und vielfarbig blühenden Wiesen vorbei. Ein langes Stück des Wegs führt an dem Naturschutzgebiet „Orchideenwiesen“ vorbei. In Schautafeln am Wegesrand wird informiert, wie  dieses Gebiet gemeinschaftlich zum Schutz der Natur entwickelt wurde. Einiges ist jetzt Anfang Juni schon verblüht. Aber es gibt noch viel anderes zu entdecken.
Es ist wie in einem einzigen großen Garten. Hier sind z.B. Akelei zu bewundern.
Es blüht links und rechts am Wegesrand in voller Pracht, dazu duftet es wie Honig, und Bienen und andere Insekten hummeln um die Wette. Schattige Waldstücke zwischendurch machen das Wandern noch erholsamer.
Weite Blicke sind immer wieder die „Belohnung“ für das Wandern auf die Berge hinauf, hier über üppig blühende Natternkopf-Blumen. Man sieht allerdings in der sattgrün leuchtenden Landschaft auch die Spuren der Verwüstung durch die Ahr – unterhalb der Brücke, wo eine Fahrbahn weggerissen wurde von den Fluten.
In Heppingen bin ich schon fast am Ende meiner Wanderung. Auch hier hat die Flut im Juli 2021 nur den Rest eines Brückenpfeilers stehen gelassen. Radfahrer und Fußgänger sind einer Brücke verlustig gegangen. Aber eine Straßenverbindung zum anderen Ahrufer, gut asphaltiert, ist vorhanden.
Da ist sie wieder, zuverlässig, die Ahrtalbahn, die derzeit – in zwei Richtungen – im Ahrtal bis nach Walporzheim  unterwegs ist. In drei Jahren soll sie sogar wieder durchgehend wie früher fahren.
Ich wandere weiter an der Ahr entlang Richtung Neuenahr. Die Umgestaltung des Terrains unter der Brücke durch die Ahr ist eindrucks-voll: die Pfeiler in einer ausgeprägten Vertiefung, dahinter ein kleiner neuer See, und im Hintergrund ganz schmal die Ahr. Bis zur endgültigen Herrichtung wird es hier wohl auch lange dauern.
Im Kaiser-Wilhelm-Park sieht man noch die Einzelteile eines Brückenprojektes vom vergangenen Jahr liegen: hier sollte eine schöne neue Brücke für die Besucher im Park geschaffen werden.
Und hier sieht man hinter den  „unverdrossen blühenden“ Mohnblumen auch noch den Rest der alten von der Flut abgerissenen Brücke im Park.