Naturgewalten und Aufbau

Was macht das Klima mit uns?

Was Starkregen und Hochwasserkatastrophen sind, wissen wir im Ahrtal.

Wir hatten hier in vier Jahren drei „Jahrhunderthochwasser“.

Beschwichtigend wurde vereinzelt sogar noch von der Flut im Sommer 2021 als einem „Jahrtausend-Hochwasser“ gesprochen. Nach dem Motto: das kommt so einmal nur in einem Jahrtausend vor, und wir hätten es damit nun schon hinter uns. Ich meine, dass eine solche Bewertung kaum ernst genommen werden kann.

Weltweit setzen sich seit langem viele – meist junge – Menschen mit großer Empathie für das Klima ein. „Fridays for future“ wurde von manchem belächelt und als eine Art Jugendrevolte hingenommen und blieb weitgehend folgenlos.

Doch dringender Handlungsbedarf wird aktuell insbesondere von der großen Weltklima-Konferenz in Schottland signalisiert. Wegen der fundamentalen und weltweiten Probleme auf Grund der bereits zu hohen Erderwärmung wird ohne weitere Verzögerungen ein Umsteuern gefordert.

Zu den aktuellen Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene in Deutschland hätte ich als Wählerin den Wunsch, dass das Klima kein Opfer der Koalitionsarithmetik wird nach dem Motto: etwas Klima für die Grünen, mehr Wirtschaftsförderung für die Freien Demokraten.  Schließlich betrifft der Zustand und die Entwicklung des Klimas uns alle, die Wirtschaft am Ende auch.

Und derzeit erleben wir auch, welchen wirtschaftlichen Aufwand Naturkatastrophen auslösen können: mit Hilfe von Bund und Land wird im Ahrtal mit viel Geld (sowie Tatkraft und konkreter Unterstützung durch viele Menschen mit Spenden und Hilfen) an zahlreichen Orten am Wiederaufbau der Ahr-Region gearbeitet. Einen solchen Kraftakt kann man kaum  wiederholen. Es muss also jetzt gelingen. Und es muss nachhaltig sein.

Richtig ist wohl: wir Menschen sind dem Klima und unserem schönen Planeten Erde egal. Die Erde braucht uns nicht. Mit einem Blick auf die beliebte Insel Palma, die durch – für uns lebensbedrohliche – Vulkane entstanden ist, wird klar, wie vulnerabel wir im Gegensatz zur Erde sind. Wir brauchen  Veränderungen, damit unsere Lebensgrundlagen gesichert werden. Für uns geht es auch beim Klima um nicht weniger als die Sicherung von Überleben, Frieden und Stabilität.

Ermutigend für das Ahrtal ist nun die Entscheidung des rheinland-pfälzischen Landtags, dass eine Enquete-Kommission eingesetzt wird, die den Katastrophenschutz, die Anpassung an den Klimawandel  und den Wiederaufbau an der Ahr behandelt. Mit Unterstützung durch Experten sollen die Gründe, der Ablauf der Hochwasserkatastrophe und die Folgen des Hochwassers untersucht werden. Auf dieser Grundlage sollen die Empfehlungen erarbeitet werden.

In Bad Neuenahr geht es aufwärts: vor der Rosenkranzkirche, auf gereinigter Straße, entwickelt sich der Einzelhandel wieder: Gemüsehandel, Fleischerei, Essen-to-go-Angebot, Bäckerei, Apotheke haben Gesellschaft bekommen. Jetzt gibt es hier auch ein Blumengeschäft, ein Papierwarengeschäft und Pizza von Concordia.
Nur noch wenige Flutopfer-Fahrzeuge finden sich noch in der Nähe der Stadt, so wie hier an der Heerstraße.
Die Zugverbindung von Remagen bis Ahrweiler wird sichtbar wieder hergestellt, wie hier am Bahnhof Heimersheim. Ab 8. November soll die Ahrtalbahn wieder fahren. Am Bahnhof Heimersheim wird ein Halt aber noch nicht möglich sein. In Bodendorf und Neuenahr wird die Ahrtalbahn halten.
Nun ist die Kreuzstraße – eine gefühlt immerwährende Baustelle – auf dem Platz an der Linde angekommen. Auch dort wird intensiv gebaggert und gegraben, auch hier sind noch Leitungen zu verlegen.
An die Kreuzstraße schließt – ebenfalls als lange aktive Baustelle – die Einmündung in die Weststraße ein. Es wird an zahlreichen Stellen unermüdlich gearbeitet. Neben den Flutfolgen sind die auch schon länger geplanten Infrastrukturmaßnahmen fort- und zu Ende zu führen.
Auch in der Ahrstraße in Neuenahr gehen die Bau-Aktivitäten weiter. Ein schon seit längerer Zeit vorgesehener Bau beginnt mit dem millimeter-genauen Transport von Kranteilen auf einem Tieflader von der Hauptstraße in die Ahrstraße und von dort in die Grundstücksfläche. Dort werden die  Kranteile zusammengefügt.

 

Kleiner Spaziergang durch das Kurviertel, hier an der Therme. Die Therme wird auch eine Ertüchtigung brauchen, soll sie wieder in Betrieb gehen. Der Bürgermeister hält einen Fortbestand für sinnvoll. Also hoffen wir darauf.
Ein paar „Blessuren“ hat die Therme schon bekommen. Das kleine Sauna-Becken wirkt immer noch wie einladend.

 

 

Auch die Spielbank an der Ahr hat gelitten. Überall stehen weiße Säcke für Schutt und Abfälle und weitere Materialien.

Aber die Spielbank wird nicht ganz aufgegeben. Es heißt, dass für die Spielbank ein neuer Standort angedacht wird. Ein in der Nähe der Stadt gelegenes Provisorium wird für vorstellbar gehalten. Es heißt, dass die Spielbankgesellschaft später wieder in der Kurstadt den Spielbetrieb aufnehmen möchte – aber sicher außerhalb des Überschwemmungsgebiets.

 

Auch das Kurhaus hat ersichtlich durch die Flut Schaden genommen.

 

Auch das Verwaltungsgebäude der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr hat an der Fassade sichtbar erheblichen Schaden durch die Flut genommen. Mit einem Gerüst gestützt wird das Gebäude noch gehalten.
Vom Gebäude, das hier stand, sind nur noch Schuttberge vorhanden.
Wenig ist von dem Inventar des Verwaltungsgebäudes übrig geblieben.
Auch hier an der Einmündung in die Beethovenstraße: Schuttberge
An der Beethovenstraße versperren Schutthaufen die Sicht – ein Mauerstück hat nur noch gehalten, im Hintergrund die Spitze der Therme.
Auf der Rückseite des Thermal-Badehauses an der Beethovenstraße erinnert die  Baustelle an den Brand im September 2020. Innen ist das Thermal-Badehaus, das auch deutlichen Renovierungsbedarf hat, fast nicht mehr genutzt.
Die Rentmeisterei, im Kurviertel, ein bauliches Juwel aus früheren Zeiten, war zuletzt Ausgabestelle für Hilfsgüter für die Opfer der Flut vom 14./15. Juli. Zuvor die sehr geschätzte Stadt-Bibliothek, die eigentlich aufgegeben werden und durch einen Neubau im Kurpark ersetzt werden sollte. Hoffentlich wird das Gebäude gestärkt und seiner ursprünglichen Aufgabe zugeführt.
Im Kurpark wird kräftig gewirkt – Sand und Erde werden bewegt. Zugleich zieht hier wieder Leben in Form von Gastronomie, Musik, Veranstaltungen und Geselligkeit ein. Ein großes Gastro-Zelt erwartet mittags und abends Gäste. Veranstaltungen sollen auch stattfinden, so jeden Sonntag auf der kleinen Bühne m Kurpark – Eintritt sogar kostenlos.

Auch die „Weihnachtslichter“ soll es später wieder geben.

Billas Novelle und Barista laden zum Schmausen und Kaffee trinken ein.
Ein Spaziergang auf die andere – nördliche – Seite der Ahr. Hier ist festzustellen, dass schon intensiv an der Herstellung des Ahr-Ufers und des Weges entlang der Ahr gearbeitet wird.

Kein Licht in Sicht

Stürme und Starkregen kündigen den nahenden Winter an

Seit Monaten wird im Ahrtal unermüdlich mit großem Einsatz an zahlreichen Stellen am Wiederaufbau gearbeitet. Handwerker und die von der Flut betroffenen Bewohner schauen seit Wochen sorgenvoll auf den Winter, der wohl schneller kommt als die Wiederherstellung und Bewohnbarkeit vieler Wohnungen. Auch in unserer Wohnung in der Unterstraße in Bad Neuenahr ist kein Licht in Sicht. Weiterhin gilt hier, dass die Wohnungen nicht wieder bezogen werden dürfen. Gelegentlich schauen wir in unserer Wohnung nach einem eventuellen Fortschritt und nach den Unterlagen, die wir brauchen, z.B. für die Steuererklärung. Die Wohnung hat kein Licht, keinen Strom und keine aktive Heizung. PC und Drucker funktionieren also auch nicht. Die Trocknung, Renovierung und Beheizung sowie die Verhinderung von Schadstoffbelastung findet nicht statt.

Und es wird offensichtlich noch schlimmer: die Wohnung ist bei den derzeitigen Niedrigtemperaturen inzwischen sehr kalt, sie stinkt, die Wäsche im Schrank wird feucht, es gibt auf den Fluren keine Heizlüfter – Mangelware Ahr-weit! Kontamination an Wänden und Inventar mit Schimmel ist zu befürchten. Es fehlen Baumaterialien, Fachkräfte sind kaum zu bekommen. Einige Bau- und Heizungsbaubetriebe an der Ahr sind selbst durch die Flut geschädigt worden und müssen ihr Unternehmen wieder aufbauen.

Und es gibt kein Konzept, wie diese Wohnungs-Probleme neben den zahlreichen Bau- und Wiederaufbaumaßnahmen an der Ahr angegangen werden sollen.

Detail-Lösungen und gelegentliche Bürgerversammlungen sind kein Ersatz für die notwendige Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden Konzepts.

Was sollen wir nun machen? Wo sollen wir wohnen? Wie lange soll der Wiederaufbau dauern? Für viele Ahrtal-Bewohner, nicht zuletzt die in den vergangenen Jahren Zugezogenen, sind diese Fragen Teil ihrer Überlegung: Bleiben, zurückkehren, oder gehen? Das ist auch eine Frage des Alters: einige Seniorenresidenzen in Neuenahr wie Villa Sibilla und das Augustinum haben in der Flutkatastrophe Großes geleistet zur Rettung der Bewohner, die ihnen vertrauen konnten. So geschützt kann man wohl bleiben.

Aktuelle Hinweise:

  • Am 19.10.21 hat der Kreistag Ahrweiler beschlossen, dass im Ahrtal mehr als 80 neue Sirenen zur effektiven Warnung der Bevölkerung installiert werden sollen. Die Sirenenanlagen sollen auf elektronischer Basis arbeiten und – neben dem Warnton – auch Sprachdurchsagen z.B. zur Handlungsanleitung der Bevölkerung aussenden können. Diese Warnmöglichkeit soll auch im Hinblick auf den bevorstehenden Winter so schnell wie möglich für das Ahrtal geschaffen werden. – Nach zwei „Jahrhunderthochwassern“ an der Ahr innerhalb von 5 Jahren sollten die Menschen endlich auf eine rechtzeitige Warnung und Schutz vor lebensbedrohlichen Wetterlagen vertrauen können.
  • Wer Laga-Karten für die inzwischen abgesagte Landesgartenschau gekauft hat, kann diese  im ehemaligen Service-Center der Laga in der Hauptstraße 80 in Bad Neuenahr zurückgeben und sich den Kaufpreis per Überweisung auf sein Konto erstatten lassen. Auch für die Kombi-Kulturkarte, die eine Dauerkarte für die Landesgartenschau enthält, kann so der Kaufpreis erstattet werden. Dabei soll nach Möglichkeit die Eintrittskarte bzw. der Voucher vorgelegt werden.
  • Anträge auf Unterstützung aus dem Aufbauhilfefonds können von Betroffenen der Flutkatastrophe gestellt werden. Der Antrag soll über ein Online-Formular gestellt werden. Das Formular findet sich unter der Adresse: wiederaufbaurlp.de
  • Die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler appelliert an die BürgerInnen, das bis Oktober fortbestehende kostenlose Angebot von Helfern für Betroffene der Flutkatastrophe in Anspruch zu nehmen. Die Betroffenen können unter

www.helfershuttle.de

sowie unter +49 (0) 151 / 4313 / 1662

Unterstützung anfordern, beispielsweise um bislang liegen gebliebene Entkernungsarbeiten noch zu Ende zu bringen.

 

Fast eine Idylle:

die hart arbeitenden Helfer in unserer Wohnanlage gönnen sich die verdiente Pause, während ihre Arbeitskleidung trocknen kann.

Im Ortskern von Bad Neuenahr ist schon sehr viel geschafft und an manchen Stellen nahezu Normalität eingekehrt. Fußgänger und Autofahrer müssen aber weiter gut aufpassen:  immer wieder kommt eine große oder kleine Baustelle hinzu.
Ein Besuch in Ahrweiler, fast menschenleer und gezeichnet von der Flut – der Blick auf diese schöne alte Stadt (durch das Niedertor) schmerzt. Überall zeigt sich der weiterhin große Bedarf an Wiederaufbaumaßnahmen.
In der Niederhutstraße in Ahrweiler ein Anblick, der zwiespältig ist: schön, dass das Haus erhalten geblieben ist und auch schon den Haken für „wiederherstellbar“ bekommen hat. Die Schäden an dem Traditionslokal, das auch weiter betrieben werden soll, sind aber so gravierend, dass die Wiederinstandsetzung voraussichtlich bis weit ins nächste Jahr gehen wird.
Der grobe Schutt ist weitgehend entsorgt, die leeren Fenster der ehemaligen Geschäftslokale zeigen, wo und wieviel noch zur Wiederherstellung geleistet werden muss.
Hinter einem eingesunkenen Brunnen mit zerbeultem Zaun die Botschaft der Niederhut (wie bei uns auch): „wir brauchen endlich Strom“.
In Ahrweiler: überall geschlossene/gesicherte Laden-Eingänge, die durch die Flut ruiniert wurden.
Das ist bzw. war der „Salon“ der Stadt Ahrweiler, wo man sich zum Bummeln und Verweilen, zum Eis-Essen, zum Bier oder Wein mit Freunden und zu Festen traf und einfach „zuhause“war. Hier wurde Markt gehalten, Besucher standen überall herum und fotografierten den Markt in alle Richtungen, so schön war der Platz.
Hier sind Abriss-Reste der alten Ahrtorbrücke zu sehen, dahinter ein kleines „Handwerker-Dorf“ mit temporären Unterkünften für die zahlreichen Einsatzkräfte.
Die vom THW errichtete Ahrtor-Brücke ist eine der vielen Brücken, die das THW derzeit im Ahrtal errichtet. Das THW hat im Ahrtal den größten Einsatz seiner Geschichte. Zusätzlich zur Ahrtor-Brücke ist nun auch noch – wenige Hundert Meter von der Ahrtor-Brücke entfernt – eine neue Fußgängerbrücke errichtet worden.
Das ist die neue Fußgängerbrücke von Ahrweiler über die Ahr. Bei dem hohen Verkehrsaufkommen auf der Ahrtor-Brücke, die auch von Fußgängern genutzt werden kann, ist es hier aber sicherer und ruhiger – sehr ruhig, ich war vorgestern Nachmittag der Einzige.
Auch in der Ahr und an der Ahr und um die Ahr wird laufend gebaggert. Es scheint eine in ihrer Größenordnung unvorstellbare „Herkulesaufgabe“ zu sein, das Flussbett und die Ränder der Ahr so wiederherzustellen und zu festigen, dass auch noch eine ansehnliche und belastbare Gestaltung des Flusses vorgenommen wird. Damit Fluss und Menschen eine dauerhafte Koexistenz eingehen können.
Überall, auch im Park der Ehrenwall’schen Klinik, finden sich an den Ufern der Ahr zerstörte Mauer- und Wegereste.
Der einzige hier, der dem Flutdrama bzw. seinen überall sichtbaren Spuren gelassen begegnen kann, ist ein einsamer Kormoran.
Blick durch das Ahrtor – auch hier eine fast menschenleere Baustelle.
Auch in Ahrweiler werden zügig temporäre Bauaten errichtet.
Und das bleibt: die Hoffnung, dass die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, die wir alle sehr schätzen, so bunt und vielfältig wie einst wieder ersteht.

Der Fortschritt ist sichtbar, aber auch eine Schnecke

In Bad Neuenahr ist die Situation gemischt: an sehr vielen Häusern und Geschäften sind Putz und Böden schon herausgenommen und Böden und Wände können trocknen. In der Stadt herrscht überall reger Baubetrieb und es sind kaum noch flutbeschädigte Autowracks zu sehen. Häuser und Geschäfte werden entkernt, Inventar wird geräumt, an vielen Stellen werden Leitungen und Rohre neu gelegt. Zugleich wird offensichtlich, wie viele Maßnahmen noch längerfristig erforderlich sind, um das Ahrtal als Wohnort, als Erholungs- und Freizeitort und als nachhaltige Region im Einklang von Natur und Nutzung wieder herzustellen.

Wir wissen derzeit noch nicht, wann wir wieder in unsere Wohnung an der Südseite der Ahr einziehen können. Es fehlt weiterhin an Strom und Wasser. Der Wiederaufbau der Parterre-Wohnungen wird länger dauern. Möglicherweise wird, wenn der Strom mit Überbrückung über die unteren Wohnungen gelegt werden kann, bis Dezember des Jahres eine Rückkehr in unsere Wohnung in Neuenahr möglich sein. Ein paar Wochen jedenfalls wohnen wir noch außerhalb in einem Hotel.

Aktuell hat der Stadtrat mit Blick auf die bevorstehende kalte Jahreszeit zur  sicheren  Unterbringung von Bewohnern im Ahrtal, die keine eigene funktionstüchtige Wohnung haben,  u.a. Wohncontainer und „Tiny-Häuser“ als  temporäre Unterkünfte beschlossen..

Mein bisheriger Arzt ist in dem Chaos der Flut- und Corona-Wochen „verschwunden“. Der Medi-Bus steht nicht mehr am Bahnhof, aber der Medi-Arzt hat einen neuen Standort gefunden, wir haben ein Rezept für die Medikamente und sogar gleich auch – wie gewünscht – eine Grippe-Impfung bekommen.

Die Sparkasse hat weiterhin einen gut funktionierenden Standort in einem Sparkassen-Bus auf dem bisherigen Parkplatz. Mit der Wiedereröffnung der Sparkasse wird aber erst mit Mitte 2022 – voraussichtlich – gerechnet.

Der Blick in leere Geschäfte und Innenräume, so in die Räume des Luther-Restaurants, der Buchhandlung, der Luther-Kirche und vieler anderer Gebäude ist ein Alptraum.

Aber vieles – provisorisch zum Teil – wiederkehrt wieder.  Vor der Rosenkranzkirche wird in mobilen Verkaufsständen Wurst, Fleisch, Backwaren, Obst und Gemüse angeboten. Das Café „Mina“ an der ehemaligen Casinobrücke hatte unter der Flut sehr gelitten, soll aber wieder – in der Telegrafenstraße – in Betrieb gehen. Weiter nördlich sieht die Situation in Neuenahr auch schon wieder besser aus: ein Supermarkt, der – tiefer liegend – vom Hochwasser betroffen war, hat wieder geöffnet. Das „Brauhaus“ ist – auf der Terrasse – wieder in Betrieb gegangen und wird gut und gerne und mit Freude angenommen. Auch die Straußwirtschaft im Weingut Sonnenberg hat wieder geöffnet. Und das ist auch gut so, genau so wie die Wanderungen, die wieder angenommen werden: es hilft keinem Gastronom und keiner Region, wenn die Menschen nicht kommen. Es sollte nur Rücksicht genommen werden auf die besondere Situation der vielen Baumaßnahmen und – glücklicherweise – Helfer im Ahrtal, also möglichst nicht mit dem Auto, sondern eher mit Bus/Shuttle anreisen.

Die Straßen in Neuenahr sind nach einer Kehr-Aktion mit Anwohnern und Helfern frisch gefegt und schon deutlich ansehnlicher geworden.

In Neuenahr können Fußgänger jetzt auf einer Fußgängerbrücke an der Stelle der ehemaligen Kurgartenbrücke wieder die Ahr überqueren.

Die Ahrbrücke in Bad Neuenahr-Ahrweiler im Verlauf der L 83, die eine wichtige überörtliche Verbindung Richtung Süden nach Bachem und Königsfeld ist, kann inzwischen auch wieder befahren werden.

Die Postzustellung bei uns funktioniert auch schon wieder: in unserem gefluteten, aber getrockneten Briefkasten wird jetzt regelmäßig zugestellt. Jetzt müssen wir noch den Nachsendeantrag ändern.

Eine Brücke für Fußgänger in Bad Neuenahr – sehnlich erwartet zur Verbindung der beiden Ahr-Seiten.
Auch kulinarische Angebote werden Ahr-übergreifend angekündigt.
Erinnerung an die alten Stützpfeiler der Brücke
An den Ahr-Ufern sind immer noch reichlich Trümmer zu sehen.
Wie ein riesenhaftes Insekt aus einem Science-Fiction-Film: Trümmer-Reste an und von der Ahr.
Ein Bild der Zerstörung an der Ahrbrücke vor der Apotheke
Die Apotheke ist von Schlamm und Flut durchgespült worden, die Mauern haben aber gehalten und es wird schon am Wiederaufbau gearbeitet. Aufräumarbeiten und Schutthaufen, wohin man nur sieht.
Sehr schwer hat es auch die Luther-Kirche im Inneren getroffen. Der Boden ist verwüstet und muss komplett ausgetauscht werden.
In der Telegrafenstraße, neben der Luther-Kirche ist das Restaurant „Luther“ nach kompletter Durchflutung durch die Ahr wieder neu aufzubauen.
An der Kirche und dem Restaurant wird fleißig gearbeitet und es gibt laufend kleine Fortschritte in einer großen Herausforderung.
Leere Geschäfte und immer wieder Schutt in der Telegrafenstraße.
Der „Abraum“ aus einem Geschäft in der Telegrafenstraße.
Auch hier Baumaßnahmen zur vollständigen Wiederherstellung von Wänden, Böden, Fenstern.
Das war einmal der „Salon“ von Neuenahr. Am Platz an der Linde traf man sich zu Kaffee und Eis, zum Flanieren und Plaudern, zum Ausruhen auf Bänken und zum Erfrischen am Brunnen. Der Platz ist gefegt, aber hat – wie die Geschäfte in der Poststraße – noch viel vor sich.
So sieht ein Badezimmer in unserem Haus aus – nach der Flut und der Entkernung.

Brücken, Schienen, Straßen, Wege

Nach der Ahr-Flut fehlen Brücken, Schienen sind zerstört, Straßen beschädigt, Rad- und Fußwege an der Ahr beseitigt. Die Infrastruktur muss kurzfristig wiederhergestellt werden, und sei es durch provisorische Bauten.

Fast alle Brücken im Ahrtal sind durch die Flut weggerissen oder schwer beschädigt worden. Das betrifft rund 60 Brücken.

In Bad Neuenahr ist bereits seit einiger Zeit an der Landgrafenstraße eine vom THW erbaute Behelfsbrücke für Fahrzeuge und Fußgänger in Betrieb und wurde auch schon einmal gesperrt und gewartet. Weitere Brücken, für Fahrzeuge, Fußgänger oder beides, sind in der Planung und zum Teil auch schon in der Umsetzung.

Das THW hat nun in Ahrweiler eine neue Ahrtorbrücke (Behelfsbrücke) für Fußgänger in kurzer Zeit gebaut. Anschließend flussabwärts der Bau einer weiteren provisorischen Brücke für Fahrzeuge. Noch im September d.J. sollen weitere provisorische Fußgängerbrücken zur Überquerung der Ahr folgen: die Bachemer, die Amseltal- und die Kurgartenbrücke. Den Abschluss – als kombinierte Fußgänger- und Fahrzeugbrücke – soll dann die Heppinger Brücke im Oktober bilden.

Schienenverkehr: die im Ahrtal von Anwohnern, Schülern und Gästen sehr geschätzte und durch die Flut geschädigte Ahrtalbahn-Strecke soll ahraufwärts zumindest in einem Teilstück bis Walporzheim wieder in Betrieb gehen. Die Regionalbahn RB 30 könnte ab Ende Oktober von Bonn wieder nach Walporzheim fahren. Man sieht die Großbaustelle rund um den ebenfalls stark beschädigten Bahnhof Heimersheim, auf der mit großem Einsatz an der Wiederherstellung des Gleisbettes, der Schienen und auch der ebenfalls stark durch die Flut beeinträchtigten Straße gearbeitet wird.

Die weiteren 15 km der Regionalbahnstrecke sind verwüstet. Tunnel und Brücken sind zerstört. Der Wiederaufbau würde eine Herkules-Aufgabe werden.

Die B 266 zwischen Bad Neuenahr und Heimersheim ist inzwischen nach erfolgten Reparaturen wieder für den Verkehr freigegeben, mit jeweils einer Spur für jede Fahrtrichtung.

Die B 9-Ahrbrücke in Sinzig in Fahrtrichtung Süden ist nun auch wieder in beiden Fahrtrichtungen, mit jeweils einem Fahrstreifen, befahrbar.

Ufer-Grundstücke:

Die Ahr war am 14./15. Juli 2021 wie entfesselt unterwegs und hat das Ahrtal verwüstet; zugleich hat sie an den Ufern massiv Landraub betrieben..

Der Jurist fragt sich nun: wenn an den durch die Flut ausgedehnten Ahr-Ufern zwar der Boden vorhanden ist, nicht aber eine bebaubare, sichere, genehmigungsfähige Fläche für einen Ersatzbau an der Ahr, was ist denn jetzt mit meinem Eigentum?

Die Kreisverwaltung Ahrweiler hat am 17.9.2021 nach einem entsprechenden Beschluss von  Kreis- und Umweltausschuss über ein hervorragendes Vorhaben informiert, das privaten Eigentümern den Verkauf von Ufergrundstücken anbieten soll. Die Eigentümer sollen zeitnah die Möglichkeit erhalten, ihre Grundstücke an den Landkreis Ahrweiler zu ortsüblichen Preisen zu verkaufen. Die verkauften Flächen können sodann genutzt werden zum Hochwasserschutz und zur Erhaltung von naturnahen Strukturen. Hierfür soll die Erweiterung des Fördergebiets des Naturschutzgroßprojekts „Obere Ahr-Hocheifel “ über Adenau hinaus auf die flussabwärts gelegenen Abschnitte zwischen Dümpelfeld und Ahrmündung beantragt werden.

Was gibt es Neues in Neuenahr und Ahrweiler?

Neuenahr und Ahrweiler haben durch die Flut viele Einzelhandelsgeschäfte verloren. Bis diese wiederhergestellt sind, sollen sog. Pop-up-Malls   in Zeltgebäuden eingerichtet werden für Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungen. In Neuenahr wird der Standort für den provisorischen Einzelhandels-Komplex der Parkplatz City Ost (sog. „Moses-Parkplatz“) sein, in Ahrweiler ist dies der Standort: Friedrich-Straße/Stadtmauer.  Für die Nutzung dieser Einzelhandels-Flächen können sich grundsätzlich alle vom Hochwasser betroffenen Betriebe aus Neuenahr und Ahrweiler bewerben. Anfang November sollen die beiden Standorte fertig gestellt sein und in Betrieb gehen.

Bundestagswahl – wo und wie kann man wählen?

Am Sonntag, 26. September 2021 findet die Wahl von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr statt.

In Neuenahr und in Ahrweiler sind einige bisherige Wahllokale durch die Flut zerstört. Am Wahltag gibt es ein Wahllokal in Neuenahr und ein Wahllokal in Ahrweiler. Das zuständige Wahllokal kann man seiner Wahlbenachrichtigung  entnehmen oder unter

www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/briefwahl

finden.

Einfacher ist wählen bis zum 24. September 2021  mit Briefwahl. Bis zum 24.9.2021 kann auch in den mobilen Außenstellen der Verwaltung, den sogenannten Wahlbussen, Briefwahl beantragt und direkt vor Ort gewählt werden.

Standorte und Öffnungszeiten der Wahlbusse:

Bad Neuenahr:

Alte Tennishalle (Mittelstr. 120) 20.9.2021 von 15:00-18:00Uhr

Kurgartenstr./Ecke Mittelstr.    23.9.2021 von 15:00-18:00 Uhr

Bahnhof Bad Neuenahr              21.9.2021  von 10:00-13:00 Uhr

Deutsches Rotes Kreuz an der Ahrweiler Strasse             22.9.2021 von 10:00-13:00 Uhr  und   von 14:00-18:00 Uhr sowie 24.9.2021 von 15:00-18:00 Uhr

Ahrweiler:

Parkplatz Aldi (Wilhelmstr.)                 24.9.2021 von 10:00-13:00 Uhr
und von 14:00-18:00 Uhr

Parkplatz Sportplatz Ahrweiler          22.09.2021 von 15:00-18:00 Uhr

Schulhof Grundschule Ahrweiler      20.9.2021 von 10:00-13:00 Uhr
und von 14:00-18:00 Uhr

Marktplatz Ahrweiler                               21.09.2021 von 10:00-13:00 Uhr
und von 14:00-18:00 Uhr

Mit Abstand betrachtet: ein harmloses Bild einer schönen Landschaft an der B 266
Aus der Nähe betrachtet sieht es aber ganz anders aus: eine von der Ahr abgerissene Auffahrt und daneben mengenweise Schutt und Geröll
Wir fahren am 16.9.21 nach Ahrweiler, um nach dem aktuellen Stand zu sehen. Räum- und Wiederaufbaumaßnehmen in großem Umfang. Aber der Anblick von Stadt und Landschaft – hier am Ahrtor – geht weiterhin zu Herzen. Bei aller Trauer wird aber der Dank nicht vergessen.
Am Friedhof von Ahrweiler: die aufgerissene Mauer erinnert weiter an die Wucht der Flut. Vieles ist auf dem Friedhof mit Hilfe der Bundeswehr wiederhergestellt worden. Aber vieles liegt weiterhin am Boden und wartet auf Rückkehr an den alten Platz und die Beseitigung von Schäden.
Die neue Ahrtorbrücke ist schon eingeschoben und bald ganz fertiggestellt.
Unter der Ahrtorbrücke, in Geröll und Schutt, sind Grablichter aufgestellt und erinnern an die vielen Toten, die in der Flutnacht gestorben sind.
Weiterhin türmen sich die von der Ahr mitgerissenen Teile und Schutt links und rechts des Flusses. Es wird pausenlos abgefahren, aber es ist noch lange kein Ende in Sicht.
Zerstörte Ahr-Uferstraßen am Rande der neuen Ahrtor(behelfs)brücke.
Und so sieht es nun in Neuenahr im Erdgeschoss in unserer Wohnanlage aus, in die wir im Frühjahr 2018 – alles neu und schön – eingezogen sind.

Und nun alles kaum wieder zu erkennen.

Fast alles ist ausgeräumt, Estrich und Putz weitgehend entfernt.

Auf unserer Straße: Baufahrzeuge und -materialien an jeder Ecke. Und ausgerechnet jetzt wird auch noch der obere Teil der Unterstraße erneuert.
Blick auf das – eigentlich schon – schöne historische Thermalbadehaus. Der Abfall vermehrt sich wie von selbst. Man weiß auch kaum, wo man anfangen soll.
Eine Wohncontainer-Box ist in den Garten des Thermalbadehauses geflogen und auf dem Kopf gelandet. Auf die Toilette könnten jetzt selbst Artisten nicht mehr gehen.
Der Kurpark, der für die Landesgartenschau noch schöner gemacht werden sollte, bietet ein Bild des Jammers.
Das ist die Abbruchstelle von der Kurparkbrücke am südlichen Ahr-Ufer. Eine neue behelfsmäßige Kurparkbrücke soll nun in Kürze die Ahr überbrücken.
Auf der gegenüberliegenden Ahrseite wird das Ufer mit schweren Baufahrzeugen befestigt, an der Seite liegt schon die neue Kurparkbrücke, die bald über die Ahr gehoben werden soll.

8 Wochen später

8 Wochen nach der Flutkatastrophe: In Bad Neuenahr findet sich immer noch jede Menge Müll an den Straßen und es wird weiter kräftig ausgeräumt. Inzwischen sind auch Versicherer (sogar mit Container) und einige Bau-Experten in der Innenstadt zu sehen. Ein Café gegenüber dem Kaufhaus Moses hat geöffnet. Weitere Fortschritte sind kaum zu erkennen.

Allein schon die Müll-Mengen machen die Dimension der Flutkatastrophe deutlich. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises Ahrweiler hat in einer ersten Zwischenbilanz zur Hochwasserkatastrophe das Volumen der Hochwasser-Sperrabfallmengen auf 240.000 Tonnen beziffert. Davon entfielen rund 122.000 Tonnen auf das Abfallwirtschaftszentrum Niederzissen. Diese Menge entspricht 14.800 Lkw-Ladungen bzw. der normalen kreisweiten Sperrabfallmenge von 30 Jahren. Weiterhin werden täglich Tausende Tonnen Abfälle aus den Zwischenlagern im Ahrtal abtransportiert. Der AWB rechnet mit rund 50.000 bis 100.000 weiteren Tonnen, die – ebenfalls kostenlos – noch zu entsorgen sind.

Neues in Neuenahr:

Die „Klangwelle“, eine beliebte Show- und Musik-Veranstaltung im Kurpark, fällt dieses Jahr in Neuenahr aus. Sie zieht ersatzweise wieder dahin, woher sie vor Jahren gekommen ist: nach Bonn.

Nach offizieller Mitteilung fällt auch die Landesgartenschau, die schon von 2022 auf das Jahr 2023 verschoben worden ist, endgültig aus. Wirtschaftlich, personell, organisatorisch ist die LaGa, für die – nun durch die Flut zunichte gemacht – erhebliche Veränderungen in Neuenahr vorgenommen worden sind, nicht mehr zu stemmen. Schade um die Parks, die zurück gebaut werden müssen, und die Bäume, die bereits gefällt sind. Seitens der Verwaltung wurde mitgeteilt, dass die Kosten für bereits bezahlte  Dauerkarten an die Karteninhaber zurück erstattet werden.

Zur Abwechslung eine gute Nachricht: es wird mehr Information, Service  und Unterhaltung im Ahrtal geben. Das Ahrtalradio ist mit Radioprofis im Heppinger Pfarrzentrum auf Sendung gegangen. In Rekordzeit wurde es auf den Weg gebracht. Die Landesmedienanstalt lizenzierte das Programm kurzfristig, von der Bundesnetzanstalt wurden UKW-Lizenzen zur Verfügung gestellt. Das Radio wird zunächst bis zum 3. Oktober 2021 laufen. Gesendet wird auf der UKW-Frequenz 107,9 MHz. Alle Informationen auf der Internet-Seite

www.Ahrtalradio.de

Großer Einstieg in den Wiederaufbau der Ahr-Region: Mittel und Zukunftsplanungen

Nach dem Bundestag hat am 10.9.2021 der Bundesrat in einer Sondersitzung erwartungsgemäß dem „Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens ‚Aufbauhilfe 2021‘ und zur vorübergehenden Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wegen Starkregenfällen und Hochwassern im Juli  2021 (Aufbauhilfegesetz 2021)“ zugestimmt. Zugleich hat der Bundesrat der dazu gehörigen „Verordnung über die Verteilung und Verwendung der Mittel des Fonds „Aufbauhilfe 2021“ zugestimmt.

Bei dem Aufbaufonds handelt es  sich um ein 30-Mrd.-Euro-Paket, das Bund und Länder gemeinsam finanzieren: der Bund zahlt 2 Mrd. Euro allein für die Infrastruktur, 28 Mrd. Euro Aufbauhilfe teilen sich Bund und Länder. Für Rheinland-Pfalz werden daraus 15 Mrd. Euro zur Verfügung stehen.

Der Bund wird in einer ersten Tranche schon 2021 Mittel in Höhe von insgesamt 16 Mrd. Euro zur Verfügung stellen. Weiteres ergibt sich ab dem Folgejahr nach Bedarf.

Das ist zwar viel Geld, es gibt aber auch großen Bedarf an Aufbauhilfen für die von der Flut Betroffenen  und für eine zukunftsfähige nachhaltige Entwicklung der Region. Über die Aufgaben und Möglichkeiten zur Gestaltung der Region wird bereits in Zukunftskonferenzen mit Beteiligung der Landesregierung diskutiert.

Die Landesregierung setzt sich dafür ein, dass vom Hochwasser Betroffene Anträge auf finanzielle Hilfen schon im Oktober stellen können.

In Härtefällen soll auch für betroffene Privatpersonen eine Entschädigung bis zu 100 % möglich sein. Schäden an kommunaler Infrastruktur können zu 100% ersetzt werden. Eingeschränkt sollen auch geschädigte Betriebe entschädigt werden.  Als gesichert gilt, dass Einnahmeausfälle der betroffenen Betriebe für sechs Monate ausgeglichen werden können. Aus der Landesregierung ist die Bitte an die Bundesregierung gerichtet worden, sich gegenüber der EU dafür einzusetzen, dass eine Ausnahme im Beihilferecht ermöglicht wird, nach der auch Wiederherstellungskosten ausgeglichen werden können.

Um der Eilbedüftigkeit des Wiederaufbaus Rechnung zu tragen, sollte nach Möglichkeit bundesrechtlich das Planungs- und Genehmigungsverfahren angepasst werden. Nicht jedes Gebäude wird, auch mit Blick auf Hochwasserrisiken, an derselben Stelle wieder aufgebaut werden können.  Im Rahmen der Bundesrats-Sitzung setzte sich Ministerpräsidentin Dreyer dafür ein, dass die Bundesregierung nach der Bundestagswahl einen Gesetzentwurf vorlegt, der die Planung und Umsetzung von Ersatzbaugebieten – für von der Hochwasserkatastrophe stark betroffene Gebiete – vereinfacht und beschleunigt.

In der Ravensberger Straße, zwischen Telekom und Tierarzt, hat unser Hausarzt – nachdem die Flut seine Praxis in der Mittelstraße ruiniert hat – wieder die Arbeit für seine Patienten aufgenommen. Wir hatten kaum darauf zu hoffen gewagt.

Und auch „drumherum“ sieht es selbst bei dem Toiletten-Wasch-Dusch-Provisorium perfekt aus. Richtig einladend!

Rundherum liegen natürlich auch auf diesem Gelände jede Menge Teile, die entsorgt werden müssen.
Hier liegt schon bereit, was noch eingebaut werden soll.
Der Blick auf geordnete Verhältnisse geht verloren, wenn man in die Innenstadt von Neuenahr schaut,

An der Ecke Weststraße/Telegrafenstraße wird erneut abgebaggert und werden die Träger des Ladenlokals geprüft.

Es sieht einigermaßen beunruhigend aus. Aber Experten und große und kleine Räumgeräte arbeiten sich an das Problem heran.
Die Schichten werden abgetragen. Hoffentlich ist alles am Ende stabil.
Hier wird noch eingehend geprüft.
Wir laufen zum Platz an der Linde, dem beliebten Treff- und Genuss-Ort im Zentrum von Bad Neuenahr. Der Platz gähnend leer, der Boden von Schlamm-Staub bedeckt. Baufahrzeuge an der Kreuzstraße lassen den „kühnen“ Gedanken aufkommen, dass vielleicht ausgerechnet jetzt nach Jahr und Tag die Kreuzstraße zu Ende gebaut werden soll.
Das hier war der Brunnen vom Platz an der Linde und das ist nach der Flut davon geblieben.
Auf dem Platz an der Linde soll offensichtlich noch gearbeitet werden.
Erinnerung an das schöne Gartenlokal und die Zeiten, die man dort – ahnungslos – genossen hat, nun von Schutt umgeben.
Ein tröstlicher Anblick gegenüber: hier fliegen schon die Funken. Hier wird geschweißt und schon in die Tiefe des wohl trockenen Kellers gearbeitet.
Die Gier der Ahr bei Flut kennt wohl keine Grenzen: selbst dieser Schutzmantel für einen zarten Baum wurde knallhart mit getrocknetem Lehm und Steinen ausgefüllt.
Am Quellenhof wird nahezu pausenlos ausgebaggert und abgefahren, schon seit einigen Tagen.
Zurück wieder in die Unterstraße. Hier kommen immer noch und immer wieder Schlamm-Schrott-Autos zum Vorschein. Und meist stehen sie dort dann auch noch länger.
Auf der anderen Seite der Unterstraße, in der sich relativ wenig getan hat in der Zwischenzeit und in der noch immer keine Koordinierung der Bemühungen erkennbar ist.

Mein Sinnbild für die Unterstraße: die „rätselnden“ Helfer

 

Was gibt es Neues in Neuenahr?

Es gibt einiges Neues in Bad Neuenahr-Ahrweiler:

Verlängerung der Antragsfrist für Soforthilfe an Unternehmen:

Bei der Kreisverwaltung Ahrweiler ist die Antragsfrist für eine Soforthilfe für vom Hochwasser betroffene Unternehmen – Pauschalhilfe in Höhe von 5.000€ – verlängert worden bis zum 10. September 21. Die Antragstellung ist ausschließlich online möglich. Die Soforthilfe kann unabhängig von anderen Soforthilfen beantragt werden. Der Antragsvordruck findet sich auf

www.kreis-ahrweiler.de

unter „Soforthilfe für betroffene Unternehmen“; das ausgefüllte Antragsformular ist per e-mail an

Hochwasser-Soforthilfe@kvmyk.de

zu senden.

Zahlungsbefreiung für von der Flut betroffene Familien mit Kindern für die Kindertagesbetreuung bis zum 31.12.21: der Antrag bei der Kreisverwaltung kann persönlich oder per mail unter

Elternbeitrag@kreis-ahrweiler.de

gestellt werden.

Briefwahlmöglichkeit geschaffen: zur Bundestags-Wahl am 26.9.21  kann mit einem entsprechenden Antrag per Briefwahl auch jetzt schon gewählt werden. Dazu kann ein Antrag per e-mail bei der Verwaltung unter

briefwahl@bad-neuenahr-ahrweiler.de

gestellt werden mit Angabe des Familiennamens, des Vornamens, des Geburtsdatums, der Meldeanschrift (Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort). Wenn man z.B. flutbedingt noch keine Zustellung an die eigene Wohnung hat, kann man dabei auch um Zusendung der Briefwahlunterlagen an eine andere Anschrift z.B. eines Verwandten bitten. Alles Weitere ergibt sich aus den Unterlagen, die man zugeschickt bekommt.

Ein Spaziergang bzw. Entdeckungstour in Bad Neuenahr: die Sparkasse hilft ihren Kunden mit einem Sparkassen-Mobil (übrigens auch gespendet) an der Rückseite des – geschlossenen – Sparkassengebäudes. Geld, Überweisungen, Konto-Auszüge – alles gibt es.

 

Rückkehrer in der Telegrafenstraße in Bad Neuenahr. Hier gibt es vor der Rosenkranzkirche Wurst- und Fleischwaren.
An der Rosenkranzkirche wird den Anwohnern auch mit süßen Gaben geholfen: der Bäcker Simon, dem die Flut zwei Standorte in Neuenahr ruiniert hat, ist zurück und nicht nur von Wespen, sondern auch gleich von Naschkatzen und Bäcker-Brot-Freunden umschwärmt.
Blick aus der komplett geräumten Boutique an der Ecke Telegrafenstraße/Weststraße auf das Hotel Felten gegenüber
Das Hotel hat zwar durchgehend geöffnet und vermeldet „Zimmer frei“, aber noch viele Baumaßnahmen bis zur Wiedereröffnung vor sich.
Steinkreuz und Baggerschaufel an der Kreuzung Mittelstraße/Unterstraße – vielleicht Anlass für die Hoffnung, dass es weitergeht und alles wieder gut wird.
So sieht es jetzt in der Unterstraße vor unserer Wohnung aus, offensichtlich steht noch sehr viel Arbeit an.  Weiterhin kein Strom, kein Festnetz, Wohnung nicht zu bewohnen.
Eine Schönheit ist durch die Flut zerstört worden. Das Traumfahrzeug – ein Jaguar E – hat in der Tiefgarage im Flutschlamm gestanden und wird nun abgeschleppt.
Der Anblick tut jedem Sportwagen-Fan in der Seele weh. Aber, wie wir hörten, wird der Jaguar möglicherweise durch Spezialisten wieder aufgebaut. Das wird viel Zeit und Geld kosten – aber was sind jetzt in Bad Neuenahr schon Zeit und Geld?
Wir schauen, was sich bei der Therme und den Kurparkliegenschaften tut. Vor der  Therme steht immer noch das im Schlamm versunkene Wohnmobil.
Die Therme hat an vielen Stellen in der Flutnacht Schaden genommen. Der Rahmen des Gebäudes steht – wenn auch ramponiert – noch. Es wird derzeit über die Kosten diskutiert. Die Therme  ist schon lange ein „Kostgänger“ der Stadt. Nun würden noch die Kosten für die Wiederherstellung und Beseitigung der Belastungen einschließlich Kontaminierung  hinzukommen. Allein dafür wurden die Kosten jetzt schon auf 17 Mio. Euro geschätzt.
Rund um die Therme findet sich fast alles, was früher in der Therme war. Nun alles Schutt und Schrott. Der Anblick macht einen fassungslos, was aus dieser den Kur- und Erholungsort prägenden Einrichtung geworden ist. Mit einem Verzicht auf die Therme würde Bad Neuenahr verlieren. Es ist mal wieder eine Frage des Geldes. Und die Frage lautet: woher nehmen und nicht stehlen?
Erinnerungen an fröhliche Mineralwasser-Badezeiten in der Therme
Blick von der Therme auf Flut-Müll und den kleinen Rest eines ehemals prächtigen Hauses an der Beethovenstraße
Blick auf den Abraum an der Therme; von der Therme ist nur ganz oben an der Spitze noch etwas zu sehen.
Hausrest auf einem Trümmerberg an der Beethovenstraße
Die Absperrplanen am Kurhaus und am Steigenberger Hotel machen den Anwohnern Hoffnung darauf, dass dieses stadtbild-prägende Ensemble erhalten bleiben soll.
Man erinnert sich: vor der Casino-Einfahrt in Bad Neuenahr gab es einen Springbrunnen in einem großen Blumen- und Stauden-Kranz.

Und das ist nun nach der Flut übrig geblieben.

Eine wohlgemeinte Aufforderung an der Casino-Brücke, der in früheren Zeiten meist nicht gefolgt wurde. Nun liegt das Absteigen im eigenen Interesse, will man nicht nass werden.
So sieht es jetzt an der Stelle aus, an der die Casinobrücke Ortsteile von Bad Neuenahr verbunden hat. Deutlich zu sehen ist, dass der Belag der Brücke in großen Stücken nun am Uferrand liegt. Verbogene, geborstene und sonst geschädigte Rohre sieht man in Neuenahr zuhauf.
Blick auf den Abriss der Casinobrücke und erste Wiederaufbau-Maßnahmen
Beschädigte Autos, die Opfer der Flut geworden waren, sieht man in Bad Neuenahr inzwischen kaum noch im Innenstadt-Bereich.

Die abgeschleppten Autos finden sich zum großen Teil wie hier im Apollinaris-Stadion, wo derzeit auch nicht mehr gespielt werden kann, oder unter der Autobahnbrücke.

Die Zahl der Kfz-Neuzulassungen im Ahrtal wird derzeit mit ca. 24.000 angenommen.

Wie geht es weiter? Was ist los in Neuenahr? Was soll aus Neuenahr werden?

Es wird an vielen Stellen gearbeitet und die der Flut zum Opfer gefallenen Fahrzeuge sind weitgehend aus der Stadt geschafft. Viele Müll- und Schuttberge sind schon abtransportiert worden. Die Handwerker fürchten aber, dass die Zeit bis zur Kälteperiode bei der Dauer der Wiederherstellungsmaßnahmen und Trocknungszeiten allmählich knapp wird. Alle schauen schon, ohne Vorfreude, auf Weihnachten.

Wie der Bürgermeister feststellte, verlassen bereits viele Bewohner die Stadt oder planen dies. Wenn man durch die Straßen geht, die – bis auf die Handwerker – menschenleer sind,   fühlt man sich wie in einem schlechten Film. Von anderen Orten im Ahrtal werden lebhafte Aktivitäten von Handwerkern, Helfern, Betroffenen berichtet.

Nicht mehr derselbe Ort

Man hört auch von „verantwortlicher Stelle“, wer auch immer das jetzt ist, dass der Ort am Ende nicht mehr derselbe sein wird. Es wäre erfreulich, wenn die Bewohner mehr dazu erfahren und auch selbst in die Überlegungen zur Zukunft der Region einbezogen würden. Jetzt gibt es Hilfe aus ganz Deutschland zusätzlich zu den tatkräftigen Helfern aus der Region. Die Region wird auch wohl relativ viel Geld von Bund und Land für den Wiederaufbau erhalten. Wichtig ist dabei auch, dass die Hilfe sehr schnell an die Betroffenen herankommt und möglichst unbürokratisch gewährt werden kann.

Die Region nachhaltig entwickeln

So viel Hilfe wie jetzt können wir, wenn es im Ahrtal noch einmal so eine Katastrophe geben wird, sicher nicht mehr erwarten. Das heißt, wir müssen jetzt nachhaltig die Zukunft der Region entwickeln. Der Ausgleich zwischen Natur und Besiedelung, insbesondere zwischen dem Raum, der dem Fluss gewährt werden muss, und der Sicherung nachhaltiger Wohnungs- und Wirtschaftsnutzung, wird eine zentrale Aufgabe werden. Bei der Wiedergestaltung der Ahr wird es nicht nur um effektive Hochwassermaßnahmen, die uns in der Flutnacht vom 14./15. Juli 2021 gefehlt hatten, gehen. Unvermeidbar wird auch die Überprüfung bisheriger Bauplanungen und der Ausweisung von Bebauungsgebieten sein.

Es bleibt sehr viel zu tun.

Viele spenden Hilfe, um die Menschen, die ihre Ärzte und andere Ansprechpartner verloren haben, zu unterstützen. Sehr hilfreich ist der Medi-Bus, in dem Rezepte ausgestellt  und kleinere Verletzungen direkt versorgt werden können.
Auch hier wurde geholfen, mit der Anlegung einer Trinkwasserversorgung für die Anwohner.

Seit dem 28.8.21 ist das Abkochgebot aufgehoben. D.h. es kann jetzt wieder uneingeschränkt Leitungswasser benutzt werden. Wenn man es nicht hatte zwischendurch, weiß man, was das für ein zivilisatorischer Fortschritt ist.

Meterhoch türmen sich die Dämmplatten in der Wohnanlage in der Unterstraße. Nur mühsam kommt man durch.

Der ganze Ort ist eine Baustelle, die normalerweise nicht betreten werden dürfte. Hier muss es aber gehen.

Eine neue Baugrube in der Unterstraße. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass bald Leitungen gelegt werden können. Bei uns allerdings leider nicht – die Tiefgarage und der Keller sind noch voller Schlamm.

7-Tage-Arbeitswoche an der Ahr

Keller räumen in Bad Neuenahr

Am Sonntag, 22. August 2021 sind wir „Ausquartierten“ nach Bad Neuenahr gefahren mit Spaten, Transportkarre, Arbeitslampen, Stiefeln, Schutzkleidung, Müllsäcken usw., um mit tatkräftiger Unterstützung von drei professionellen Helfern unseren Keller zu räumen, d.h. den gesamten von der Flut zerstörten Inhalt einschließlich der Regale zu beseitigen.

Dauerthema Wiederaufbau – überall im Ahrtal

Überall in Bad Neuenahr, Ahrweiler, Walporzheim und weiteren Orten im Ahrtal wird – an allen Tagen – von morgens bis abends gearbeitet: es wird geräumt, gehämmert, geklopft, gebaggert, geschlagen und gebohrt. Von Anwohnern und Helfern wird auf das Wochenende verzichtet. Bis zum Herbst und Winter müssen die Häuser bewohnbar sein. In Walporzheim ist der gesamte Ort, der sich selbst ausgezeichnet organisiert hat, mit der Beseitigung der Flutfolgen bereits weit gekommen. Anwohner sind intensiv damit beschäftigt, ihre Häuser wieder in Ordnung zu bringen und z.B. auch für eine Oma, die obdachlos geworden ist, noch eine Dachstube einzurichten.  Selbst die – gerade renovierte – Kapelle St. Josef wird schon von zwei kunstfertigen Frauen behutsam bearbeitet.

Helfen kann jeder – Spenden

Unterwegs im Ahrtal wird deutlich sichtbar, dass noch ganz viel Hilfe zum Leben und für die wirtschaftliche Existenz gebraucht wird.

Mit Spenden, großen und kleinen, kann man jetzt viel Gutes tun.

So braucht eine junge Familie in Neuenahr mit kleinen Kindern jetzt dringend Hilfe, um ihr Zuhause wieder instand zu setzen. Sie brauchen 20.000 Euro, um ihr Haus wieder herzustellen. Das ist nicht viel Geld für dieses Vorhaben. Und jede Spende hilft. Spenden kann man für die junge Familie am leichtesten über paypal unter dem link: https://www.paypal.com/pools/c/8BqXhUpVvH

Weiter besteht auch die Aktion des Bonner General-Anzeiger „Weihnachtslicht“ für Spenden an Flut-Geschädigte. Die Spenden können per Überweisung an den GA erfolgen

mit der Iban: DE 76 3705 0198 0000 0047 70 Stichwort: Hochwasserhilfe

Als Spendenquittung reicht der kopierte Konto-Auszug bei Spenden bis 200 Euro, bei höheren Spenden gibt es automatisch eine Quittung, wenn die Adresse des Spenders/der Spenderin auf der Überweisung angegeben ist.

Und noch etwas wäre hilfreich: Einer Krimi-Autorin, die durch die Flut jetzt selbst vieles verloren hat und Schreckliches durch einen Sterbefall in der Familie erlitten hat, kann man eine Freude machen,  wenn man Bücher von ihr  kauft – für sich selbst oder für Freunde zum Verschenken.  Die Autorin Karin Joachim lebt im Ahrtal und ihre Bücher spielen in der Ahr-Region. Spannung und Lokalkolorit garantiert! Am schönsten wäre es für die Autorin, wenn kleine Buchhandlungen vom Kauf ihrer Bücher profitieren würden. Ihre Bücher sind im Verlag Gmeiner verlegt. Ein neues Buch von Karin Joachim heißt  „Krähenzeit“ und spielt auf dem Rotweinwanderweg.

Unser Keller ist geräumt. Einschließlich eines handgearbeiteten Holz-Zwischenstücks zum Einfügen in den Esstisch, wenn mal viele Gäste kommen. Das gute Stück haben wir vor gerade drei Jahren anfertigen lassen.

 

Auf dem Weg nach Ahrweiler – das Wohngebiet An den Steinen hat es schwer getroffen. Einige Wohngebäude sind schon komplett entsorgt worden.
Über eine weite Strecke hat die Ahr das Wohngebiet verwüstet.
Viele Menschen brauchen jetzt noch Hilfe.
Und so sieht es an der Ahr aus, nachdem bergeweise Schutt und Geröll angeschwemmt und Leitungen geknickt wurden. Das Flussbett sieht schon wieder nahezu harmlos aus.
Blick vom nördlichen Ahrufer auf die breite Verwüstung durch die Flut.
Alter (4 Wochen) Schutt und neuer Müll auf dem Ahruferweg
An der Bachemer Brücke sind die Brückenteile durch die Flut weggerissen worden.

Eine provisorische Überquerung ist inzwischen schon gebaut worden.

Video von der Behelfsbrücke Vom THW Senftenberg errichtete Behelfsbrücke Am Schwimmbad über die Ahr nach der Zerstörung der bisherigen Brücke in Ahrweiler durch die Flut vom 14./15.7.2021
Vor dem Ahrtor auf dem Parkplatz ruinierte Autos wie an vielen Stellen im Ahrtal und ein Motto, das man gar nicht recht glauben kann.
überall Schutt und total beschädigte Fahrzeuge – viele Autobesitzer suchen auch noch nach ihrem Fahrzeug
In Ahrweiler vom Ahrtor bin ich links herum gelaufen zum Bitzen-Turm. Eine Absperrung und ein Schrecken: die Mauer ist weg. Einfach zusammengefallen.
Ob man aus diesen Resten noch etwas machen kann?
In Ahrweiler ist schon jede Menge Schutt aus den Häusern geschafft worden.
Jede Menge Schutt ist hier in Ahrweiler zusammengetragen worden. Im Hintergrund die Stadtkirche.
Das war einmal das schöne grüne „Entree“ von Ahrweiler nah beim Niedertor – im Sommer war das Bassin immer üppig mit Blumen in kräftigen Farben geschmückt.
Seit 1761 steht dieses Ahrweiler Haus hier und es hat – wenn auch ordentlich „gerupft“ – wieder gehalten. Hoffentlich kann sich hier dann später einmal wieder eine Gaststätte einfinden und auch wieder lange halten.
Ein Bild der Hoffnung vor dem Niedertor: umgeben von Schutt und Müll wird am Tor und an der Stadtmauer wieder gepflanzt – sogar offensichtlich von zwei Generationen.
Der schöne Weg  Herrestorffer-Straße ist fast vollständig verschwunden. An ein paar Stellen kann man noch auf die Ahr – jetzt wieder schmal – schauen und den dort vorher liebevoll angelegten Hausgärten nachtrauern.
In Walporzheim ist die Josefbrücke durch die Flut abgerissen worden. Meterhoch türmen sich jetzt die Massen an Schutt und Geröll, was von der Ahr bei der Flut mitgeschleppt wurde bzw. nun entsorgt wird.
In Walporzheim wird mit Tempo wiederhergestellt, was durch die Flut beschädigt wurde. Auch die Kapelle St. Josef wird ausgebessert.
Während im Tal die Trauben, die von der Flut geschädigt wurden, Ertragseinbußen bedeuten, geht es in Walporzheim auf der Höhe schon mit den ersten Weinberghelfern los. Auch das Vinetum lockt bereits wieder mit Weinverkauf.
Auf dem Rückweg nach Ahrweiler bekommt man fast – bei dieser Einladung und Umgebung – das Gefühl, in einer Idylle zu sein.

Das Heilbad, das Heilung braucht

Wieder in Bad Neuenahr

Am Donnerstag, 19. August 2021, sind wir in Neuenahr, u.a. um nach unserer Wohnung in der Unterstraße zu schauen. Der Anblick der Straße ist für uns verstörend: es sieht so verdreckt und müllüberladen aus, als wäre seit unserem letzten Besuch vor einer Woche nichts passiert. Tatsächlich ist das aber schon der Unrat aus den überwiegend geräumten Kellern und nicht mehr der Müll aus den Wohnungen. Hinzu kommt auch schon der Bauschutt aus den Decken, Böden und Wänden der Wohnungen.

Wir gehen in den Ortskern von Bad Neuenahr, um soweit möglich mit ein paar Einkäufen den lokalen Einzelhandel zu stärken. An Einkaufen ist nicht zu denken. Trotz lebhafter Bau- und Wiederherstellungsmaßnahmen wirkt der Ort wie ausgestorben. Fast alle Geschäfte sind – durch die Flut gewaltsam – geöffnet. Man schaut in türen- und fensterlose Läden, die schon komplett von der – wertlos gewordenen – Ware geräumt sind. Pressluftbohrer sind an allen Ecken und Enden zu hören. Bis auf ein Geschäft, das seinen Verkauf in die 1. Etage seines Hauses verlegt hat, sind alle Geschäfte verlassen.

Viele Einrichtungen schwer bis total beschädigt

Bundesweit bekannte und hochangesehene Einrichtungen wie die Orthopädische Fachklinik Kurköln, die Knappschafts-Klinik, die Gefäßchirurgie und viele andere Gesundheitseinrichtungen haben massiv Schaden genommen und sind zum Teil schon ausgeräumt worden. Arztpraxen sind der Flut zum Opfer gefallen. Wir haben unsere bisherigen Ärzte mitsamt unseren Unterlagen verloren.

Historische Gebäude zu Schaden gekommen

Historische Bauten, die den Charakter und die Schönheit des Kurortes bestimmt haben, sind massiv von den Flutfolgen betroffen.

Gesundheits- und Sportbäder gefährdet

Von Gästen und Einheimischen geschätzte Einrichtungen wie die Therme und auch das gerade noch für die Zeit nach der geplanten Landesgartenschau zur Weiterentwickung vorgesehene Twin-Schwimmbad scheinen derzeit „in den Sternen zu stehen“.

Helfen und Heilen

Der elegante Kurort Bad Neuenahr, der jahrzehntelang den Gästen Heilung und Erholung verschafft hat und viele Menschen auch zum Bleiben angeregt hat, braucht nun selbst Heilung.

Seit dem 15. Juli gibt es in Bad Neuenahr und insgesamt im Ahrtal unvorstellbar große Hilfe für die Menschen und ihre Unterkunft, ihre  wirtschaftlichen Existenzen und die erforderliche Infrastruktur. Orte wie Bad Neuenahr können dabei auch Veränderungen erfahren. Ob das auch eine Chance ist, wird sich zeigen. Man kann nur hoffen, dass der Wiederaufbau gut gelingt.

Spendenzahlungen

Über den Bund-Länder-Wiederaufbaufonds wird noch im September entschieden.

Weiterhin gibt es – und werden auch weiter gebraucht – Spendenprogramme, u.a. auf dem Spendenkonto des Kreises. 60% der zur Verfügung stehenden Mittel wurden bereits ausgezahlt. Diese Soforthilfe des Kreis Ahrweiler soll an von der Naturkatastrophe unmittelbar betroffene Menschen mit Wohnsitz im Katastrophengebiet weiter ausgezahlt werden. Am Samstag 14.8.21 sind die bisherigen Tel.-Nummern der Hotline wegen der zurückgehenden Nachfrage abgeschaltet worden. Es kann aber weiterhin von den Betroffenen Soforthilfe (pro Haushalt zwischen 1.000 und 2.000 Euro) beantragt werden: per Formular auf der Startseite der Internetseite des Kreises https://kreis-ahrweiler.de   Button „Antrag für die Soforthilfe Kreis Ahrweiler“

Weiterhin können, wie der Präsident des Deutschen Bauernverbandes mitteilte, betroffene Bauern und Winzer, die von der Flut besonders betroffen sind, Soforthilfen von 15.000 Euro erhalten.

Politische Flut-Folge

In personeller Hinsicht hat der Kreistag jetzt auf Antrag der SPD-Kreistagsfraktion einstimmig eine Resolution beschlossen, dass Landrat Jürgen Pföhler seiner politischen Verantwortung gerecht werden und den Weg für einen Neuanfang frei machen soll.

Auch in der oberen Unterstraße wird bis zur Decke geräumt.
So sieht es an unserem Hauseingang aus, auch hier: viel ist schon geräumt und staut sich bereits, weiteres muss noch raus.
Auch im Gartenhaus ist der Schutt bis an die Balkondecke herausgeräumt und gestapelt worden.
Im Stadtkern von Bad Neuenahr sind die Spuren der Verwüstung an vielen Häusern und auf allen Straßen zu sehen. Zum Glück hat die Apotheke den Statik-Test bestanden.

 

Das ist die Abriss-Stelle von der Kurgartenbrücke. Noch am 13.7.21 hätte man sich einen solchen Anblick nicht vorstellen können.
Blick auf den Rest der Kurpark-Dekoration am Ahr-Ufer
gegenüber der abgerissenen Kurparkbrücke – überall Spuren der Verwüstung
Schutthalden überall, hier in der Poststraße
Alles was in den Geschäften war, zeigt Schlammspuren. Und alles muss raus.
In der Telegrafenstraße ist das Bild nicht anders: geräumter Lehm auf der Straße, Schutthaufen an den Seiten. Es ist auch fast menschenleer – kaum auszuhalten, „seine“ Stadt so zu sehen.
Quisisana – hoffentlich wird alles gut und die Stadt wieder gesund. Die Wucht des Flutwassers zeigt sich im Türrahmen, der zerfetzt wurde.
Dieser Hinweis macht Freude: nicht aufzugeben mit der geschlossenen Buchhandlung, sondern an anderer Stelle weiter – nur anders – für die Bücherfreunde da zu sein. Es gibt viele kreative Ideen zur Überwindung des derzeitigen Alptraums.
Die Flut hat ohne Rücksicht auf hohen Wert und Alter dieses Olivenbaums, den Menschen kaum bewegen könnten, den Baum mitsamt Pflanztopf hierhin geschleudert.

HILFE – HILFE – HILFE

Wiederaufbauhilfe von Bund und Ländern

Nach der Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 hatte die Staatskanzlei Mainz  nach ersten Schätzungen schon angenommen, dass ein zweistelliger Milliarden-Betrag für den Wiederaufbau in den von der Flut betroffenen Regionen erforderlich sein wird.

Am 10. August 2021 wurde in einer MinisterpräsidentInnenkonferenz mit der Bundeskanzlerin ein Wiederaufbaufonds Bund und Länder beschlossen, der ein Volumen von 30 Mrd. Euro haben soll. Dabei wurden für den Wiederaufbau in den Ländern 28 Mrd. Euro vorgesehen, die vom Bund und allen (auch den selbst nicht betroffenen ) Ländern jeweils zur Hälfte finanziert werden. Den Ländern wurde dabei eingeräumt, dass sie ihren Anteil über 30 Jahre lang „abstottern“ können. Die zusätzlichen 2 Mrd. Euro des Bundes sind für Schäden an Bundeseinrichtungen wie z.B. zerstörten Bahnbrücken vorgesehen. Der Wiederaufbaufonds muss nun noch durch ein Bundesgesetz auf den Weg gebracht werden. Nach derzeitiger Planung könnte das Gesetz am 7. September im Bundestag beschlossen werden. Das wäre dann das größte Hilfspaket, das jemals für die Beseitigung von Flutschäden über 30 Jahre geschnürt wurde.

Einzelheiten zur Wiederaufbau-Hilfe Bund und Länder

Inzwischen sind Einzelheiten des Gesetzentwurfs der Bundesregierung zur  Regulierung der Flutschäden bekannt geworden. Aus den Mitteln des Wiederaufbaufonds sollen noch in diesem Jahr 16 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Der Grundsatz soll dabei sein, dass Unternehmen und Privathaushalte staatliche Hilfe erhalten, soweit ihre Schäden nicht bereits durch Dritte, also insbesondere Versicherungen, abgedeckt sind. In dem Gesetzentwurf ist vorgesehen, dass bei Flutschäden von Unternehmen ein halbes Jahr lang 80% der Gewinneinbußen ersetzt werden. Hausbesitzern sollen 80% der Kosten für die Wiederherstellung ihrer zerstörten Gebäude erhalten. Bei beweglichem Eigentum wie Autos oder Wohnungsinventar soll der Zeitwert erstattet werden können. Wer eine Elementarversicherung hat, soll die Differenz bis zur vollständigen Erstattung der Schäden erhalten können.

Damit sind umfangreiche Hilfen zu erwarten. Es ist zu hoffen, dass die finanzielle Ausstattung des Wiederaufbaufonds ausreicht, um alle diese Verluste auszugleichen.

Für die betroffenen Flutgeschädigten ist nun wichtig, dass alles was zur Dokumentation der Schäden dienen kann wie Unterlagen, Fotos usw. jetzt  gesichert wird.

Wiederaufbauarbeit der Ahrtal-Bewohner

Wir sind am 12. August wieder in Bad Neuenahr, um unser in der Flut versunkenes Auto zu suchen und um festzustellen, was wir an unserer reparaturbedürftigen Wohnanlage gegebenenfalls schon tun können. Unser Auto haben wir zufällig wiedergefunden, erwartungsgemäß nicht ansatzweise fahrbereit. Also können wir jetzt zumindest die Abmeldung auf den Weg bringen.

Die Räum- und Aufbauarbeiten nach den  – in Neuenahr und Ahrweiler gravierenden –  Flutschäden laufen auf Hochtouren. Die Hilfen aus der ganzen Bundesrepublik sind im doppelten Sinne bewegend.

Zugleich wird jedem bewusst, wie wenig das viele bereits Geleistete ist im Vergleich mit dem, was ganz offensichtlich noch ansteht.

Helfen und Spenden

Es gibt viele Spenden-Plattformen, an die man Geld zur Hilfe für die durch die Flut geschädigten Menschen überweisen kann, z.B. an ARD, ZDF, General-Anzeiger Stichwort „Weihnachtslicht“ und viele mehr. So vieles ist durch die Flut verloren und muss kurzfristig ersetzt werden, angefangen von Alltagsgegenständen wie Töpfen, Tellern, Bestecken, Handwerkszeug, Schubkarren und Schaufeln, Schutzkleidung und vieles mehr.

Darüber hinaus kann man sogar helfen mittels des „Kernprodukts“ des Ahrtals. Viele Flaschen Wein hat die Flut zerstört. Zahlreiche Winzer arbeiten intensiv daran, ihre Arbeitsräume und Keller wiederherzustellen und von der Flut zu reinigen. Auch müssen ihre Keller von Restbeständen geräumt werden. Bald steht die Weinlese 2021 an.

Man kann nun viel Gutes tun ganz einfach durch Ahrwein kaufen, trinken und verschenken.  Man kann sich von seinem „Lieblings-Winzer“ Wein schicken lassen oder auch z.B. bei einer Weinmanufaktur wie der Dagernova Solidar-Wein kaufen, den Winzer aus anderen Regionen Deutschlands gespendet haben, damit Ahrwinzer wieder Erlöse erhalten. Den Wein „SolidAHRität“ gibt es als Riesling feinherb (für 44,94 Euro pro Karton) oder auch als Spätburgunder (Tel. Dagernova: 02641 – 94720). Man kann auch einem Weinhändler in der Region, dessen Geschäftslokal durch die Flut verwüstet wurde, eine Hilfe zur Überbrückung durch den Kauf der erhalten gebliebenen Flut-Flaschen zukommen lassen; der lange Zeit in Neuenahr ansässige Weinhändler Volker Danko hat nun auf online-Handel umstellen müssen. Adresse für Bestellungen:  https://ahrweinshop.de

Die Suche nach den Opfern der Flut

Nach den aktualisierten Zahlen der Polizei sind durch die Flut 133 Menschen ums Leben gekommen. Nur vier Menschen werden noch vermisst. Wir werden die Menschen nie vergessen.

 

Es ist schon seit Wochen andauernd geräumt worden in der Unterstraße in Neuenahr. Aber vielfach sind erst nur die Erdgeschoss-Wohnungen geräumt; Keller und Garagen kommen erst später dran. Dann sieht es an den Straßen wieder so aus wie jetzt eben.

Am liebsten möchte man das Weite suchen. Aber selbst der Koffer taugt nicht mehr dazu.
So sieht es derzeit in unserer Garage aus. Der Schlamm steht noch immer. Die Schäden sind immens – Infrastruktur (Elektrik usw.) muss neu aufgestellt werden, in den Erdgeschosswohnungen muss Estrich und Dämmung, Parkett, an den Wänden der Putz und die Dämmung beseitigt werden.
Zum Glück ist ein Bauleiter beauftragt worden. Er inspiziert das Gebäude und stellt im Einzelnen die Schäden und Reparatur- bzw. Erneuerungs-bedarfe fest.

Der Warmwasser-Tank ist von der Flut umgeworfen worden.

Mit bloßem Auge ist zu erkennen, dass noch viel Arbeit ansteht.

An der Mittelstraße, die von dem Fluthochwasser schwerst betroffen war, ist ein Haus eingestürzt.
Man weiß kaum, wo man anfangen soll bei einem solchen großen Unglück.
Auf der Suche nach unserem Fahrzeug sind überall demolierte Fahrzeuge und angeschwemmte Teile zu sehen.
Es ist ein Bild des Jammers – das war einmal ein Traum von einem Fahrzeug.
Überall Autos: beschädigt, gestapelt, zusammengeschoben
Schlamm überall an den Fahrzeugen
Es wird, auch wenn das ein wirklich mühsames Geschäft ist, zwischen all den Flut-Trümmern, auf der Unterstraße in Neuenahr ordentlich geräumt.

Es bleibt viel zu tun

Wir können bei uns derzeit nicht viel tun und so können wir uns um die Gesundheit kümmern. Wir haben Schulter-Gelenkschmerzen und dauerhaft trockene brennende Augen. Damit werden wir an der Ahr nicht die einzigen sein. An der Ahr sollte man gemäß ärztlicher Empfehlung auch draußen immer eine Mund-Nasen-Maske tragen (und möglichst auch noch eine Brille) wegen des vielen kontaminierten Staubs aus dem getrockneten Schlamm.

Wir haben einen Arzt-Termin in Bonn bekommen; die Flutopfer ohne Wohnung und ohne Hausarzt (viele Praxen sind in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit der Flut untergegangen) werden irgendwie noch in den Terminkalender eingefügt. Ergebnis nach MRT bei mir: Schultersehnen-Riss.

Bad Neuenahr wieder beidseitig über die Ahr verbunden

Wir wollen in unserer Wohnung in Neuenahr soweit möglich nach dem Rechten sehen und ein paar Unterlagen holen und freuen uns auf die neue Brücke über die Ahr, die heute – am 5. August 2021 – im Bereich der Landgrafenstraße für den Verkehr freigegeben wird.

Kurz zuvor in Heppingen geraten wir in einen heftigen Starkregen, Radfahrer stehen unter der Autobahnbrücke, wir sehen nur noch die Lichter der  Fahrzeuge. Die Autos fahren sehr langsam, denn in wenigen Minuten steht das Wasser schon wieder 20 cm hoch. Die Unwetterwarnung kam aber erst kurz nachdem wir das Auto auf einem höher gelegenen Parkplatz in Sicherheit gebracht hatten.

Ganz gespannt fahren wir in Bad Neuenahr über die Landgrafenstraße, die nun wieder in beide Richtungen über die Ahr durch eine – funkelnagelneue – Brücke verbunden ist, die heute für den Verkehr freigegeben wurde.  Die Behelfsbrücke wurde vom THW in kurzer Zeit fertiggestellt und stellt eine große technische Leistung dar. Es soll die größte Brücke sein, die vom THW jemals gebaut wurde. Die Brücke hat – notwendigerweise wegen der starken Ausdehnung des Flussbettes durch die Flut – eine Länge von über 50 m. Es gab 62 Brücken im Ahrtal, von denen 60  bei der Flut zerstört wurden. In Neuenahr waren das die Landgrafenbrücke, die Casinobrücke, die Kurgartenbrücke (gerade noch in einer baulichen Verbesserungsmaßnahme), die Amseltal-Brücke, die Maria-Hilf-Brücke und einige kleinere Brücken. Insgesamt zwei Brücken (in Rech bzw. Neuenahr) sind nun als Behelfsbrücken in Dienst gestellt worden.

Allein die Zerstörung von Brücken vermittelt eine kleine Vorstellung davon, welche „Herkules-Aufgabe“ insgesamt für das Ahrtal und die für den Wiederaufbau zuständigen Stellen bevorsteht.

Das Ausmaß der Katastrophe wird immer deutlicher.

Auch z.B. an der neuen Behelfsbrücke in Bad Neuenahr stehen noch umfangreiche Aufräumarbeiten an, denen tiefgreifende Infrastrukturmaßnahmen zur Wiederaufbereitung und Festigung des Bodens nach der Flut, zur Legung von Rohren und Leitungen und zur Bewegung von Unmengen an Erdreich folgen.

Eine Landesgartenschau wäre eine vergleichsweise leichte Übung.

Ahrweiler will verlorenes Terrain zurückgewinnen

Die Altstadt von Ahrweiler und einige Wohnsiedlungen haben unter der Flut erheblich gelitten.

In Ahrweiler ist in der Altstadt schon gut geräumt worden: riesenhafte Mengen an Schutt sind in der Zwischenzeit abtransportiert worden. Die Straßen sind befahrbar.

Aber schon der Blick durch das Niedertor zeigt, dass kaum ein Geschäft oder eine Gaststätte den Durchfluss der reißenden Ahr unbeschadet überstanden hat. Fast alle Geschäfte sind durch das Hochwasser ruiniert worden. Viele Fensterscheiben sind zerborsten, das Inventar ist auch schon komplott ausgeräumt worden.

Um die Altstadt herum wird von morgens früh bis abends spät an der Wiederherstellung der Infrastruktur gearbeitet. Räumfahrzeuge und Traktoren, Feuerwehr, Abfallentsorger, Experten vieler Fachrichtungen, Handwerker und freiwillige Helfer sind im Einsatz.

Aber die Stadttore und die Stadtbefestigung haben stand gehalten. Bei den Häusern ist festzustellen, dass gerade alte Fachwerkhäuser die Flut überraschend gut überstanden haben. Die Häuser in der Altstadt sind auch schon begutachtet und eingeschätzt worden in mehrere Kategorien: kann  bleiben, hat Schaden, muss abgerissen werden.

Die Frage nach der Verantwortung

Jetzt wird auch in einige Richtungen erörtert, wer die Verantwortung dafür trägt, dass sich die Flut an der Ahr zur verheerenden Katastrophe mit vielen Todesopfern entwickeln konnte.

Die Frage der Verantwortlichkeit wird bereits von der Staatsanwaltschaft Koblenz geprüft. Die Staatsanwaltschaft geht einem Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung durch Unterlassen nach.

Sie hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Landrat des Landkreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler, eingeleitet.

Ausblicke, Hilfe, Zukunft

Am kommenden Dienstag, dem 10.8.2021, wollen Bund und Länder gemeinsam einen Wiederaufbaufonds für die Folgen der Flutkatastrophe beschließen. Die Bundesregierung soll am 18. August 2021 eine Vorlage beschließen, anschließend sollen der Bundestag und der Bundesrat in Sondersitzungen mit der Vorlage befasst werden.

Derzeit wird dem Vernehmen nach in Bezug auf den Wiederaufbaufonds von einem Volumen von 10 Mrd. Euro ausgegangen.

Weitere und vertiefte Ermittlungen des Hilfsbedarfs könnten möglicherweise noch zu höheren Beträgen gelangen.

Starkregen am 5.8. auf dem Weg nach Bad Neuenahr. Das Wasser steigt in wenigen Minuten um 20 cm.
Die neue Behelfsbrücke „Landgrafenstraße“ über die Ahr, vom THW in kurzer Zeit fertig gestellt, am 5.8. für den Verkehr freigegeben, mit 2 Fahrbahnen in beide Richtungen befahrbar, für PKWs, LKWs und Fußgänger nutzbar.
das – ehemalige – Parkhaus von Neuenahr an der Felix-Rütten-Straße
Vor dem ehemaligen Parkhaus wird schon intensiv an Erdarbeiten und der Vorbereitung für die Legung der Rohre gearbeitet. Bis auf die Landgrafenstraße selbst eine einzige Großbaustelle.
Blick von der neuen Brücke an der Landgrafenstraße auf den östlichen Teil der Ahr, die hier durch die Flut massiv verbreitert ist
Fahrräder in unserem Keller in der Unterstraße – sehen nicht sehr fahrbereit aus
Am Mühlenteich und anderen Stellen in Ahrweiler: überall wo Wasser ist, wird geprüft nach Schäden und Standfestigkeit.
Der Blick durch das Niedertor zeigt viele Schäden, aber auch schon das erfolgreiche große Räumen nach der Flut.
Der Brettspielheld in Ahrweiler ist auch ein Held. Er will nicht aufgeben, sondern das, was in dieser Lage möglich ist, auch machen:
Ab Freitag, 6.8., will er zwei Stunden zur Verfügung stehen. Von 15 bis 17 Uhr ist er da, jeder kann kommen, und sei es nur zum Reden.
Ein Dank eines Lokals, das Helfer und Spender gefunden hat, und ein wichtiger Hinweis zum Glauben an sich selbst.
Häuser werden von Experten auf Standfestigkeit geprüft und gekennzeichnet.
Aufräumarbeiten in Ahrweiler vor dem Ahrtor
Der Alltag nach der Flut wird – mit kleinem und mit großem Gerät – gemeistert.
Die Verpflegung ist gut und zuverlässig – einen Schluck Wasser oder einen Kaffee kann man auch bekommen. Man steht in jeder Hinsicht zusammen.

Überrascht und überrollt – die Flutwelle im Ahrtal

Katastrophenschutz gestern und heute

Man erinnert sich noch an die große KatWarn-Übung vor etwa einem Jahr, bei der die Katastrophen-Übung selbst als mittlere Katastrophe bezeichnet wurde: bei Warnungen und insbesondere bei der Koordinierung zeigten sich einige Mängel.

Und jetzt stellt sich die Frage: was ist seitdem erfolgreich zur Verbesserung des Katastrophenschutzes unternommen worden? Hat man den Bedarf  ausreichend ernst genommen?

Ich erinnere mich: vor Jahrzehnten gab es Informationen zum Katastrophenschutz für die Bevölkerung und auch das Wissen in der Bevölkerung, was im Notfall zu tun war. Es gab Sirenen und man kannte deren Bedeutung: Warnung, Alarm, Schutz suchen, Entwarnung. Man wusste auch, dass man ein kleines Notfallpaket mit allen wichtigen Ausweisen, Dokumenten und Papieren sowie Medikamenten griffbereit haben sollte.

Drei Stunden bis zur Katastrophe

Im Ahrtal, wo Sirenen in der Vergangenheit auch schon abgebaut wurden, waren am 14. Juli 2021 um 20:00 Uhr in Ahrweiler noch keine Warnhinweise zu registrieren. Es war aber schon eine Zunahme der Wassermenge der Ahr im oberen Ahrtal festzustellen. Die Wetterprognosen deuteten darauf hin, dass sich eine außergewöhnliche Wetterlage mit Starkregen entwickelt. Drei Stunden Zeit für Warnung und Alarm standen da noch zur Verfügung. Es gab im mittleren und unteren Ahrtal aber keine Warnung. Nichts. Nicht einmal die Kirchenglocken.

Die Pegelstände waren auch nicht wie erforderlich in ihrer Entwicklung beobachtet bzw. kommuniziert worden. Ein Pegel war ausgefallen, und ein weiterer Pegel konnte die Höhe von etwa 9 m Flut in der Spitze auch gar nicht mehr erfassen.

Die Ahr ist nicht mehr zu stoppen

Kurz nach Mitternacht wurde dann Bad Neuenahr-Ahrweiler überflutet. Tiefgaragen, Keller, Untergeschoss-Wohnungen wurden von der Flut durchspült und nur das beherzte Eingreifen von Nachbarn rettete manche im Schlaf überraschten Bewohner vor dem Ertrinken.

Wir haben keine Informationen

Der Strom war ausgefallen, damit auch kein Fernsehbild mehr, keinerlei Warnung auch durch den regionalen Rundfunk. Wir hatten umgehend ein Transistor-Radio eingeschaltet, aber außer netter Nachtmusik kam kein Hinweis und keine Information zum Geschehen. Es war stockfinster.

Fazit: wir waren in der Katastrophennacht allein gelassen mit der Flut.

Vor unseren Augen versinken unsere Autos im Schlamm

Die Autobesitzer packte in der Nacht das blanke Entsetzen: Kaum ein Fahrzeug konnte aus dem steigenden Wasser noch gerettet werden. Das Wasser stieg so schnell, dass von eigener Fahrzeug-Bergung keine Rede mehr war. Hilflos sahen wir aus dem Fenster unseren Fahrzeugen beim Aufschwimmen und Abtauchen zu.

Einige Nachbarn hatten ihre Fahrzeuge wegen des Dauerregens auch schon auf höher gelegenen Straßen abgestellt. Die Straßen waren aber auch bald zugestellt.

Späte Warnung

Nur die Feuerwehr war mit einem Einsatzfahrzeug in der Nacht durch einige Straßen von Bad Neuenahr-Ahrweiler gefahren und richtete per Mikrofon leise – und von den meisten Anwohnern gar nicht verstanden – die Empfehlung an die Anwohner, sich von der Ahr weg zu begeben. Da war es auch schon zu spät. Nachts? Halb bekleidet? Im Dunkeln? Und welches Chaos wäre entstanden, wenn die Menschen wirklich zahlreich der Aufforderung nachgekommen wären und die Nacht fern ihrer überwiegend sicheren Häuser im Freien verbracht hätten?

Große Hilfe von nah und fern

Im Laufe des Folgetages kamen Hilfskonvois, Rettungshubschrauber, THW, Rotes Kreuz, Bundeswehr mit Einsatzkräften in großer Zahl, Feuerwehren aus dem ganzen Bundesgebiet, die unermüdlich bis zum Umfallen gearbeitet haben, um die Schäden zu beseitigen und die Anwohner mit dem Nötigsten – insbesondere Trinkwasser – zu versorgen.

Evakuierung am Abend des nächsten Tages

Am folgenden Tag gab es einen erstaunlichen Einsatz.

Laut einer Ansage von THW, Bundeswehr und Feuerwehr sollten alle Bewohner der Unterstraße aus ihren Wohnungen evakuiert werden. Nach Heimersheim, per LKW, mit den nötigsten persönlichen Sachen. Wir sollten uns am oberen Teilstück der Unterstraße versammeln.

Ein Feldwebel der Bundeswehr erläuterte die Lage: er hatte den Auftrag, die Unterstraße zu evakuieren. Bewohner der Mittelstraße würde er aber auch – wenn auch ohne Auftrag – mitnehmen. „Keiner muss zurückbleiben.“ Das war schon sehr freundlich. Tatsächlich war die Mittelstraße aber noch viel heftiger als die Unterstraße durch die Flut betroffen.

Die Transport-Aktion lief schleppend an: Rettungswagen und Räumfahrzeuge und auch schon das THW mit schwerem Gerät standen sich wechselseitig im Weg und mussten immer wieder zurück setzen, um aneinander noch vorbei zu kommen. Ein mühsames und zeitaufwändiges Rangieren.

Wir waren etwa 60 Personen, die mit einem einzigen Bundeswehr-Transportfahrzeug nach Heimersheim gebracht werden sollten. Also in mehreren Etappen. Es dauerte zwei Stunden, bis sich das Fahrzeug erstmalig – nach mühsamen Erklimmen der Ladefläche durch die zu evakuierenden, zum großen Teil älteren Personen – in Bewegung setzte. Sehr vorsichtig und langsam – wegen der Gefahr von nicht erkennbaren Gegenständen im Wasser und wegen des Transports ohne Bänke und weitere Sicherung im Stehen.

Spät abends war dann die Aktion beendet und alle in einer Turnhalle in Heimersheim untergebracht. Dort waren keine Feldbetten für alle vorhanden, aber Stühle und Iso-Matten. Ziemlich anstrengend für ältere Menschen. Offenbar gab es in der Unterbringung nicht genug Ausstattung oder war jedenfalls nicht so schnell zu beschaffen.

Aber freundliche Helfer und Helferinnen erwarteten die strapazierten Evakuierten.  Und es gab ein gutes warmes Essen, Trinkwasser und die Möglichkeit, die Handies etwas aufzuladen.

Was war der Grund der Evakuierung – zumal Heimersheim selbst gerade vor einigen Wochen noch von einer Schlammlawine heimgesucht worden war und nicht eindeutig sicherer als Neuenahr einzustufen war?

Es machte eine Behauptung die Runde, dass eine zweite Flutwelle drohe.

Das war erstaunlich: durch die Flut vom 14.7. waren schon zahlreiche Informationen zur Beurteilung des Flutgeschehens vorhanden. Die Region stand im Focus vieler Experten, die Analysen vornehmen und Einschätzungen abgeben konnten. Es erschien sehr unwahrscheinlich, dass sich in so kurzer Zeit erneut eine große Flutwelle der Ahr aufbauen werde.

Bald stellte sich heraus, dass es sich bei der angeblichen zweiten Flutwelle um eine Falschinformation handelte. Die überflüssigerweise evakuierten Nachbarn konnten dann (überwiegend) wohlbehalten nach zwei Tagen wieder zurück in ihre Wohnungen.

Was ist schiefgelaufen?

Die KATWARN, die vor der Flutwelle hätte warnen müssen, hat – ausgerechnet in der größten Not in der Region – versagt.

Die Zuständigkeiten und die Koordinierung sollten zwischen den beteiligten Verantwortlichen und Diensten geklärt sein und nicht erst vor Ort geordnet werden.

Die Menschen im Ahrtal muss man nicht „zur Arbeit, zum Räumen und zum Helfen tragen“. Das wird überall gemacht, jeder nach seinen Möglichkeiten, alle packen an. Die Menschen müssen aber wieder darauf vertrauen können, dass sie in der – von ihnen selbst nicht zu leistenden – Gefahrenbekämpfung zuverlässig unter dem Schutz der verantwortlichen Stellen stehen. Sonst wäre es wirklich zum Verzweifeln.

(Persönliche Anmerkung: Und wir möchten gerne in dieser schönen Region bleiben.)

Hochwasser und Fluten nehmen offensichtlich zu, so derzeit in vielen Orten und Regionen in Deutschland, ebenso z.B. in Italien. Wie mit diesen  Veränderungen verständig umgegangen wird, ist von enormer ökologischer und ökonomischer Bedeutung. Das ist wohl keine „politische Eintagsfliege“, sondern eine dauerhafte Herausforderung. Es gibt viel zu tun.

Flutschäden an den Bahngleisen und rund um den Bahnhof Heimersheim. Nur der Bahnhof hat stand gehalten.
Die Kreuzstraße, die scheinbar nie fertig wird, hat nun auch noch die Schäden von der Flut zu beseitigen.
Blick auf das Kurhaus mit Hochwasserschäden durch die Ahr, die ihr Flussbett ausgeweitet hat.
An der Seite des Kurhauses zerstörte Geschäftsräume
So sieht jetzt die nördliche Ahr-Promenade in Neuenahr aus. Die Ahr hat ihren Raum neu definiert.
Es gibt auch Tröstliches und Nützliches: wo seit dem 14.7.21 auf der Landgrafenstraße durch das Ahr-Hochwasser keine Brücke mehr existiert, wird den Menschen anders geholfen. Es gibt eine temporäre kleine Bootsfähre von 9 – 19 Uhr über die Ahr.
Bei allem Schutt und Dickicht lässt sich doch schon die neue Landgrafenbrücke in Grundzügen entdecken. „Eingeweiht“ wurde sie schon, in Betrieb genommen werden soll sie in der ersten Augustwoche.
Ein trauriges Bild! Schon die Fußball-EM war für das Public Viewing vermasselt (genauer: durch den Regen verprasselt); die Flut kam dann noch oben drauf. Wir freuen uns auf die Rückkehr der Geselligkeit in Neuenahr.
So viel ging durch die Flut verloren. Die Menge der zerstörten Autos bemerkt man erst beim Anblick der vielen Auto-Halden.
Jedes Auto hat eine Geschichte für seine Besitzer und Besitzerinnen, viele zerstörte Autos sorgen jetzt außerdem für hohe Wertverluste.