Die zwei Seiten von Neuenahr

Es wird gewuselt, gesägt, gehämmert, geklopft an allen Ecken und Enden.  Jeden Tag mindestens eine neue Baustelle in Bad Neuenahr. Und man ist froh, dass der kümmerliche Rest, der gerade jetzt in der sommerlichen Trockenheit von der Ahr noch zu besichtigen ist, nahezu ortsfest erscheint und keinen Anlass zur Sorge vor dem nächsten Hochwasser gibt. Es liegt noch kein allseits akzeptiertes und umweltadäquates Konzept vor, das eine Neugestaltung für den Verlauf und die Sicherung des Ahr-Ufers einschließlich der Zuflüsse bis hin zum Rhein vorsieht.

Die Menschen hier lieben ihre Heimat und wissen, wie schön sie ist – auch wenn sich die Schönheit derzeit eher auf den Wein- und Waldbergen erschließt. Die meisten Menschen an der Ahr wollen auch nicht wegziehen. Aber sie können auch nicht langfristig ohne eigene Wohnung bleiben.

Klar, Infrastruktur und deren Wiederherstellung ist eine riesige laufende Aufgabe der Stadt und gehört sicher zu den Prioritäten. Schadensbeseitigung, Fernwärme-Versorgung, Fortsetzung der Modernisierung der Stadt mit neuen Kabeln und Kanälen, dazu Bekämpfung und Ausleitung des noch zu hohen Grundwassers in Neuenahr, und vieles mehr steht an und weiteres kommt noch hinzu. Nach Einschätzung eines Rückversicherers ist die Hochsommerflut 2021 mit 46 Mrd. Euro Schadenssumme die teuerste Naturkatastrophe, die in Deutschland und in Europa jemals verzeichnet worden ist.

Derzeit hat man häufiger den Eindruck, dass sich die Stadt  beim Bauen – Wiederherstellung und zahlreiche Neubauten – auch selbst im Weg steht.

Und die Menschen fragen sich, wo das ganze Geld vom Bund geblieben ist. Bei den meisten ist jedenfalls noch nichts angekommen.

Die andere Seite von Neuenahr ist, dass es eine (wenn aktuell auch nur ehemalige) Schönheit ist, dass die Neuenahrer ihre Stadt lieben und sich auch in schwierigen Zeiten in ihr einrichten,  zusammen stehen und sogar noch offen sind für Besucher. Weiterhin steht das Ahr-Tal auch für Geselligkeit mit Festen, Familien, Freunden, Gästen. Und man macht hier, was man kann. Die Geduld der Menschen im Ahrtal mit ihrer Verwaltung, mit Versicherungen, mit Kreditunternehmen und Politik ist auch bemerkenswert („was soll man machen?“).

Liegt es am Wein, von dem hier zum Glück genug da ist? Oder liegt es daran, dass das Ahr-Tal eine uralte  Kulturlandschaft ist, in der man sich traditionell in einer Kette mit seinen Vorfahren und deren wechselhaften Schicksalen und mit seinen Nachfolgern sieht?

Blick vom Platz an der Linde auf die aktuelle Baustelle Richtung Westen

 

 

 

 

Der Platz an der Linde wird immer wieder bearbeitet, permanente Baustelle

 

 

 

Und jetzt kommt man gar nicht mehr raus nach West und Süd vom Platz der Linde. Kann sich aber auch wieder schnell ändern.

 

 

 

Wo man hinsieht in der Innenstadt von Neuenahr: kaum ein Haus ist unbeschadet durch die Flut gekommen. Kleine und große Schäden an allen Ecken und Enden.

 

 

Ein Fahrrad ist manchmal als einziges Fortbewegungsmittel nach der Flut geblieben. Wenn man ein schönes blitzendes tolles Auto sieht, dann kann es nur von einem Flutbetroffenen sein, der sich einen neuen Wagen anschaffen musste.

 

 

Rege Neubautätigkeit der Stadt an vielen Stellen in der Stadt, oft mitten am angrenzenden Bestandsbau. So wird es auch auf lange Zeit wohl nicht zu still in Neuenahr.

 

 

Am Wadenheimer Platz in Neuenahr gegensätzliche Impressionen: während der Friseur schon wieder geöffnet hat und schöne Blumen auf dem Platz gepflanzt sind, ist das Hotel noch am Anfang eines eventuellen Wiederaufbaus.

 

 

Was da dürftig mäandert:

ist die Ahr!

 

 

 

Schaut auf diese Bäume im Kurpark: es sind in den letzten Jahren schon so viele weniger geworden. Nun drohen die stolzen Kastanienbäume vollends zu vertrocknen. Kann die Stadt nicht einmal Wasser vorbeibringen, und sei es aus dem überschüssigen Grundwasser in Neuenahr?
Eine neue Baustelle an der Landgrafenstraße und der Hinweis, den vielleicht nicht alle kennen, Tempo 30 und zwar in der ganzen Innenstadt!

 

 

 

Das Schild sagt nicht die Wahrheit:

City-Parkhaus: weg

Ahr-Thermen: jedenfalls die bisherige Therme weg

Kurhaus und Spielbank: auch weg

Wie war das alles vorher schön!

So sieht es im Laufe einer Woche bei uns aus: hoher neuer Sandhaufen, nichts für Fußgänger, nichts für Kinder zum Spielen. Und so hoch, dass man vom Handwerker gerade noch so die Mütze dahinter sehen kann.

 

 

 

So sieht es beim Eingang bei uns aus, aktuell.

 

 

 

 

Und so sieht es vorm Nachbarhaus aus: Bearbeitung von Mittel- und Unterstraße in alle Richtungen, und sicher noch lange Zeit.

 

 

 

Zum Schluss etwas Schönes – ein flüssiges Souvenir von unserer letzten schönen Reise.

ein Wein aus dem Tal der Loire, ein Sauvignon Apellation Controlée Touraine, ein weißer trockener Wein, aus dem Jahr 2021, 12,5% vol., aus den Caves du Père Auguste, empfohlen sehr gut gekühlt, als Aperitif z.B. oder zu Schalentieren und Austern. Ein wunderbarer klarer eleganter Wein. Preis: 8,10 €, Kontakt www.pereauguste.com

 

Weite Wege im Tal der Könige

Im Ahrtal geht es langsam weiter – das ist ein guter Anlass, in Urlaub zu fahren,  zum Beispiel ins Tal der Könige an der Loire in Frankreich. Wenn wir dann zurückkommen, könnte es in unserer Wohnanlage inzwischen vielleicht – ohne Dauerlärm und Staub – wieder bewohnbar sein.

Der Urlaub ist mit Wein und Wandern verbunden: Wein- und Sektproben sind schon organisiert. Und Wandern – in wundervollen Blumen- und Mischgärten – ergibt sich bei einem Besuch an der Loire schon ganz von selbst. Bei einer Besichtigung von Schloss Chambord, das so groß ist wie Paris und ein Park- und Waldgelände über 80 Hektar besitzt, ist sogar reichlich Platz für Bewegung. Bei einem ersten Besuch reicht aber schon die Besichtigung allein des Schlosses mit 440 Räumen (!). Auf der Loire lässt es sich auch mit dem Boot an wunderbaren Flusslandschaften entlang fahren; parallel zur Loire gibt es auch weite Strecken, die mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können.  Herrliches beständiges Sommerwetter in diesem Jahr laden zum Reisen an der frischen Luft ein; darüber hinaus lockt die bekannt gute französische Küche zum genussvollen Urlaub.

 

 

Strahlend schönes Wetter bei der Hinfahrt. Wir erleben noch auf dem Rastplatz in Frankreich eine Aktion, mit der für achtsames Fahren und die Vermeidung von Unfällen geworben  wird. Der zuständige Minister ist mit großem Gefolge auch angereist und unterstützt die Aktion.

Drastische Beispiele veranschaulichen dabei die Gefahren im Straßenverkehr.

Das ist die Frage an die Verkehrsteilnehmer in Verbindung mit einem beabsichtigten heilsamen Choc durch den Anblick zahlreicher verunfallter Fahrzeuge:

Wann werden Sie drauf stoßen??

 

 

Eine Ansammlung von geschädigten  Unfallfahrzeugen macht das Anliegen der Aktion deutlich.

 

 

 

 

Und für die kleinen Besucher ist es eine frühe drastische Warnung, dass man Unfälle vermeiden muss, um Schaden zu verhindern.

 

 

 

Wir kommen wohlbehalten mit dem Bus in Tours, dem Standort unserer Besuchsreise, an und machen gleich eine erfreuliche Entdeckung: eine Straßenbahnverbindung, wie man sie sich nur wünschen kann. Auf leisen Schienen mit ebenerdigem Strom-abnehmer, ohne Oberleitung. Sieht auch noch gut aus.

 

Ein berühmtes Motiv in der reichlich mit schönsten Glasfenstern geschmückten Kathedrale von Tours: Der heilige Sankt Martin, früher Bischof von Tours, teilt seinen Mantel mit einem Bettler (untere linke Seite des Glasbildes).

 

 

Bei viel Kultur und Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Tours muss auch mal ein Eis als Belohnung geschleckt werden. Der Hund darf auch mal!

 

 

 

Wir wandern weiter durch die Stadt und sehen – gut 2 bis 3 m tiefer – auf die Reste der frühen römischen Bebauung im Ort.

 

 

 

 

Wir würden das vielleicht als nonchalant bezeichnen. Die Franzosen sehen das aber anders, entspannter als wir. Ein stilles Örtchen mittendrin im römischen Altstadtviertel mit den vielen Besuchern, sehr luftig und auf kurzes Verweilen angelegt, sauber und übersichtlich. Nur trauen muss man sich.

 

Das Schloss am Wasser mit den berühmten Renaissance-Gärten auf mehreren Ebenen – das ist Villandry. Beim Besuch der Parkanlagen, der Blumenpracht und der großen Gemüse- und Obstplantage merkt man gar nicht mehr, wie viel man läuft – jedenfalls die Frauen in der Reisegruppe werden nicht müde, möglichst alles anzuschauen, was sehr viel ist, wie man abends an den Füßen merkt.
Viele florale Überraschungen gibt es für Besucher in Villandry zu entdecken, so z.B. Blumentöpfe auf „Stelzen“, die hier in aufsteigender Richtung wie die Orgelpfeifen angeordnet sind.

Das ist auch eine gute Anregung für uns, unseren schattigen Balkon nach diesem Beispiel „aufzupeppen“.

Die Gärten – auf mehreren Ebenen angelegt – sind eine grüne Pracht. Viele Themen-Gärten sind dabei, u.a. zum Thema Liebe und Leid. Es gibt Wasserbecken, Skulpturen von steinernen Obstkörben und vieles mehr. Im Hintergrund wird der Park eingerahmt von einem kultivierten Wald.

Und außerdem besichtigt man nebenbei auch noch das Schloss.

Und die Fahrt geht weiter zum nächsten Schloss: ein Schloss im Wasser mit wunderschönem Park rundherum: Schloss Azay-le-Rideau, wie in Venedig auf Pfählen gebaut.

 

 

 

Wir besuchen eine der ältesten Klosterstädte Europas mit der Abtei von Fontevraud, in der Region Pays de la Loire. Wir sehen einen unvorstellbaren Reichtum sakraler Kunst und besuchen auch das Grabmal von Prinz Löwenherz in der Klosterkirche.

Unsere Fahrt geht weiter nach Saumur, auch zur Mittagspause.

 

Dort entdecken wir ein bezauberndes Torten- und Törtchen-Café, das „Café La Duchess Anne“. Unwiderstehliche Köstlichkeiten in vielen Varianten, die eine Entscheidung schwer machen.  Wir haben auch lange überlegt, viel gefragt und uns dann nolens volens entschieden. Ein Patisserie-Paradies in einer Atmosphäre zum Genießen. Besonders angetan haben es uns die „Schokoladen-Butterbrote“ und das eigene Speiseeis mit tollen – nicht künstlichen – Aromen.
Der nächste Tag sieht für uns auch schon wieder ein volles Programm vor mit vielen Besichtigungen und einigen Überraschungen.

Die Fahrt geht zuerst zum Königsschloss Blois, das auf einem riesigen Tableau oberhalb des Ortes thront und das einige Jahrhunderte der Geschichte und der Architektur erlebt hat. Im Innenhof „empfängt“ uns Louis II., der die ursprüngliche Festung zu einem Schloss ausgebaut hat, stolz zu Ross über dem Torbogen.  Bald schon schwirrt uns der Kopf vor lauter Kunst, Kultur und Königen.

 

Im Ort gibt es auch noch eine interessante Überraschung: eine recht steile Treppe, den Escalier Denis Papin, mit 120 Stufen, die wir natürlich auch noch laufen, um die aktuelle Bildgebung auf der Treppe anzuschauen. Es sind Schlagworte, Schlagzeilen, Schriften. Vor einiger Zeit war auch einmal das Bildnis der Mona Lisa auf die Treppe projiziert worden.
Die Fahrt für uns geht bequem weiter im Bus. Aber auch der Radfahrer wird sich wie wir an den zauberhaften Uferlandschafts-Bildern erfreuen.

Für uns geht es weiter zum Superschloss Chambord, dem größten Schloss in der Region, für das man mindestens einen ganzen Tag einplanen muss.

Die Flusslandschaft an der Loire erscheint wie ein einziges Gemälde mit einer weichen Spiegelung der weißen Häuser im Wasser der Loire.  Gut, dass man im Bus das alles in Ruhe anschauen kann, während der Fahrer uns sachte zum nächsten Highlight schaukelt .

 

 

Wunderschöne alte Brücken. Wenn man gerade von der Ahr kommt, kann man schon wehmütig werden.

 

 

Riesige Schlösser, Kirchen und Kathedralen begleiten den Weg an der Loire entlang.

 

 

 

 

Auch an der Cathedrale Saint-Louis de Blois kann man sich nicht satt sehen.

 

 

 

Kaum zu glauben: aus der Ferne und auf den ersten Blick sieht das Super-Schloss Chambord recht eigenwillig aus, eher etwas surrealistisch. Bei den großen Besucherströmen, den vielfachen Renovierungsbedarfen und auch dem Hochwasser im Jahr 2016 (klingelt da was im Ohr bzgl. Ahrtal?) und der Lage im Sumpf sind erhebliche Erhaltungs- und Wiederherstellungsarbeiten gefordert. Innen überfordert es dann jeden Besucher – soviel kann man nicht an einem Tag aufnehmen. Und den Weg nach außen muss man in dem Schloss mit den 440 Räumen erst mal suchen und finden. (Der ist  immer da, wo der kleine Souvenirladen vor dem Ausgang den Weg versperrt und möglichst mit einem Einkauf beglückt werden soll.)
Zur Erholung von der Hitze des Tages in und um das Superschloss herum gibt es eine Überraschung: Abendessen in der Höhle. In der Region um Saumur sieht man viele dieser Höhlen, die meist auf Grund des für die Schlösser abgebauten Tuffsteins zurückblieben. Das Volk war auch damals schon nicht dumm und nutzte die Höhlen manchmal sogar zum Wohnen, meist aber als Zusatzraum, in dem sich allerlei unterbringen lässt: Geräte, Weinflaschen, heutzutage manchmal auch Autos, Gastronomie, Weinverkostung, Champignonzucht. Wer in einer Höhle übernachten möchte, muss sich nach einem „Troglo-„Hotel erkundigen.

Wein, Essen, Stimmung waren an unserem Abend in der Cave vorzüglich.

Zum Schluss ein besonderes High-Light: Besuch beim Schloss der Damen. Das Schloss Chenonceau im Fluss Cher ist ein zauberhaftes Wasserschloss, das von den wechselnden Schlossherrinnen variantenreich gestaltet und mit wunderbaren  Blumen-, Kräuter- und Gemüsegärten umgeben wurde. Einmalig ist in dieser Region beim Schloss, dass es von Booten – zwischen den starken Schlosspfeilern – unterfahren werden kann. Was wir dann auch gemacht haben, einschließlich eines köstlichen Mittagsmahls auf dem Boot.
Der Zugang zum Schloss über eine Brücke – wo früher eine Mühle im Cher stand.

 

 

 

 

Ein Prachtschloss, umringt von Blumen, erster Bauabschnitt von Catherine Briconnet, Weiterentwicklung des Schlosses und seiner Umgebung durch die berühmte Mätresse des jungen Königs Heinrich II., Diane de Poitiers, Ausweitung in Fläche und rauschenden Festen durch Caterina de´ Medici, ab 1733 Verwendung des Schlosses zu einem kulturellen Salon durch Louise Dupin, Restaurierung des Schlosses 1863 durch Marguerite Pelouze, seit 1913 ist das Schloss im Besitz der französischen Schokoladen-Dynastie Menier. Also irgendwie auch wieder weiblich: die Dynastie.
Zum Schluss kehren wir noch ein bei einem Familien-Unternehmen „Cave du Pere Auguste“. Wir probieren und nehmen ein feines trinkbares Souvenir mit nach Hause.

 

 

Und als wir nach Hause nach Neuenahr zurückkommen, sieht es genauso erbarmungswürdig aus wie bei unserer Abreise.

Le voilà!

 

Willkommen bei Radio Vino von der Ahr

Neuigkeiten, Impressionen und Wandervorschläge aus dem Ahrtal, dem größten zusammenhängenden deutschen Rotweinanbaugebiet.


Mein Wein der Woche

  Mein Ahr-Wein der Woche lässt sich auch auf einer Baustelle, wo wir jetzt sind, gut genießen. Es ist ein sommerlicher Wein vom Weingut Sermann in Altenahr: der 2020er (guter Jahrgang!) BELLOROSÉ, trocken, Erzeugerabfüllung, Deutscher Qualitätswein. Das Weingut Sermann, direkt an der Ahr gelegen, hatte schwer unter der Flut zu leiden. Fam. Sermann hat mit viel Einsatz zügig den Betrieb wieder aufgenommen und einen neuen Weinproduktionsraum aufgebaut (picobello und recht stylish) und kann inzwischen auch schon wieder   Weinproben anbieten. Der Wein Bellorosé hat eine strahlende Farbe, kühle Frische und feine Aromen von herb-sauren Beeren. Eine perfekte Komposition.

Die Daten: 12,5% vol., die 750ml-Flasche kostet (im Geschäft) 9,99 €

Esst Esst Esst!

Der privat organisierte Wiederaufbau im Ahrtal ist für die von der Flut betroffenen Restaurantbetreiber und Kneipiers, Hoteliers, Bäckereien, Cafés und viele weitere Gastro-Betriebe ein Kraftakt, den sich Nichtbetroffene nicht vorstellen können. Nicht nur der persönliche Wohnsitz hat gelitten oder existiert gar nicht mehr,  auch ihre Geschäftslokale sind – z.T. bis auf Rohbau-Zustand – massiv beschädigt, und alles muss wieder aufgebaut werden.  Und das Inventar ist ohnehin meist durch die Flut ruiniert worden. Manche Lokalitäten sind auch gar nicht mehr nutzbar.

Vor dem Wiederaufbau und parallel dazu muss alles neu organisiert werden, mit Architekten und Handwerkern, mit der Verwaltung, mit der Bank und mit vielen Anträgen. Amtliche Hilfe  kommt, wenn überhaupt, vielfach unzureichend und oft erst nach langer Zeit. Manchmal erfolgt auch nur eine sehr lange und gründliche Prüfung, während der dem Antragsteller „die Luft ausgeht“. Im Ahrtal gibt es derzeit wohl einen Mangel an ausreichenden Verwaltungsmitarbeitern infolge des durch die Flutschäden  immens gestiegenen Bedarfs. Kreative Verwaltungslösungen wie vielleicht mit  Senior Experts  und Unterstützung durch das Land auch auf diesem Sektor wären hochwillkommen.

Die betroffenen Geschäftsinhaber an der Ahr müssen nicht nur wiederaufbauen, sondern haben auch noch Familienaufgaben. Sie müssen ganz  „nebenbei“ noch das stemmen, was auch andere Familien mit Kindern leisten:  Kinder ernähren, erziehen, trösten, Kinder in die – manchmal entfernten – Kitas bzw. Schulen bringen, Kinder zum Arzt, zum Sport, zur Ferienfreizeit fahren,  Hausaufgabenhilfe, am Wochenende einen schönen Ausflug unternehmen im Ahrtal oder in der Umgebung. Alten Familienmitgliedern muss geholfen werden, Nachbarschaftshilfe bei Bedarf auch,  Kochen/Waschen/Putzen sowieso.

Diesen eindrucksvollen Menschen darf das Leben durch Bürokratie nicht noch schwerer gemacht werden.

Es gibt aber auch ein wechselseitiges Vergnügen: Essen gehen im Ahrtal, da wo es wieder möglich ist. Das können wir alle machen. Angebote gibt es für jeden „Geldbeutel“. Die Wirte brauchen das jetzt nicht nur, sie freuen sich auch auf ihre Gäste und die Gäste können das Glück der Wiederkehr ihrer Lieblings-Lokale mit guten Speisen und Getränken genießen.

 

Zusammen mit Freunden statten wir dem vor der Flut immer belebten und beliebten Ort Altenahr einen Besuch ab.

Die Anfahrt ist derzeit von Neuenahr noch nicht möglich, also fahren wir  auf der B257 nach Altenahr.

Im Ort ist viel Vertrautes zu sehen, so z.B. dieses schöne Fachwerkhaus und das Hotel mit den herrlichen Wandbildern. Bei näherem Hinsehen schaut man in leere Räume nach der Flut. Hoffentlich kann dieses Ensemble irgendwann, irgendwie wieder auferstehen.

Wir gehen herunter zur Seilbahnstraße. Die Seilbahn gibt es bekanntlich schon länger nicht mehr, aber noch viel mehr ist jetzt durch die Flut beseitigt.
Dieses Haus hat stand gehalten in der Flut und ist stehen geblieben. Aber man schaut in leere Fenster und Türen. Hier wird viel Arbeit nötig sein, um das Gebäude wieder instand zu setzen.
Wo wir auch entlang gehen im unteren Ortsteil von Altenahr, sind die Schäden und der Wiederaufbau-Bedarf unübersehbar.

Erkennbar steht noch sehr viel an Wiederherstellungsmaßnahmen an. Aber sichtbar ist auch, dass getan wird, was getan werden kann.

Wir kennen „unser“ „Hotel Central“ nicht wieder. Wehmütig erinnern wir uns an eine Fahrrad-Tour vor einigen Jahren, bei der wir mit den Freunden bei strahlendem Sonnenschein durch das wunderschöne Ahrtal unterwegs waren und die Einkehr hier ein Highlight der Tour war.

Am „Central-Hotel“ ist aus Sicherheitsgründen jetzt abgesperrt. Offensichtlich besteht die Gefahr, dass einzelne Teile vom Balkon abstürzen können.

Und hier sind wir nun ein Jahr nach der Flut wieder eingekehrt: in das – noch schöner als zuvor wiedereröffnete – Restaurant Assenmacher. Wir hatten mit Blick auf die Burg Are vor dunklen Wolken einen herrlichen Platz auf der Terrasse, alles schon vorbereitet für uns, wir konnten gleich bestellen. Über uns zum Glück gegen die heiße Sonne eine breite lange Markise. Auch als leicht tröpfelnd Regen kam, war die Markise noch sehr willkommen. Aber dann ein Wolkenbruch, wir in Rekordzeit ins Restaurant, die Wirtsleute retteten im Eiltempo die Markise, räumten das Geschirr von den Außentischen – und servierten freundlich-entspannt wie immer (mit leicht nassen Haaren)  das – wie immer – köstliche Essen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

An der Ahr – ein Jahr nach der Flut

Der 14. Juli ist in Frankreich ein nationaler Feiertag. Der 14. Juli an der Ahr wird für immer ein unvergessener Trauertag sein.

Am 14. Juli 2022 war hoher und höchster Besuch zu einer Gedenkveranstaltung im Kurpark von Bad Neuenahr angesagt. Bundeskanzler Olaf Scholz und Malu Dreyer kamen, um mit den vielen Betroffenen im Ahrtal gemeinsam Anteil zu nehmen und der durch die Flut Verstorbenen zu gedenken. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat sich in Altenahr, wo die Ahr den Ort über weite Strecken zerstört hat, selbst ein Bild gemacht von den Folgen der Flutkatastrophe und hat dort mit den Menschen gesprochen.

Es ist die größte Naturkatastrophe, die in der Bundesrepublik jemals  stattgefunden hat. Diese Katastrophe wird jetzt auch in Beziehung gesetzt zur Klima-Veränderung und zu den Notwendigkeiten einer an die Natur angepassten Lebensweise. Es gab Warnhinweise von Experten und es wurden – abgesehen von den heldenhaften Feuerwehrleuten, die bei Rettungsmaßnahmen auch einige aus ihren eigenen Reihen in den Fluten verloren haben – keinerlei Katastrophenschutz- und Rettungsmaßnahmen ergriffen. Keine Warnhinweise, Evakuierungen, Signale, kein Kirchenglocken-Läuten. Frühe Warnungen, die möglich und notwendig gewesen wären, da die Flut am Oberlauf der Ahr schon am helllichten Nachmittag unterwegs war, blieben aus. Von oben nach unten – von den Verantwortlichen gab es für die meisten Menschen keine Information.

Besonders bemerkenswert war, dass auch der geschätzte Landesrundfunk  SWR, den wir bis zum Stromausfall um Mitternacht eingeschaltet hatten, um Informationen und Empfehlungen zum Verhalten in der Katastrophe zu bekommen, keinerlei Hinweise zur Flut gab. Sonst sind Untertitel in Sendungen hilfreich und üblich. Hier hat sich aber wohl niemand getraut im Sender, ohne höhere (nicht erreichbare oder nicht informierte) Landesspitze  zu warnen und zu berichten. Gerüchten zufolge soll ein Meteorologe, der bei einer  SWR-Wettervorhersage Warnhinweise gegeben hat, dazu angehalten worden sein, diese nicht zu wiederholen.

Ahnungslos durch die Nacht …!

Nun ist also ein Jahr nach der Flut vergangen. Die Menschen trauern und bauen auf, die Toten sind begraben.

Viele Menschen, die noch kein bewohnbares Domizil haben und ihre frühere Wohnung wieder aufbauen wollen, haben vielfach immer noch Probleme, die vom Bund eingerichteten Hilfen (insgesamt für die Schäden aller Art rund 15 Mrd. €) für den Wiederaufbau zu erhalten. Es gibt zwar Beratungshilfen, aber die bürokratischen Hürden sind hoch und die Auszahlungen kommen, wenn überhaupt, vielfach sehr spät. Es soll dem Vernehmen nach aber nun  immerhin eine Änderung dahingehend geben, dass die Erstzahlung nicht auf 20.000 € beschränkt wird. Mit diesem Betrag kann man weder aufbauen noch einen  Kredit bekommen.

Im Kurpark in Bad Neuenahr am 15. Juli 2022 sind alle Bürger und Bürgerinnen, Helfer und Helferinnen eingeladen zu einem gemeinsamen Nachmittag mit Programm für Groß und Klein. Nach 17:00 Uhr stellen sich alle auf zu einer Menschenkette an der Ahr – über die kleine Behelfsbrücke für Fußgänger, an der nördlichen Ahr bis zur Amseltalbrücke.
Jeder sucht sich einen Platz bei der Aufstellung in der Menschenkette, sogar der Hund kann dabei sein.
Ein – mit den zur Aufstellung gehenden Menschen – mitgehender Posaunenchor (Video siehe am Schluss des Beitrags) musiziert feierlich für die Anwesenden. Auch Musik kann  den trauernden Menschen etwas helfen bei eigentlich unerträglichen Erinnerungen.

Und die Gemeinschaft hilft: Bei einer Trauerminute halten alle inne und halten sich an den Händen.

Nach der Trauer-Zeremonie gehen die Menschen auch in den nahen Kurpark. Der Anblick auf das gegenüberliegende Ufer ist ebenso eindrucksvoll wie überraschend: so schön mit befestigten Ufern haben wir das seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Allerdings haben einige Räumfahrzeuge an und in der Ahr tagelang daran gearbeitet. Auch die Büsche vor dem alten Thermalbadehaus sind gekappt, das Terrain sieht schon wieder fast normal aus. Der Ministerpräsidentin und ihrem Besuch sei Dank.
Gegenüber, u.a. im Café del Ahr, sind wieder viele Menschen zusammen, die sich zu einem Glas Wein oder einem Imbiss treffen. Man redet miteinander, man tauscht sich aus, man hilft sich. Die Gemeinschaft, die Nähe, die Geselligkeit sind die klassischen Merkmale der Menschen im Ahrtal. Keiner muss allein bleiben. Und das allein ist schon ein Grund, trotz allem im Ahrtal zu bleiben.
Ein Jahr nach der Flut, und so sieht es jetzt bei uns aus. Handwerker arbeiten bei uns (was für ein Glücksfall) jeden Werktag von morgens bis abends. Die Erdgeschosse müssen wieder komplett hergestellt werden. Letzter Stand war: Dämmung und Estrich auf den Böden im Eingang und den Parterrewohnungen.
Baumaßnahmen an allen Ecken und Enden. Hier waren bis vor einem Jahr wunderschöne Gärten angelegt worden. Jetzt sind hier nur noch die stärksten Wildpflanzen zuhause.
Hier war ein Metall-Türchen am Eingang zu einem liebevoll gestalteten und gepflegten Garten. Den gibt es nicht mehr. Der Bewohner ist auch weggezogen.
Hier ist der Rest eines Gartens, außer der Tür ist nicht viel geblieben. Das Mäuerchen ist in der Flutnacht gebrochen – kein Wunder, denn in diesem Garten haben sich meterhoch mehrere angeschwemmte Fahrzeuge aufgestapelt.
So sieht es vor dem Haus aus: ein strapazierter Baum, der jung gepflanzt war und doch schon der Flut standgehalten hat, kaputte Bordsteine und ein paar privat gepflanzte Bodendecker. Auch wenn es ein wenig wie auf einem kleinen Friedhof aussieht: wir freuen uns über die Idee und die Gestaltung, die Farbe der Blumen vor unserem Haus und dass wir überhaupt noch alle leben.

Ungeduld im Ahrtal

In dieser Woche wird an der Ahr von hoher und höchster Stelle an die Flutkatastrophe am 14./15.2021 erinnert. Der Stand (und vielfach auch Stillstand) der Dinge ist allgegenwärtig. Es wird rund um die Ahr weiterhin Schutt und Geröll in unvorstellbaren Mengen geräumt, viele Häuser sind in der Wiederherstellung und unglaublich viele Häuser sind Ruinen bzw. unbewohnbar. Ein Jahr ist nun vergangen und in dieser langen Zeit hat kein Verantwortlicher die Verantwortung für die flächendeckende Schutzlosigkeit in der Flutnacht mit dem Tod vieler Menschen, die durch die Flut ihr Leben verloren haben, übernommen.

Und jetzt wissen viele Ahrtal-Bewohner noch immer nicht, wie es weitergeht, ob ihre Häuser wiederhergestellt werden können und woher bzw. wann das Geld dafür kommen soll, wo sie ersatzweise ein Haus bauen können und wie lange sie auf Hilfen warten müssen. Es fehlt schlicht jeder verlässliche Zeit-Horizont. Die Ungeduld unter den Betroffenen nimmt zu, viele Menschen geben die Hoffnung auch einfach auf. Belastungen ohne ein Zeit-Ziel sind für  Menschen nur sehr schwer zu ertragen.

Als wir vor wenigen Jahren eine Neubauwohnung – bezahlbar und in guter Lage – gekauft hatten, war allerdings auch bald eine Hochwasser-Lage an der Ahr. Dieses Hochwasser wurde reihum als „Jahrhunderthochwasser“ eingestuft. Wasser bis dicht unter die Brücken, Wasser am Parkplatz vor dem Twin, Straßenverkehr aber problemlos möglich. Wir haben die Wohnung in Neuenahr als späteren Alters-Ruhesitz ausgesucht, mit Aufzug und Hausmeister, mit fußläufig erreichbaren Geschäften, mit dem Neuenahrer Berg im Rücken und anderen nahen Wander- und Spaziermöglichkeiten. Wir waren zuvor etliche Male umgezogen, jedesmal in gebrauchte Wohnungen, und freuten uns nun auf einen gelungenen Neubau, in dem wir in den nächsten Jahren ohne ständigen Blick auf mögliche Schwachstellen und die Befürchtung,  Handwerker um (teure) Hilfe bitten zu müssen, den Rest unseres Lebens in Ruhe genießen können. Und dann kam die Flut – unangekündigt – und räumte unseren Keller mit allem Inhalt aus, riss unser Auto in den Schlamm und bescherte mir auch noch einen Krankenhausaufenthalt. Die Erdgeschosswohnungen wurden ebenfalls komplett von Schlamm durchzogen bis an die Decken und wurden nach der Räumung des Schlamms, der Trocknung und der Beseitigung des Estrich wieder in den Rohbau versetzt, um von da aus den Bau wieder her zustellen. Das bedeutet konkret: ein ganzes Jahr („und noch viel mehr“ wohl)  jeden Tag Baulärm, Staub, Schutt, Hoffen und Beten, dass der Bau am Ende – wann immer das ist – gelungen sein wird. Drum herum ist „Wildnis“ – sicher interessant für biologisch Interessierte, dabei festzustellen, was in Städten so von selber wächst, wenn die Gärten aufgegeben wurden. Die Verwilderung nimmt inzwischen aber auch bis in die Wohnungen zu: jede Menge Fliegen und andere Klein- und Kleinst-Parasiten ziehen in die Wohnräume ein.

Was macht man also? Viele Nachbarn verreisen. Ich glaube aber, ich könnte gar nicht so viel verreisen, wie ich flüchten möchte.

Hoffentlich bringt die Gedenkveranstaltung in Bad Neuenahr in dieser Woche mit dem Besuch der Ministerpräsidenten und des Bundeskanzlers außer der zu erwartenden Empathie wieder begründete Hoffnung zu den Menschen, dass sie hier wieder wohnen können und ein Leben ohne Angst an der Ahr wieder möglich ist.

„Tapetenwechsel“ und raus aus der Stadt, das muss mal wieder sein. Die Wettervorhersage: Sonne und Wolken und den ganzen Tag trocken. Eine gute Gelegenheit für eine Wanderung, zunächst mit dem Bus  über Gimmigen bis „Deutsches Eck Kirchdaun“.

Schon nach einer kurzen Wanderstrecke hat man den Blick auf den Ort Kirchdaun. Der Weg geht dann über Stock und Stein, durch Wald und Wildnis, bergauf, bergab.

Unterwegs statten wir dem „Hexenhäuschen“ einen kurzen Besuch ab. Eine Hexe haben wir nicht getroffen, nur zwei freundliche Wanderinnen, die sich gerade ins Gästebuch eintrugen. So klein das Häuschen ist, hat es doch alles für eine sichere Unterkunft im Notfall, sogar mit zwei Schlafstellen.
Wir betätigen uns als „Pfadfinder“ auf der Suche nach dem besten Weg. Der häufige Regen der vergangenen Wochen hat für kräftiges Wachstum im Wald gesorgt. Auf bisherigen beliebten „Schleichwegen“ muss man seinen Weg noch suchen.
Schmaler geht’s nicht! Aber recht sportlich kommen wir alle gut durch die „grüne Wildnis“.

Bald schon auf breitem Weg, kommen wir auch näher zu unserem Ziel, der „Straußenfarm“.

Herzlich willkommen auf der „Straußenfarm Gemarkenhof“ in Remagen.

Hier gehen aber nicht die Straußenvögel rein, sondern die durstigen und  hungrigen Besucher. Die Vögel sind auf einem weitläufigen Gelände untergebracht. Mit Voranmeldung kann man sogar mit einer Bahn rund ums Gelände fahren.

Vom Lokal aus hat man über kräftig blühende Geranien einen weiten Blick in die Ferne.
Nicht zu übersehen beim Eingang zur Straußenfarm – ein kapitaler Vertreter seiner Gattung, mit dem die Farm die Gäste begrüßt.

Für uns heißt es nach der Stärkung mit Süßem und Salzigem leider schon Abschied nehmen.

Uns ließ das keine Ruhe: wenn wir schon auf der Straußenfarm sind, müssen wir auch die Straußenvögel sehen. Und hier sind einige zu erkennen; sie stecken gerade ihren Kopf – nicht in den Sand, sondern – in das Gras.
Von der Straußenfarm aus sind wir am Scheidskopf vorbei weiter gelaufen, Richtung Landskronerhof. Und hier wurden wir schon von den neugierigen Kühen erwartet. Menschen und Tiere sehen sich an, alle genießen das, was sie gerade haben, Wanderverpflegung und sattes grünes Gras.

Himmel und Hölle im Ahrtal

Ein strahlend schöner Sommer-Sonnentag, der 1. Juli 2022, mit Temperaturen bis 21°. Mit einer Wandergruppe (geführte Terrainwanderung) mache ich mich mittags von Bad Neuenahr – Bahnhof auf, mit dem Bus 811 Richtung Ramersbach.

Wir laufen sanfte Steigungen hinauf Richtung Steinerberg, entlang der schönsten Landschaftsbilder und mit weiten Blicken in die Ferne. Die Landschaft mit Wäldern, Wiesen und Bergen und darüber leuchtend weißen Wolken am blauen Himmel ist: himmlisch. Es ist unglaublich schön hier, „Ahrtal at it’s best“, der Zauber des Ahrtals, der seit Generationen viele Menschen anzieht, erfreut auch unsere Wandergruppe. Im Laufe der Wanderstrecke und damit des zunehmenden Abstands von unseren  flutgeschädigten Orten im Ahrtal kommt man aus der Alptraum-Schleife heraus. Es ist Urlaub vom Ahrtal, im Ahrtal!

Nach einer „Traumwanderung“ kommt – erwartbar – der alltägliche Horror. Man trifft auf ein breites Tal der Zerstörung, mit Schutt, Abriss, Neubauten, punktuellem  Wiederaufbau, Leben auf Baustellen ohne verlässliches Zeit-Ziel, leidenden, verzweifelten, wütenden, verstörten Menschen. Viele haben  ihr Haus – und damit oft ihr ganzes Hab und Gut – verloren und wissen nicht, ob und wann sie wieder festen Boden unter den Füßen haben. Für viele ist es die Hölle. Es gibt viel professionelle Hilfe gegen die Traumatisierung von Menschen durch die Flut. Aber es gibt auch Menschen, die nach der Flut ganz aufgegeben haben. Und die finanziellen Hilfen, die angekündigt sind, z.B. durch die ISB-Bank, und die von den Menschen im Ahrtal jetzt gebraucht werden,  sind nicht etwa unbürokratische schnelle Hilfen, sondern stellen selbst für viele eine unüberbrückbare Hürde dar. Auch sind die Abschlagszahlungen vom Land , wenn sie ausgezahlt werden, mit  20.000 Euro zu niedrig, um seinen privaten Wiederaufbau zu schaffen. Manchen Menschen geht jetzt auch die Geduld aus: sie warten nicht auf Hilfe vom Land für das Ahrtal, sondern gehen  nach Mainz zur Regierung und demonstrieren, um direkt auf ihre Situation hinzuweisen.

Und keiner will die Verantwortung übernehmen, für das, was an der Ahr geschehen ist.

Sehr interessant zu lesen ist: die aktuelle Ausgabe „DER SPIEGEL“ mit dem Beitrag „Ahrflut – Die Wut der Überlebenden“.

Start von Ramersbach aus auf sanfte Höhen.

Man kann von Ramersbach aus an der Kirche vorbei die E11 laufen, am Martinskreuz vorbei und weiter die E11/AV2 bis zum Steinerberg. Von da ist es nicht weit bis nach Rech.

Bei einer Halbtagswanderung ist es gut, wenn man „abkürzt“ z.B. mit dem Bus.

Eine kurze Strecke, allerdings mit Steigungen, führt von Rech hinauf Richtung Steinerberg.

Am schattigen Waldrand entlang wird es auch nicht zu warm. Die Wandergruppe kann entspannt laufen (auch spazieren und fotografieren) und sich an den wechselnden Panoramen freuen.
Es geht ein wenig bergauf. Der weite freie Blick auf die schöne Natur beruhigt, auch nachdem wir die gewaltige-gewaltsame Natur in der Flut erlebt haben.

Aber es ist alles eine Welt und hier eben eine Region, mit Licht und mit Schatten.  Uns steht wohl noch viel bevor, um im Einklang mit der Natur zukunftsfest zu werden.

Die Eifel und ihre Wolken, immer wieder begeisternd. Man könnte sich ins Gras legen und nur noch nach oben schauen.
Wunderschön, auf einem Pfad zwischen den Wiesen, über sich den blauen Himmel und ein paar Wolken, zu wandern. Es ist wie in einem perfekten Kurz-Urlaub.
Die Vegetation in diesem Jahr ist wirklich eindrucksvoll. So erfreuen die Fingerhut-Pflanzen in Hülle und Fülle.
Bei der Terrain-Wanderung kann man auch noch ganz nebenbei sein Wissen erweitern: Wanderführer Rainer erklärt an Ort und Stelle den Verlauf der Pipeline durch die Region. Ein spannendes Thema, gerade jetzt.
Angekommen auf dem Steinerberg, eine beachtliche Höhe mit 531 m. In dieser Höhe ist der Blick scheinbar unendlich.
Im Steinerberghaus gibt es noch eine Stärkung – süß oder salzig, wie man will. Danach lässt es sich – gut gestärkt – auch wieder über die weiten Höhen laufen.
Ankunft in Rech und Rückfahrt mit dem Bus. Rech hat durch die Flut so viele Schäden erlitten, an der historischen Brücke und an den Seiten der Ahr. Jetzt sind wir hier wieder in unserer alptraum-ähnlichen Wirklichkeit angekommen.

 

Wie wird das Wetter?

Auf rheinisch: „eruff un eraff“. In diesem Juni erleben wir Regen und Sonne im  schnellen Wechsel mit einem lebhaften Auf und Ab der Temperaturen im Ahrtal und der Ahr-Eifel. Wer sich z.B. als Landschaftsmaler hier „plein air“ betätigt, der muss schon sehr schnell malen, um Licht und Landschaft auf die Staffelei bannen zu können. Der Sommer ist früh eingezogen und – abseits der Flutlagen rund um die Ahr – grünt und blüht es, dass es nur so eine Pracht ist. Die Sonnentage und Sonnenstunden sind  recht zahlreich und locken viele Menschen nach draußen. Bis auf ein paar besonders heiße Tage ist es auch ideales Wanderwetter. Was manchem  aber zu schaffen macht, ist der ständige und schnelle Wechsel von kühleren und z.T. regnerischen Tagen zu sehr heißen Tagen: bevor man sich akklimatisiert hat, hat sich das Wetter schon wieder geändert. Manch einer klagt über Kreislaufbeschwerden durch sehr schwüle Tage. Was ist gesund und erfrischend? Viel Wasser und ein Spaziergang durch den schattigen Wald.

Genau das haben wir in einer kleinen Wandergruppe am vergangenen Freitag, 24. Juni 2022, gemacht. Mit dem 800er Bus sind wir vom Bahnhof Bad Neuenahr nach Ramersbach auf die Höhe hinaufgefahren. Dort ist das Wandern doppelt schön: schon die Fahrt mit dem Bus durch die Landschaft ist eine Augenweide und die Wanderung von Ramersbach aus ist ein entspannender Genuss, weil es von dort sanft hinab geht und man keine Höhen bewältigen muss. (Die Aussichten von Ramersbach aus sind einfach wunderschön und die Sonnenuntergänge vielfach Romantik pur.)

Gewandert sind wir von Ramersbach, Erbroth,  Wingsbach, zur Schutzhütte auf dem Breitenkopf, dabei auf historischem Weg und zur Römersiedlung „Auf den Maaren“. Dort gibt es deutliche Relikte aus der Zeit der Römer vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. zu besichtigen, die hier eine Eisenherstellung betrieben haben. Die aufwändige Herstellung und der weite Transport des Eisens z.B. in die römische Stadt Köln beeindrucken sehr. Die Ausgrabungen sind noch nicht beendet, aber die Siedlung der Römer kann besichtigt werden. Auf Schautafeln wird über die Geschichte der Siedlung und die Entdeckung anschaulich informiert. Auch ein Friedhof in der Nähe der Siedlung wurde gefunden.

Wer noch mehr über die römische Geschichte und besonders über den Niedergang des römischen Reiches wissen will, sollte jetzt der Stadt Trier einen Besuch abstatten und eine umfangreiche Ausstellung zu dem Thema anschauen und vielleicht noch einen Spaziergang durch die recht gut erhaltenen Thermen unternehmen.

Wechselhaftes Wetter hatten wir auch: losgefahren von Neuenahr bei starker Sonnenwärme, eine halbe Stunde später in Ramersbach regnete es ein wenig, bei der Wanderung dann ein kleiner Regenschauer, was im Wald aber nur halb so nass ist wie im offenen Gelände. Am letzten Stück der Wanderung hat es dann richtig Regenwasser geprasselt (wir haben aber noch rechtzeitig eine rettende Gaststätte in Bachem erreicht).

Am Morgen ein eindrucksvolles Schauspiel der Eifel-Wolken. Fliegender Wechsel zu blauem Himmel und Sonne. Und dann doch noch Regen, aber das soll uns nicht vom Wandern abhalten.
Die kleine Wandergruppe hat sich auf den Weg gemacht und genießt – trotz der drohenden Regenwolken – den weiten Blick auf Berge und Täler.
 

Hier schien – zwischen einer dicken Wolkendecke – auch noch mal die Sonne durch.

Das Wetter änderte sich im Minuten-Takt.

Blumen und Wiesen sind von Sonne und Regen im Wechsel zu einer ungewöhnlichen Blütenpracht gelangt.
So viele dichte Blüten an den Fingerhut-Pflanzen sieht man selten.
Wir sind an der Römersiedlung im Wald angelangt. Im Vordergrund ein Gewässer – Wasser wurde bei der Eisenherstellung auch viel gebraucht. Im Hintergrund sieht man Mauerreste von ehemaligen römischen Gebäuden.
Wir stehen und staunen …
… bekommen aber alles von unserem Wanderführer bestens informiert und engagiert erklärt.
Etwa so soll die römische Siedlung ausgesehen haben.
Wunderschön, aber leicht feucht von oben, der Blick und die Wanderung nach Bachem hinunter.
An den Weinbergen entlang laufen wir hinunter zum Ort Bachem, wo wir ein trockenes Plätzchen in der Gaststätte finden, dazu frischen Käsekuchen.

Es ist noch lange nicht vorbei

Es ist ein sehr heißer Tag an diesem 17. Juni 2022. Ich treffe zufällig die „Gegenüber-Nachbarin“ vor dem Haus, die mich vor Jahren, als wir einzogen in einen gerade fertiggestellten großen Wohnblock in Neuenahr, beim ersten Begegnen recht finster ansah. Ich wollte ihr freundlich „Guten Tag“ sagen, was sie aber nicht erfreute. Vielmehr klärte sie mich vorwurfsvoll auf, „ich hätte sie Jahre ihres Lebens gekostet“. Ich war völlig konsterniert und versuchte, über den Nutzen von innerstädtischen Baumaßnahmen für alle zu argumentieren. Hat aber nichts geholfen.

Und jetzt kann ich nachvollziehen, wie sich die – sehr sympathische, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte – Nachbarin fühlte. Und jetzt auch wieder fühlen muss. Jahrelange Baumaßnahmen in bewohntem Gebiet können stressen. Bei unserem Wohnblock muss zwar nicht mehr die Baugrube ausgehoben werden. Aber es sind viele Baumaßnahmen, insbesondere bei allen im Juli 2021 durchgefluteten Parterre-Wohnungen, tagtäglich innerhalb unseres Hauses erforderlich. Das Hintergrund-Geräusch Baulärm ist mal mehr und mal weniger da. Hoffentlich wird dann am Ende alles gut gelungen sein.

Aber es ist – hier und im Ahrtal insgesamt – noch lange nicht vorbei. Über Hundert Brücken sind durch die Flut zerstört worden. Der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler will, dass eine möglichst schnelle Wiederherstellung stattfindet. Dabei wird wegen der großen Zahl zerstörter Brücken eine Priorisierung für erforderlich gehalten. Zunächst sollen 18 Brücken über die Ahr gebaut werden. Hierfür wird nach jetzigem Stand mit mindestens sechs Jahren Vorbereitungs- und Bauzeit gerechnet. Offen – und für den Brückenbau relevant – ist auch, wie der künftige Verlauf der Ahr aussehen soll und welche Breite für das Flussbett vorgesehen werden kann und muss. Viele Straßen müssen wieder ganz hergestellt werden. Optimal wäre sicher wohl ein Gesamtverkehrskonzept, in das alle Verkehrsarten und -wege einbezogen werden. Viele Häuser stehen schon nicht mehr, weitere Abrisse können noch hinzu kommen.

Kläranlagen müssen wieder aufgebaut werden. Das Leitungssystem, das über hundert km lang ist, muss auch erneuert werden. In Ahrweiler wurde an einigen Stellen eine Unterspülung durch die Flut festgestellt, was sehr beunruhigend ist.

Eine gute Nachricht gibt es aktuell von der Deutschen Bahn: Das Land Rheinland-Pfalz und die Bahn haben sich für die seit langem schon geforderte Elektrifizierung der Ahrtalbahn entschieden.

Die Aufklärung der Verantwortlichkeiten in der Flutnacht ist im Untersuchungsausschuss des Landtages auch noch nicht ganz geschafft. Es sollen noch Gutachten eingeholt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. So viel auf einmal: es brummt der Kopf.

Kleine Auszeit: durch die Parkanlagen in Neuenahr, ins Grüne und mal schauen, was sich tut.

An der Stelle des bisherigen Twin-Schwimmbades wird abgerissen mit großem Gerät.
Das Schwimmbad wird in seine Einzelteile zerlegt. Nach erfolgtem Abriss ist ein Neubau vorgesehen. Vielleicht sogar „mit ein bisschen Therme“; das steht aber wohl noch in den Sternen.
Viel ist schon geschafft beim Abriss des Twin.
Beim Spaziergang im Lenné-Park bzw. was davon bei der Flut übrig geblieben ist, ein seltener Baum: eine Seite grün, eine Seite braun. Hoffentlich überlebt zumindest eine Seite.
Der Mohn strahlt in der Sonne. Auch breitet sich die Vegetation insgesamt stark und wild aus. Für’s Blumenpflanzen ist jetzt auch kaum Zeit. Hinter der Absperrung der nach der Flut geräumte Tennisplatz. Dahinter ist das Lenné-Schlösschen zu sehen, das wieder in Betrieb geht, insbesondere für Feiern und Hochzeiten.
Die neue Brücke im Kaiser-Wilhelm-Park in Neuenahr nach der Flut. Jetzt liegt sie da in voller Schönheit und wartet auf ihren Einsatz.
Ich will einmal um den Schwanenteich gehen. Aber: kaum Bewohner im Teich, insbesondere kein einziger Schwan, im spärlichen Brackwasser zu sehen. Die Enten sind wohl sehr robust und können sich und ihrem Nachwuchs selbst helfen.
Im Kaiser-Wilhelm-Park findet sich eine von der Flut gekippte Laterne, ansonsten üppig die wilde Vegetation rings herum.
An der Landgrafenbrücke in Neuenahr ist im Vordergrund der Abriss des Fußgängerweges durch die Flut deutlich zu sehen. Unter der Brücke beweist jemand offensichtlich, dass das Flussbett der Ahr jetzt leicht zu überqueren ist.
Blick in den Kurpark: der Park ist nun wieder für Spaziergänger ohne Eintritt zu begehen. Es ist auch noch eine weitere Bewirtungsstation, mit karibischer Anmutung,  dazugekommen: Das Café del Ahr.
Weiterhin deutlich sichtbar auf der nördlichen Ahr-Seite die Zerstörung des Ufers an der Ahr durch die Flut. Der Spazierweg ist auch weitgehend abgerissen worden.
Irgendwie kommt man auch am Ahrufer weiter.
Ende gut, alles (?) gut – am Ende meines Spaziergangs (5 km) durch die Parkanlagen habe ich einen schönen Blick auf die Stadt und das Café del Ahr, mit feinem Sandstrand und Liegestühlen.

Rauf und runter – wie in unserem Leben

Als Ahrtalbewohner erleben wir laufend Höhen und Tiefen, Hoffnung und Trauer, Zweifel und Zuversicht. Höhen und Täler gibt es hier schon immer reichlich. So ist es für Bewohner und Besucher das Beste, sich bei gutem Wetter, wie in diesen Tagen, auf den Wander-Weg zu machen und die Berge an Ahr und Rhein rauf und runter zu laufen. Während des Wanderns kann man seine emotionale Achterbahn dabei auch einmal vergessen.

Wir sind für unsere Wanderung in dieser Woche in Bad Bodendorf gestartet. Von dort aus gibt es drei große, reizvolle Wanderwege: den Rotweinwanderweg, den AFHeer-Weg und den Rheinhöhenweg. Wir haben uns für den Rheinhöhenweg entschieden, mit Start in Bodendorf rechts neben der Kirche (über die Schützenstraße) geradeaus hoch hinauf in den Wald. Schon recht sportlich der Aufstieg (120m). Den zuverlässigen Hinweisen im Wald folgend („R“ bzw. „A2“, „A5“) sind wir am Lützelbachhof angekommen und haben dort nach dem Anstieg die Hochebene genossen, dann ging es am Frohnhof rechts weiter und auf der nächsten Kreuzung („A3“) herunter Richtung Remagen. Schöne Aussichten dabei reichlich. Aber es geht auch wirklich spürbar herunter (140m),  durch stark abfallende Straßen und Wege in Neubausiedlungen. Noch ein kurzer Weg zur Apollinariskirche. Und dann durch die Ortsmitte von Remagen zur Rheinpromenade, wo die „Belohnung“ in Form von Pizza, Salat,  Erfrischungsgetränken und Espresso macchiato wartet. Zurück dann von Remagen mit der RB Ahrtalbahn nach Bad Neuenahr. Rund 5 Stunden Genusswanderung und -einkehr. Und den Kopf vom Alltag an der Ahr freibekommen.

Und am nächsten Tag abends noch einen sehr kleinen Spaziergang über die Mittelstraße zur LebensArt im Kurpark von Bad Neuenahr. Gut gestärkt, mit einer großen Tüte schöner Blumen und Kräuter den Tag beendet.

Start unserer Wanderung vom historischen Ort Bad Bodendorf nach Remagen
Bei bestem Wanderwetter – Sonne und Wolken – genießen wir den Blick von der Apollinariskirche auf den Rhein, mit Rosen und Wein auf dem bewirtschafteten Hang.
In der Apollinariskirche sind wir fast ganz allein, welche Stille! Nur eine fromme Frau, die mit dem Fahrrad hergekommen ist, treffen wir dort.
Von hier oben ist es nicht mehr weit bis zur Rheinpromenade hinunter. Schöne Aussichten dabei nach links und rechts, auf Berge und Tal.
Remagen schmückt sich mit EU-Fähnchen.

Hier gibt es auch bald wieder etwas zu feiern: Am 18./19. Juni lockt der LebensKunstMarkt in Remagen.

Hier kann man Remagen schon mal gratulieren: zur Anerkennung als  „nasses“ Welterbe aus römischen Zeiten. Konkrete Bezeichnung:  Niedergermanischer Limes: Kastell Remagen

Remagen war vor sehr langer Zeit römisch und hat – immer noch – seinen eigentlich römischen Namen.

Angekommen an der Rheinpromenade in Remagen. Was gibt es jetzt Schöneres als am Rhein zu sitzen und Schiffe zu gucken, bei einem kühlen Getränk und unterm Sonnenschirm?!
In Neuenahr wird es aber sicher auch nicht langweilig: heute findet noch im Kurpark von Neuenahr die LebensArt-Messe statt mit vielen Angeboten rund um Pflanzen und Garten und noch vieles mehr.
Wir haben bei diesen schönen Angeboten nicht widerstehen können: ein paar Blumen für unsere 100jährige Tante und Kräuter für den Schwager.
Blumen über Blumen – aber nicht nur: es gibt weiterhin die WeinLounge. Eine Sand-Beach-Lounge an der Ahr gibt es auch – zum Chillen für die Älteren und zum Toben für die Kinder.

Es gibt Wein- und Kaffee-Ausschank und ein breites Angebot zum Essen.

Wir haben auch nicht „gedarbt“, sondern Bratwurst, Feuerwurst, Pommes mit Mayo genossen, für zuhause noch italienische Salami. Nächste Woche essen wir nur noch (ganz wenig) Gemüse.

Auch wenn die Veranstaltung LebensArt heute endet, es folgen  weitere im Kurpark. Wir genießen  heute den Blick auf den Kurpark und die Kirche und den Himmel mit blauen Wölkchen- unter Palmen!

Neuenahr – Baustelle und Naherholung

In Bad Neuenahr leben wir seit der Flut im Juli 2021 weiter auf einer Baustelle, zwar mit trinkbarem fließenden Wasser, Strom und Heizung. Aber in unserer Wohnanlage immer noch ohne Kellerraum und Perspektive, was das Ende der Baumaßnahmen betrifft. Für die Menschen, die weiter oben an der Ahr wohnten, ist die Situation noch viel schlimmer. Immer noch sind viele ohne eigene Wohnung und ohne Perspektive, wie es weiter gehen soll. Es soll aber auch „aufsuchende Hilfe“ geben von den zuständigen Stellen, mit Mitarbeiter*innen an Info-Punkten und mit anderen direkten Auskunfts- und Hilfemöglichkeiten für die betroffenen Menschen. Es ist notwendig und wichtig, dass die Menschen aus der Ahr-Region diese Hilfen dann auch abrufen.

In Neuenahr sind umfangreiche Infrastruktur-Maßnahmen im Gange, Straßen, Brücken, Fernwärme und vieles mehr. Die Modernisierung der Stadt sollte eigentlich schon vor der Landesgartenschau 2022 in Bad Neuenahr in Angriff genommen werden. Jetzt kommt es anders: Nach der Flut sind  Wiederherstellung und Modernisierung in Bezug auf die städtische Infrastruktur, Wohnungen,  Häuser,  Geschäfte, Schulen, Sport- und Spielplätze,  Gastronomie, Hotels und Ferienwohnungen angesagt; Landesgartenschau 2023 abgesagt. Ganz offen ist auch noch, wann und wie der Weg der Ahr zukunftstauglich gestaltet werden kann.

Einen großen Vorteil haben wir hier im Ahrtal: Wem die derzeitige Situation hier auf die Nerven geht, muss gar nicht weit weg, um dem zu entgehen. Wir sind hier mitten im Naherholungsgebiet mit vorzüglichen Wanderstrecken. Und wenn man oben auf den Bergen unterwegs ist, sieht es fast so aus wie früher.

In Neuenahr wird mit großem Einsatz auch an der Infrastruktur gebaut, hier am Platz „Alter Markt“ nahe beim alten Rathaus. Fußgänger müssen hier zwangsläufig geistig und körperlich beweglich bleiben, um immer wieder ihren Weg zu finden.

 

 

Über lange Strecken auch durch die Innenstadt, wie hier am „Alter Markt“ werden Rohre verlegt. Straße auf, Straße zu, neues Pflaster. Man muss schon gut aufpassen, wo es lang geht.
Stress für Fußgänger an der Kreuzung Rathausstraße/Bergstraße:

Fußgänger kommen vom sog. Moses-Parkplatz und gehen Richtung Innenstadt, sie haben vor der Kreuzung auch noch einen Fahrradweg zu beachten und dann „volles Programm“ beim Überkreuzen der Kreuzung: Autos von links, von der Bergstraße, von rechts, von geradeaus und vom sog. Moses-Parkplatz – und es gibt keinen Fußgängerüberweg!!!

Selbst wenn man erfolgreich über die Kreuzung Richtung Innenstadt gerannt ist, gibt es noch ein Hindernis: eine Begrünung, an der man auch noch vorbei muss.

Ich habe schon Mütter mit Einkäufen und Kindern rennen sehen.

Und im Ahrtal wird auch „nicht immer“ die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten. Auch wenn das nicht beliebt ist und nicht kontrolliert wird: es wäre ein Gebot der Rücksicht. Manch einer fährt, als hätte er kein Benzin, sondern Kerosin in den Adern.

Immer wieder wird gegrübelt, wie man hier am Moses-Parkplatz rüber kommt.

LIEBE STADTVÄTER UND STADTMÜTTER:

BITTE EINEN ZEBRASTREIFEN!

Am Bahnhof Neuenahr habe ich ein 9€-Ticket gekauft und gleich genutzt für eine Fahrt ins schöne Bad Bodendorf mit der DB-Ahrtalbahn. Unterwegs sieht man entlang der Bahn noch deutlich die Spuren der Verwüstung durch die Ahr vom Juli 2021.
In Bad Bodendorf geht der Rotweinwanderung von der Straße rechts neben dem Bahnhof gleich los. Im Ahrtal-Café habe ich mir noch schnell eine köstliche Wander-Verpflegung gekauft. Los geht’s.
Der Rotweinwanderweg führt hier erst auf asphaltierter Straße rechts bergauf und nach kurzer Zeit an Wiesen und Wäldern entlang.
Dort zweigt auch schon ein kleiner Weg für einen kurzen Abstecher ab: Wer sich für Trüffel interessiert und mehr darüber wissen will, ist hier richtig: in der „Trüffelhauptstadt Deutschlands“. Die Barbarossa-Stadt Sinzig hat mit dem Ahrtrüffel e.V. an dieser Stelle begonnen, eine Truffière von mit Trüffelsporen beimpften Bäumen und Sträuchern anzulegen. Auf einem kleinen Spaziergang im „Trüffelpark“ kann man mehr dazu erfahren.
Weiter geht es auf dem Rotweinwanderweg an vielfach und vielfarbig blühenden Wiesen vorbei. Ein langes Stück des Wegs führt an dem Naturschutzgebiet „Orchideenwiesen“ vorbei. In Schautafeln am Wegesrand wird informiert, wie  dieses Gebiet gemeinschaftlich zum Schutz der Natur entwickelt wurde. Einiges ist jetzt Anfang Juni schon verblüht. Aber es gibt noch viel anderes zu entdecken.
Es ist wie in einem einzigen großen Garten. Hier sind z.B. Akelei zu bewundern.
Es blüht links und rechts am Wegesrand in voller Pracht, dazu duftet es wie Honig, und Bienen und andere Insekten hummeln um die Wette. Schattige Waldstücke zwischendurch machen das Wandern noch erholsamer.
Weite Blicke sind immer wieder die „Belohnung“ für das Wandern auf die Berge hinauf, hier über üppig blühende Natternkopf-Blumen. Man sieht allerdings in der sattgrün leuchtenden Landschaft auch die Spuren der Verwüstung durch die Ahr – unterhalb der Brücke, wo eine Fahrbahn weggerissen wurde von den Fluten.
In Heppingen bin ich schon fast am Ende meiner Wanderung. Auch hier hat die Flut im Juli 2021 nur den Rest eines Brückenpfeilers stehen gelassen. Radfahrer und Fußgänger sind einer Brücke verlustig gegangen. Aber eine Straßenverbindung zum anderen Ahrufer, gut asphaltiert, ist vorhanden.
Da ist sie wieder, zuverlässig, die Ahrtalbahn, die derzeit – in zwei Richtungen – im Ahrtal bis nach Walporzheim  unterwegs ist. In drei Jahren soll sie sogar wieder durchgehend wie früher fahren.
Ich wandere weiter an der Ahr entlang Richtung Neuenahr. Die Umgestaltung des Terrains unter der Brücke durch die Ahr ist eindrucks-voll: die Pfeiler in einer ausgeprägten Vertiefung, dahinter ein kleiner neuer See, und im Hintergrund ganz schmal die Ahr. Bis zur endgültigen Herrichtung wird es hier wohl auch lange dauern.
Im Kaiser-Wilhelm-Park sieht man noch die Einzelteile eines Brückenprojektes vom vergangenen Jahr liegen: hier sollte eine schöne neue Brücke für die Besucher im Park geschaffen werden.
Und hier sieht man hinter den  „unverdrossen blühenden“ Mohnblumen auch noch den Rest der alten von der Flut abgerissenen Brücke im Park.

Ahrtal und Eifel: volles Programm

Während die Menschen im Ahrtal den Wiederaufbau nach der Flut als ein Vorhaben im Schneckentempo wahrnehmen, geht der Veranstaltungsbetrieb schon kräftig auf Touren. Es rockt und röhrt am Nürburgring nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen, am Wochenende kommen viele Besucher ins Ahrtal zum Wandern, Schauen, Feiern, Genießen und dabei den Anbietern der Veranstaltungen wieder „auf die Beine zu helfen“.  Zwei Jahre lang gab es Einschränkungen und Absagen wegen Corona-Risiken. Und dann noch die Flut mit den bis heute schweren Belastungen für sehr viele Menschen im Ahrtal. Aber immer wieder ist der Wunsch der Betroffenen an die Politik und auch an die vielen Menschen, die darüber hinaus Anteil nehmen: „Bitte lasst uns nicht allein“.

Grob gesagt: „Wir sind hier richtig abgesoffen. Aber lasst uns jetzt bitte nicht noch abstürzen.“

Das Ahrtal bietet inzwischen schon zahlreiche Veranstaltungen und lädt alle Gäste von nah und fern zum Kommen ein:

Neue Gästeführungen in Ahrweiler und Bad Neuenahr: „Ahrweiler und Bad Neuenahr im Wiederaufbau“. Anmeldung per e-mail: verkauf@ahrtal.de

Gästeführung in Ahrweiler zur Besichtigung des Ahrtor, Anmeldung s. www.ahrtal.de

Wie schon seit langem gibt es auch die geführten Terrainwanderungen, in Bad Neuenahr jede Woche am Mittwoch und Freitag, telefonische Anmeldung unter 02641 9171 (Teilnahmegebühr 8 Euro, für Gäste- bzw. Kulturkarteninhaber*innen kostenlos).

Der Rotweinwanderweg ist auf die Wanderer und Wanderinnen vorbereitet und durchgängig begehbar. Es gibt auch schon eine große Zahl gastronomischer Angebote am Rotweinwanderweg.

Es gibt einige Wein- und Wanderangebote: so z.B. der AhrWeinWalk am 28. und 29. Mai sowie vom 3.-5. Juni 2022. Neun Winzer aus Ahrweiler haben sich zusammen getan und laden zum Wander- und Weingenuss ein.

Pfingsten gibt es im Kurpark Bad Neuenahr wieder die „WeinLounge“, jeweils Freitag, Samstag, Sonntag, Feiertag, bei der es sich im Liegestuhl mit einem Glas Wein und einer kleinen Stärkung gut gehen lässt.

Auch der Ahrsteig ist seit Mai wieder vollständig bewanderbar (und natürlich wunderbar).

Wandern für den Wiederaufbau bis Ende Mai angeboten mit Shuttle-Bus-Verbindung, wandern entlang des Rotweinwanderwegs.

Der „Ahraton“ startet wieder am 18. Juni 2022 um 9.00 Uhr. Es geht wieder um einen sicher nicht „bier-ernsten“ Laufwettbewerb. Start und Ziel sind am Weingut Sonnenberg in Bad Neuenahr, s. www.ahrathon.de

Auch die Radveranstaltung „Tour de Ahrtal“ findet nach zwei Jahren Pause wieder statt (was für ein Nachholbedarf!): am Sonntag 12. Juni 2022.

Zur Stärkung oder zum kulinarischen Hochgenuss bieten sich viele gastronomische Angebote an der Ahr an:

u.a. in Bad Neuenahr das „Brauhaus“ und die „Idylle“, in Ahrweiler das „Hotel zum Stern“, in Walporzheim auf den nördlichen Höhen u.a. das Restaurant und Hotel „Hohenzollern“, der „Altenwegshof“, der „Försterhof“, an der Landstraße bei Walporzheim die „Winzerschenke“, im Bereich Marienthal der  „Klostergarten Marienthal“, um nur einige zu nennen.​

Am Mittwoch, 25. Mai, war in Bad Neuenahr ein meteorologisch glücklicher Tag: viel Sonne mit einigen Wolken, trocken, nicht zu warm. Eine geführte Terrain-Wandergruppe macht sich auf den Weg, mit der Ahrtalbahn nach Bad Bodendorf und am Ende des Ortes hinauf auf den Reisberg.
Weiter ging es auf der „A5“ – nicht zu verwechseln mit einer Autobahn-Bezeichnung. Unsere bis ins Detail ortskundige Wanderführerin unternimmt eine Höhenweg-Wanderung mit den schönsten Ausblicken auf die Berge und den Rhein. Und sie findet und geht mit uns neue Wege, durch den Wald, an Wiesen entlang.
Man glaubt es kaum, wie weit der Blick reicht hier und heute – bis über den Rhein hoch zum Drachenfels.
Am Waldesrand auf einem Wiesenweg genießen wir den naturnahen Spaziergang. Wie entspannt kann man wandern, wenn die Wanderführerin jeden Weg und Steg kennt auf unserem Rundweg zurück nach Bad Bodendorf.
Die Bahn verpasst?

Natürlich nicht. Wir wollen eine Bahn später fahren – vorher noch die „Belohnung“: köstlicher Kaffee und Kuchen in großer Auswahl im „Ahrtal-Café“ in Bad Bodendorf.