23.2.22 Traum und Alptraum

Nach Stürmen und Regen scheint die Sonne wieder strahlend am blauen Himmel über der Ahr. Ein Traumwetter zum Wandern. Seit sieben Monaten bin ich zum ersten Mal wieder mit der Wandergruppe unterwegs: Start mit der RB-Bahn in Bad Neuenahr bis nach Walporzheim und von dort wunderschön auf der Sonnenseite die Serpentinen hinauf über den Altenwegshof, Försterhof und auf dem Rotweinwanderweg weiter über das ehemalige Kloster Marienthal nach Dernau. Beim Blick auf Dernau werden nicht nur die eigenen schrecklichen Erinnerungen an die Flut-Katastrophe an der Ahr wieder wach. Der Anblick auf den halbverlassenen und noch von der Flut gezeichneten Ort ist erschütternd. Trotz aller Eigeninitiative der Bewohner und vieler Hilfen bisher schon sieht der Ort erbarmungswürdig aus. Man kann kaum glauben, was man sieht. Zurück nach Walporzheim geht es über eine Behelfsbrücke in Dernau über die Ahr und dann auf den Höhen des Ahrufer-Weges sehr naturnah weiter. Eine kleine Stärkung in der „Winzerschenke“ auf der anderen Ahr-Seite beendet die Wanderung mit den tiefen, gemischten Eindrücken.

In der Nacht zum Donnerstag 24.2.22 wird ein Alptraum, wie man sich ihn seit mehr als 75 Jahren in Europa nicht hätte vorstellen können, entfesselt: in der Nacht hat Putin russische Truppen in die Ukraine befohlen, um die gesamte Ukraine zu überfallen und Russland einzugliedern. Und das nach vielen Gesprächen der westlichen Regierungschefs und weiterer Politiker mit Putin, Bitten um Aufgabe  seines Kriegs-Vorhabens, „zivilen Repressionen“ im Wirtschaftsbereich. Alles vergeblich. Krieg in Europa. Unvorstellbar. Einige Zeitlang wissen wir nicht einmal, ob und wie das auch uns betreffen kann. Wie ein Krimineller, der seinen Nachbarn überfällt und mit Waffengewalt beraubt, wütet Putin. Ukrainer und Russen sind Nachbarn und haben auch Familie und Freunde jeweils auf der anderen Seite. Und sollen nun aufeinander schießen.  Die Ukraine hat sich unter großen Opfern zu einer Demokratie mit allen Rechten für die Bürger und Bürgerinnen entwickelt. Und nun müssen zu Hunderttausenden Ukrainer – Frauen, Kinder, alte Menschen – aus ihrem Land vor der russischen Armee flüchten. Die Männer müssen bleiben, um ihr Land zu verteidigen, um den Preis des eigenen Lebens. Die Familien wissen nicht, ob sie sich wieder sehen. Die Flüchtenden wissen nicht, ob sie in ihre Heimat zurückkehren können. Wir können den  Geflüchteten nur helfen, aber das ist auch schon in Vorbereitung von Bund und Landesregierungen.

Aus den sozialen Netzwerken, zusätzlich zu den mutigen Korrespondenten und Journalistinnen, die derzeit in der Ukraine unterwegs sind, lässt sich der Krieg in der Ukraine verfolgen. Das ist kaum anzusehen, aber es ist eine große Hilfe gegen die Unterdrückung der Wahrheit durch Putin-Russland. Also gilt nicht mehr „im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst“. Und es gibt eine Chance auf Gerechtigkeit nach dem – hoffentlich bald endenden – Krieg.

Hoch über Walporzheim: die Aussichts- und Picknick-Terrasse eines großzügigen Stifters wird immer wieder auf dem Weg zu den Berghöhen gerne für eine Pause genutzt.

Die Sonne strahlt am blauen Himmel über das ganze Tal. Wunderschöne Wanderbedingungen.

Der erste Blick von den Höhen auf den Weinort Dernau und das Flussbett, das sich die Ahr in der Flut geschaffen hat. Die gesamte Region scheint „wie im Rohbau“. Räumfahrzeuge und Wiederherstellungsmaßnahmen bestimmen weiterhin das Bild.,
Das Ausmaß der Verwüstung durch die Flut ist immer noch erkennbar. Verbindungen sind aber hergestellt: die Landstraße ist komplett befahrbar, eine lange Behelfsbrücke zum Überqueren der Ahr ist aufgebaut worden.
Im Ort ist festzustellen, dass viele Häuser fehlen und bestehende Häuser massive Schäden aufweisen. In diesem auch von Künstlern gestalteten und in den bunten Farben und Bildern freundlicher wirkenden Haus hatte sich die Flut ihren Weg durch das ganze Haus gesucht.
An der mit einer roten Linie markierten Stelle – oberhalb von dem fröhlich hüpfenden grünen Drachen rechts oben – ist zu erkennen, wie hoch die Flut in der Nacht vom 14./15. Juli 2021 stand.
Übergang an der Ahr mit einer Behelfsbrücke; viel Schutt und Baumaterialien ringsum.
In Dernau, auf der südlichen Ahr-Seite, ist zu sehen, welche Breite die Flut im Ort eingenommen hat. Das Ausmaß der noch anstehenden Aufräumarbeiten ist offensichtlich.
Wir wandern auf dem höher gelegenen Ahr-Uferweg von Dernau Richtung Walporzheim. Die Wucht des Wassers wird auch an manchen Felsen und den Trümmern am Fuß der Felsen deutlich.
Am Ende des Ahr-Uferwegs vor Walporzheim wird das Wandern noch einmal etwas beschwerlich. Vorsicht und Augen-offen-halten gilt hier rundherum.
Trügerische Schönheit: die Sonne strahlt durch den verbliebenen letzten Bogen einer von der Flut weggerissenen Brücke.
Im Hintergrund ist die Behelfsbrücke zu sehen. Nie war das THW für uns so wertvoll wie heute.
Vorbei an Schuttbergen und Abraum geht es weiter auf der nördlichen Ahr-Seite. Die Berge sind zum Teil so hoch, dass man kaum das Verkehrsschild noch sehen kann.
Das ist der Blick auf den ehemaligen Fahrrad- und Fußgängerweg zur Landstraße. Schutt und Abfall blockieren die gesamte Bahn-Unterführung. Im Vordergrund sieht man, dass fleißig an der Wiederherstellung eines Hauses und Lokals gearbeitet wird.
Hier geht es zur Stärkung: in der „Winzerschenke“ dürfen wir – außer Wein – auch noch köstlichen Kuchen erwarten. Es ist immer wieder eine Freude, zu sehen, wie Lokale und Gaststätten sich nach der Flut wieder zeigen und für Gäste öffnen. Sie lassen sich nicht „unterkriegen“ und das ist für die Inhaber und die wandernden Gäste gleichermaßen wichtig.
In Bad Neuenahr: vor dem ehemaligen Restaurant „Ambiente“ und „Hotel Felten“ türmt sich die Post, der Zugang ist gesperrt. Noch immer steht die Renovierung an.
Und am Donnerstag, 24.2. noch weiterer Ärger – im Hotel (hier mit Blick auf die Rosenkranzkirche) ist ein Zimmerbrand ausgebrochen. Der Brand konnte zum Glück bald gelöscht werden und es gibt keinen Personenschaden. Aber hier kann man denken: das ist kaum noch auszuhalten!
Am Samstag, 26.2.22, in Neuenahr auf der nördlichen Ahr-Seite:  Strahlender Sonnenschein lockt die Einheimischen und Besucher nach draußen, auch wenn Sitzplätze manchmal rar sind und weniger einladend wirken. Hier ist man auch schon dankbar für ein paar Sonnenstrahlen, wie immer und wann es wie weitergeht.

Was ist los?

Was ist los? Auf die Frage kann man in Berlin hören: Alles, was nicht fest ist.

Festmachen war in Deutschland und auch im Ahrtal in den letzten Tagen das „Gebot der Stunde“. Der Mittwoch morgen am 16.2.22 beginnt mit Sturmwarnungen vom Deutschen Wetterdienst, in Bad Neuenahr vom Ortsbürgermeister und auch online von der Stadtverwaltung: es wird aktuell vor schweren Sturmböen mit bis zu 110 km/h gewarnt, der Kurpark mitsamt Eislaufbahn, die Pop-Up-Mall in Neuenahr und Spielplätze werden für ein paar Tage geschlossen, Schulen und Kitas sind Donnerstag geschlossen, und es wird davor gewarnt, in den Wald zu gehen. Es ist warm (bis 14°), wolkig und sonnig und eigentlich wollte ich heute mal wieder wandern. Aber schon beim kurzen Weg zum Bäcker kamen schon immer wieder knackige Windböen auf. Den Eierlikör-Berliner, den ich mir auch mit Blick auf die bevorstehende Karnevalszeit mal gönnen wollte, fegte mir ein Windstoß glatt von der flachen Hand. Also schnell wieder nach Hause, zur Schadensvorsorge, und die Terrasse „sturmfest machen“, z.B. Pflanzenkübel räumen usw. Um 2:00 Uhr nachts kommen wieder Sturmböen auf und es rauscht und kracht im Kamin. Aber alles noch „im Lot“.

Am nächsten Tag stellen wir fest, dass wir in Neuenahr glimpflich davon gekommen sind, auch wenn es weiterhin stürmt und weht. Leichtere Baumaterialien – soweit nicht gesichert – sind davon geflogen, einige Absperrungen und ein paar Fahrräder sind umgefallen. Keine schwerwiegenden Schäden oder Verluste. Ich bin auf kurzem Weg und mit „Augen auf, Ohren spitzen, nach oben gucken“ in Neuenahr zum Einkaufen gelaufen. Soweit das die plötzlichen starken Windböen zuließen. Ein paar mal musste ich mich in offene Garagen oder hinter ein Haus flüchten, um den Böen, die mich kräftig am Arm packten, zu entgehen. Den Blumenstrauß, den ich für unsere 101-jährige Tante zum Besuch am Sonntag gekauft hatte, musste ich immer wieder hinter meinem Rücken vor dem Sturm verstecken, damit nicht schon der Wind den frischen Blumenstrauß zerlegt.

Nach Erfahrungen mit der Flut im letzten Jahr haben wir nun mit zwei aufeinander folgenden Stürmen/Orkanen – erst „Ylenia“ von Mittwoch auf Donnerstag und dann etwas schwächer „Zeynep“ in der Nacht auf Freitag – unerwünschte Erfahrungen mit einem weiteren Naturereignis machen können. Aber diesmal mit Vorwarnung! Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so über eine frühzeitige Warnung freuen würde.

Was ist noch los?

Am Freitag 18.2.2022 fand die feierliche Amtseinführung der neuen Landrätin, Cornelia Weigand, statt. Dabei stellte die Amtsrätin, die parteiunabhängig kandidiert hatte, ihre Ziele für die nächsten 8 Jahre vor: einen qualitativ angelegten Wiederaufbau nach der „Flut-Apokalypse“,  fundierte Planung, nachhaltiger Neuaufbau, Sicherstellung der Infrastruktur für Schulen und Kitas, Wiederherstellung des normalen Lebens in der Region, Verbesserung des Katastrophenschutzes, Zukunft für Wirtschaft, Gewerbe, Tourismus in der Region. Nachhaltigkeit kann und soll ein Markenkern der Region sein.

Mit den Voraussetzungen kann in der Region viel los sein. Wir können der neuen Landrätin sowie der Region und uns allen nur viel Erfolg und Glück für die Zukunft wünschen.

Neu eröffnet wurde in Bad Neuenahr das „Bethel Hotel zum Weinberg“. Das Hotel wurde von den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel als Inklusionshotel errichtet. In dem barrierefrei zugänglichen Hotel können  Menschen auch mit Behinderungen arbeiten. Das Hotel ist auf viele besondere Bedarfe eingestellt.

Wir schätzen z.B. auch ein inklusiv angelegtes Burger-Lokal in Bad Godesberg am Moltkeplatz sehr. Die „Hamburger“ gibt es in vielen kreativen Varianten, auch vegetarisch, und den Gästen gefällt das Lokal doppelt: wegen der  Freundlichkeit im Service, natürlich wegen der leckeren Burger, und weil man sich etwas Gutes gönnt und damit anderen zugleich auch etwas Gutes tut.

Und Karneval? Trotz aller aktuellen besonderen Anforderungen im Ahrtal und der Einschränkungen durch Corona: Karneval findet im Ahrtal – jedenfalls punktuell – auch dieses Jahr statt. So beim „Dinner op Kölsch“ (= Essen, Trinken, gute Laune) am 27. Februar (Karnevalssonntag) und am 28. Februar (Rosenmontag) im Kurpark Bad Neuenahr. Informationen und Tickets gibt es bei der Tourist-Information Bad Neuenahr, Hauptstraße 80, zu den Öffnungszeiten 10-12 Uhr und 13-16 Uhr montags bis freitags jeweils. Infos: www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/wintertreffs

Am Mittwoch 16.2.22 morgen zeigt sich beim Blick nach oben schon an, dass ein meteorologisch ungemütlicher Tag bevorsteht. Schnell ziehende dichte graue Wolken über dem Neuenahrer Berg.
Oberhalb der Autobahnbrücke zieht eine dunkle Wolkenwand auf. Ich bleibe sicherheitshalber mit viel Abstand zum Lenné-Park und den Bäumen.
Am Abend des 16.2.22 wird es etwas ruhiger und man kann sich über den blauen Wolkenhimmel freuen – aber nicht lange. Die Nacht ist wieder einmal ziemlich laut und am Tag sind viele starke Böen unterwegs.
Lautes „Geflatter“ weist auf den durchgezogenen Sturm hin. Wer Planen im Freien nicht befestigt hat, sucht jetzt mitunter vergebens.

Unser Auto jedenfalls ist unbeschädigt geblieben.

Der „Ahr-Ufer-Befestigung“ an der nördlichen Ahr-Seite bei der neuen Fußgängerbrücke zum Kurpark hat der Sturm keinen Schaden zugefügt.
Der unverändert traurige Anblick auf die Flutfolgen bei der Ahr-Therme: von der Flut niedergelegte Zäune, mitgeschleppte vertrocknete Vegetation, im Hintergrund die Ahr-Therme (mit ungewisser Zukunft), und vor der Therme fangen die Mandelbäumchen an zu blühen. So ist die Natur – unermüdlich und emotionslos (da sieht es bei uns schon ganz anders aus!).
Auch auf dem kleinen Gartengrundstück an der Rückseite des Thermal-Badehauses: der Zaun voller Flutspuren.;
Auf dem gleichen Grundstück, ein wenig weiter, der Blick auf wachsende und blühende Krokusse.
Das neue Inklusions-Hotel ist fertig gebaut (und sehr ansehnlich) und eingeweiht. Mit guter Lage bei der Innenstadt und Anbindung an den Bahnhof. Wir hoffen nun noch auf  gute Nachfrage für das Hotel.
Der Eingang zum Hotel – wenn die grauen Wolken noch verschwinden und die Kastanien wieder blühen, wird hier ein schönes Ensemble entstanden sein.

Wandern zwischen zwei Welten

Vor wenigen Tagen bin ich das erste Mal seit sieben Monaten wieder gewandert. Nach einer Schulter-OP und gemäß ärztlicher Anweisung war Physiotherapie mein einziger „Sport“; selbst Wandern war verboten.

Und diese Woche war es dann endlich so weit: In einer „Kleingruppe“ sind wir von Bad Neuenahr aus am Ahr-Ufer entlang Richtung Landskrone gelaufen. Der Anblick des Ahr-Ufers  bringt jedes Mal  die Erinnerung an die Flutnacht und ihre Folgen zurück. Und macht jedes Mal fassungslos darüber, was in dieser Nacht geschehen ist und wie das geschehen konnte.

Aber bei Sonnenschein hoch oben auf dem Rotweinwanderweg zu laufen, ist nach einem kurzen Aufstieg wie in einer anderen Welt: Die Stadt in einiger Entfernung glänzt hell, es wird eifrig auf zahlreichen Baustellen an weiteren Neubauten gearbeitet und die Flutfolgen scheinen wie verschwunden. Sind sie natürlich nicht, wie nach unserer Einkehr auf der Bengener Heide (mit köstlichen Kuchen und spannender Unterhaltung in Form von lebhaftem Flugbetrieb) und Rückkehr nach Bad Neuenahr deutlich wird. Aber einmal „tief Luft holen“ und die Schönheit von Natur und Landschaft genießen, ist wie eine Medizin.

Für vieles in der Stadt braucht es Geduld: so wird wohl- nach neuesten Erwartungen – auch ein „Leuchtturm“ wie das Steigenberger Hotel möglicherweise erst in drei Jahren den Betrieb wieder voll aufnehmen können. Auch das historische Thermal-Badehaus soll nach weiterhin erforderlichen umfangreichen Reparaturmaßnahmen wieder mit einigen Einrichtungen in Betrieb gehen. Schöne Aussichten!

Aber es gibt auch Fortschritte „von Amts wegen“: Am Samstag Mittag beim „Bäckerwagen“, also dem Ersatz-Mobil für den Backwarenverkauf bis zur Wiederherstellung der Bäckerei in der Mittelstraße, höre ich ein relativ leises unbekanntes Geräusch. Auf meine Frage informiert mich die Backwaren-Verkäuferin, dass das – immer Samstag um 12:00 Uhr – ein Sirenen-Probe-Alarm ist. Gut, dass es das gibt und dass ich das jetzt weiß. Aber die meisten Neuenahrer*innen werden das wohl nicht wissen.

Corona – wie sieht es aus bei den aktuellen Inzidenzen:

bis 19.1.2022 in Bonn 948,6 (General-Anzeiger Meldung dazu: fast bei 1.000, Omikron(-Variante)) bricht Rekorde; im Kreis Ahrweiler 473,6

bis 4.2.2022 in Bonn 1652,6, im Kreis Ahrweiler 968,7

bis 7.2.2022 in Bonn 1504,3, im Kreis Ahrweiler 1.127,4 (mit möglicher Ungenauigkeit bei Meldungen durch Gesundheitsämter)

aktuell bis 11.2.2022 in Bonn 1.437,2, im Kreis Ahrweiler 1.148,8

Insgesamt also keine einheitliche Entwicklung, aber immer noch hohe Werte. Mitte nächster Woche werden Ministerpräsidentenkonferenz und Bund über gemeinsame Regeln beraten und welche Erleichterungen wann verantwortbar  sind. Hierzu gibt es bekanntlich verschiedene Meinungen bisher.

Was gibt es noch Neues im Kreis Ahrweiler:

In der nächsten Woche findet die Amtsübergabe an die neu gewählte  Landrätin des Kreis Ahrweiler, Cornelia Weigand, statt.

Mit großer Freude in Bonn und den Kreisen Rhein-Sieg, Neuwied und Ahrweiler wurde der aktuelle Besuch der neuen Bundesbauministerin, Klara Geywitz, mit der Zusage, beim Bonn-Vertrag zügig zu Vereinbarungen  kommen zu wollen, aufgenommen.  Die Ministerin will bis Ende des nächsten Jahres Vereinbarungen in Eckpunkten erreichen. Der Bonn-Vertrag hat lange trotz Bemühungen in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz keinen nennenswerten Fortschritt erfahren. Der Einsatz der neuen Bundesbauministerin lässt auch für den Kreis Ahrweiler hinsichtlich der  Verbindungen zum Bund – über den ehemaligen Regierungsbunker im Ahrtal hinaus – Freude und Zuversicht aufkommen.

In einem Nachbarhaus an unserer Straße: so sieht es – exemplarisch – an vielen Stellen in Bad Neuenahr aus. Besonders mühsam und langdauernd wird es, wenn die Wiederherstellung in Eigenarbeit geleistet wird.
Dieses Haus hat auch eine Nach-Flut-Geschichte zwischen Hoffen und Bangen: bei einer ersten Begutachtung war schon ein Haken drangemacht worden. Einige Zeit später die Ansage: Abriss. Nun wird erst einmal kräftig ausgeräumt.
Und so sieht es bei uns aus: das Haus scheint ab der ersten Etage ganz intakt. Oben auf dem Dach muss aber – nachdem wir schon reichlich mit Wasser in der Tiefgarage zu tun hatten – nun der Wassereintritt auf dem Dach bekämpft werden.
Die ganze Straße lang an der Lindenstraße ein tiefer Graben mit neu gelegten Rohren zur  Ertüchtigung der Infrastruktur.
Die Ahr in voller Breite – die man ihr vermutlich für alle Fälle auch für die Zukunft lassen sollte. Es sei denn, es gäbe einen besseren Vorschlag.
Wir laufen in Heppingen parallel zu den (einspurig verlaufenden) Gleisen der Ahrtal-Bahn. Es ist offensichtlich, wie viel Arbeit, Hilfe und  Unterstützung auch hier noch notwendig ist.
Mit den ersten Frühblühern wie hier auf dem Weg am Waldesrand kommt  auch die Freude über die regelmäßige Wiederkehr des Lebens in der Natur.

HEIMAT

Die Flut vom 14./15. Juli 2021 an der Ahr hat in den Dörfern und Städten furchtbare Spuren der Verwüstung hinterlassen und den Flusslauf breit und brutal neu gestaltet. Zahlreiche Wohnhäuser sind durch die Flut schwer beschädigt oder sogar zerstört worden. Viele Menschen sind noch nicht wieder zu Hause, sie sind in Übergangsunterkünften untergebracht und wissen nicht, wann, wie und wohin sie zurückkehren können.

Bei uns waren es „nur“ die Wohnungen in einer größeren Anlage in Neuenahr, die nach der Flut ein halbes Jahr lang nicht bewohnbar waren. Nun sind sie überwiegend  bewohnbar und wir wieder hier. Die ehemaligen Parterrewohnungen allerdings und die Keller müssen noch wieder hergestellt werden, Zeithorizont unbekannt.

Der Anblick, den die Stadt bietet, ist vielerorts verstörend, wie nach einem Angriff. Man kennt seine Heimat streckenweise kaum wieder. Nun weiß ich auch, was ein Fluchtimpuls ist.

Mit dem Thema HEIMAT habe ich mich früher nie befasst. Ich hielt Heimat für den jeweiligen eigenen Standort, dort wo man herkommt, auch für ein Folklore-Thema, für eine rückwärtsgewandte Brauchtumspflege und eine politisch adressierte Verlust- und Erinnerungskultur. Nun beschäftigt mich das Thema Heimat auch so wie manchen anderen, den ich hier treffe.

Unter Heimat wird auch der Zusammenhalt von Menschen und die Zugehörigkeit zu einer regionalen Gemeinschaft verstanden. Kölner z.B. können davon viele Lieder singen (Heimat is een Jeföhl). Heimat zeigt sich auch in einer Weinregion wie dem Ahrtal, das für starke Gemeinschaften, Zusammenhalt, Traditionen und Geselligkeit steht.

Heimat kann auch z.B. im Protest von Dorfbewohnern gegen den auf ihren Ort  vorrückenden Braunkohleabbau eine Rolle spielen.

Heimat und Verlust von Heimat findet auch im Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung von Menschen an vielen Orten der Erde statt.

Der Begriff von Heimat hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert und erweitert.

Interessant ist, dass es auch schon das „Heimatministerium“ gibt, wobei ich das aber nicht nachvollziehen kann, weil es sich doch um eine persönliche Angelegenheit handelt.

Passend zum Thema HEIMAT gibt es eine spannende, facettenreiche Ausstellung in Bonn im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit dem Titel: „HEIMAT. EINE SUCHE“. Und gleich im Innenklappen-Text  des „Museums-Magazins“ wird mit einem großformatigen Bild einiger Flaschen Flutwein aus dem Weindorf Dernau an der Ahr Anteil an der Flut-Katastrophe genommen.

Die Ausstellung ist bis zum 25.9.2022 geöffnet, jeweils Dienstag bis Sonntag, der Eintritt ist frei.

Ein tiefer Graben vor der ehemaligen Auffahrt zum Hotel Steigenberger in Bad Neuenahr. Drum herum Schutt-, Erdhaufen und Abfallberge. Und das Kurhaus, direkt an der Ahr gelegen, hat „eine Zukunft in den Sternen“.
Vor dem Kurhaus: eine Spur der Verwüstung und reichlich Geröll. Hier konnten im letzten Jahr noch ältere Herrschaften ohne Handy an der Telefonsäule telefonieren.
Die Verwüstung der Veranstaltungsräume am Kurhaus ist kaum fassbar.
So dicht an der Ahr gelegen, sind die Schäden auch besonders groß und die Chancen auf eine Zukunft des Gebäudes um so geringer.

Wenn man zurückdenkt an die schönen Veranstaltungen, die man hier erlebt hat, kann man seinen Augen beim jetzigen Anblick nicht trauen.

In der Neuenahrer Innenstadt ist die scheinbar „immerwährende“  Kreuzstraße weiterhin Baustelle in beide Richtungen – neue Rohre legen und noch einiges mehr. Die Flut hat auch hier ihren Weg gefunden.
Zugleich sind in Neuenahr viele Neubaumaßnahmen unterwegs – zum Teil auch erschwert durch häufigen Regen. Für den Fotografen aber ein schönes Spiegelbild.
Blick von der THW-Maria-Hilf-Fußgängerbrücke über die Ahr: die Ahr ist seit der Flut breit und immer gut gefüllt. In ihrem selbst definierten Flussbett ist sie allerdings nicht tief – allein die Breite bleibt wohl. Und was hier mit Steinen am Flussufer vor einer Rasenfläche befestigt worden ist, könnte ein Muster für die zukünftige Ufergestaltung werden.

Neuwahl im Ahrtal

Am vergangenen Sonntag war im Ahrtal Landratswahl. Das Ergebnis der Landratswahl, die dann eine Landrätinwahl wurde, war für viele eine Überraschung. Ihre Emotionen haben die Ahrtalbewohner und Ahrtalbewohnerinnen inzwischen wohl schon verarbeitet: das gilt vermutlich sowohl für die Euphorie bei den einen über den deutlichen Wahlsieg der Kandidatin Cornelia Weigand und die Fassungslosigkeit bei den anderen. Die Wahlgewinnerin hatte schon im ersten Wahlgang mit 50,2 Prozent der Stimmen und bei hoher Wahlbeteiligung die Wahl klar für sich entschieden. Zu diesem großen Erfolg kann man ihr nur gratulieren.

Zu ihrem bisherigen Amt als Verbandsbürgermeisterin muss jetzt noch die Nachfolge – auch per Wahl – geklärt werden. Die Wahl wird wohl Mitte Mai d.J. stattfinden.

In Zukunft steht der neu gewählten Landrätin die „Mammut-Aufgabe“ bevor, zu der bisher größten Flutkatastrophe der Bundesrepublik mit vielen und noch nicht vollständig absehbaren Herausforderungen eine Neuaufstellung der Region zu schaffen.

Viel ist schon in den vergangenen Monaten, insbesondere zur Beseitigung von Schäden und zur Wiederherstellung von Infrastruktur, geleistet worden. Wer in das Ahrtal schaut, sieht aber: das ist erst die „Spitze des Eisbergs“.

Wir können der neu gewählten Landrätin und uns selbst nur viel Erfolg für die Zukunft wünschen.

Ein schöner Gruß und frommer Wunsch zum neuen Jahr: in unserem Haus gibt es zwar keine Türklingel, aber außen hängende Briefkästen: in unseren Kasten, der immer noch leichte Spuren von Schlamm-Staub aufweist, haben kluge Kinder eine sehr willkommene und passende Botschaft für das neue Jahr hineingelegt. ‚Segne, Herr, dieses Haus und alle Menschen, die hier wohnen.‘ Vielen Dank dafür!
 

Und so sieht es bei uns im Container vor dem Haus aus. Toiletten sind  allerdings im Haus schon verfügbar, nur nicht für die von der Flut schwerer betroffenen und längerfristig unbewohnbaren Erdgeschosswohnungen.

Ein Spaziergang durch den Kurgarten und an der Ahr entlang in Bad Neuenahr:

Zwei Bänke stehen zum Ausruhen bereit. Aber hier, im früheren  Dahliengarten, der im letzten Jahr noch für die geplante Landesgartenschau 2023 verschönert wurde, wird der Garten von Grund auf erneuert. Sonst würde vermutlich hier auch nichts blühen.

Im Dahliengarten sieht es aus, als ob riesenhafte Maulwürfe Hügel aufwerfen würden.
Am ehemaligen Dahliengarten entlang ist der Ahruferweg wieder durchgehend begehbar. Aber bitte mit Vorsicht! Hier blickt man auf den Abriss der ehemaligen Brücke und auf die andere Seite der Ahr, an der intensiv ausgebaggert wird.
Hier können Fußgänger und Radfahrer, dank des unermüdlichen Einsatzes des Technischen Hilfswerks, auch wieder die Ahr überqueren.
Blick von der nördlichen Ahr-Seite auf die von der Flut zerstörte ehemalige Ahr-Brücke.
 

 

Auf der nördlichen Ahrseite, im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Park. Der Spielplatz (für die Kinder) ist wieder hergestellt und – wie man lautstark hört – auch schon mit Begeisterung genutzt. Der „Spiel-“ bzw. Trainingsplatz für die Größeren jeden Alters ist noch nicht freigegeben.

Trümmer sieht man vielerorts, so hier, im Vordergrund, ein abgerissenes Stück Asphalt. In der Ahr wird mit einem wassertauglichen Bagger schwere Last geschaufelt und nach Kräften in der Ahr geräumt.
Hier endet der Fußweg: Baustelle. Baumaterialien liegen schon zum Einsatz bereit. Alle – Fußgänger, Radfahrer und Baggerfahrer – sind vorsichtig unterwegs.

Wahl-Sonntag im Ahrtal

Egal wie das Wetter wird am kommenden Sonntag: am 23. Januar 2022 haben wir die Wahl. Wir haben sogar eine Auswahl.

Es steht die Landratswahl im Landkreis Ahrweiler an, nachdem der frühere  Amtsinhaber nach der Flut vom 14./15. Juli 2021 das Amt nicht mehr ausgeübt hat.

Ein halbes Jahr in einer Naturkatastrophe wie der an der Ahr – das ist schon eine lange belastende Zeit.

Mit der Wahl ist ein Neuanfang für die Region möglich, und mit der Wahl kann  der Gewählte auch Rückendeckung für ein Zukunftskonzept und die erforderlichen Maßnahmen erwarten. Und zugleich ist es Chance und Notwendigkeit zugleich, bei den Menschen im Ahrtal Vertrauen zurück zu gewinnen. So viele Menschen sind traumatisiert durch die Flutereignisse; viele haben ihre Wohnung oder ihr Haus verloren und wissen immer noch nicht, wie es weitergehen soll.

Und wählen ist kinderleicht:  Mit der Wahlbenachrichtigung, die von der Stadtverwaltung an die Wahlberechtigten geschickt wurde, und mit seinem Personalausweis geht man in sein Wahllokal, das von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet ist. Welches Wahllokal das ist, steht auch auf der Wahlbenachrichtigung.

Wer bereits per Briefwahl abgestimmt hat, kann auch schon vor 8:00 Uhr morgens mit einer langen Wanderung z.B. auf dem Rotweinwanderweg, der gerade als einer der schönsten Wanderwege Deutschlands für einen Wettbewerb vorgeschlagen wurde, den Tag beginnen.

Was gibt es Neues in Neuenahr: Neubaumaßnahmen, Reparaturmaßnahmen, Straßenausbau, Infrastrukturmaßnahmen allerorten.

Darüber hinaus gibt es auch noch ganz neue kreative Vorschläge z.B. zu der von der Flut schwer betroffenen Spielbank, die komplett zerstört worden ist, mit Blick auf verfügbare Räumlichkeiten im historischen Bahnhof. Die Spielbank soll noch in diesem  Jahr in den Bahnhof einziehen. Der Vertrag ist unterzeichnet. Die Nachfrage ist, wie man hört, groß. Reisende müssen nur darauf achten, dass sie im Falle einer 3er-Reihe nicht vor Begeisterung ihren Zug verpassen. Aber jedenfalls sollte so ein berühmtes, historisches und gerade aufwändig in Stand gesetztes Gebäude auch bald wieder genutzt werden und der Spielbetrieb,  nachdem das Kurhaus nicht mehr zur Verfügung steht, fortgesetzt werden.

Die Folgen der Flut sind an der Ahr nicht die einzige Plage: Wie überall in Deutschland und weltweit leiden viele Menschen an Corona und den Pandemie-Folgen. Gerade jetzt mit der Virus-Variante Omikron, die sich rasant verbreitet, schnellen die Inzidenzen in die Höhe. Die Werte, die derzeit in schwindelerregende Höhen steigen, hätten wir vor einem Jahr überwiegend wohl für ganz unrealistisch gehalten. Die Hoffnung auf einen Abschwung der Inzidenzen in der Weihnachtszeit hat also leider getrogen. Im Kreis Ahrweiler lag die 7-Tage-Inzidenz (Neuinfektionen, gerechnet auf 100.000 Einwohner) bis zum 7.1.2022 bei 227,6. Kurz darauf, Stand bis zum 14.1.2022, lag die 7-Tage-Inzidenz im Kreis schon bei 338,8. Dabei liegt der Kreis Ahrweiler aber noch deutlich unter den Inzidenz-Werten wie z.B. in Bonn, wo jetzt der Wert um 1.000 liegt. Was folgt für uns daraus?  Geduld und Vorsicht kann wohl nicht schaden.

Hereinspaziert unter einem Apfel-Reisig-Bogen in den Kurpark – die Behelfsbrücke für Fußgänger verbindet die Seiten der Ahr.
Blick auf das Kurhaus und – im Vordergrund – auf die tiefen Straßenschäden durch die Flut.
Der Weg zum Kurpark lohnt weiterhin mit den Uferlichtern bis zum 30. Januar; im Kurpark werden dazu auch noch  Speisen und Getränke angeboten.

Die Eisbahn bleibt sogar noch länger geöffnet: bis Ende Februar.

(Danach darf es dann wohl auch wärmer werden.)

Der Blick von der nördlichen Ahr-Seite zeigt die Festigungsmaßnahmen am Ufer und auf der gegenüberliegenden Seite die  Beschädigungen am Kurhaus.
Ein deprimierender Anblick am Kurhaus. Selbst bei Normalwasser ist der Fluss sehr nah an der Bebauung.
Neuer Standort für den Spielebetrieb: vom Kurhaus zieht der Betrieb um in den frisch renovierten historischen Bahnhof von Bad Neuenahr.
„Unsere“ Apotheke vorne im Bild an der nördlichen Ahr-Seite. Sie wird offensichtlich von Grund auf neu aufgestellt. Wenn alles gut läuft, wird sie bald wieder – und sei es provisorisch – in Betrieb gehen.
Vor der Apotheke ist in breitem Umfang „Bauland“ aktuell, für Radfahrer und Fußgänger gibt es hier nur die „Duldung“ durch die auf der einspurig geführten Fahrbahn fahrenden Autos.

Man muss sich einigen, so wie auf der Behelfsbrücke an der Landgrafen-straße, und man einigt sich auch.

Und wo ein Platz ist für ein Ruhe-Bänkchen für einen müden Spaziergänger, wird es auch aufgestellt, hier gegenüber dem Parkhaus an der Landgrafenstraße.
In der Innenstadt von Bad Neuenahr am „Quellenhof“ ist von morgens bis abends, seit einem halben Jahr ein Räumfahrzeug unterwegs, um in dem großen Gebäude Schutt, Estrich, Putz heraus zu holen. Unvorstellbar, diese Abfallmengen. Und das Kino nebenan weist seit langem auf einen geplanten und nicht gelaufenen Film hin: „No time to die“. Das gilt auch für Neuenahr.
Die Zeit der „toten Höhlen“ in den Haupteinkaufsstraßen von Neuenahr, als man nur in die von den Geschäften übrig gebliebenen dunklen Räume schaute, sind vorbei. Nun sind viele Sperrholzplatten angebracht, Türen davor, auch ein Schutz vor eindringender Feuchtigkeit.

Auf ein Neues – zurück nach Neuenahr

Im Ahrtal findet seit Monaten ein gemeinschaftlicher Kraftakt der Menschen, die hier wohnen bzw. wohnten und der Menschen, die hier helfen, zur Beseitigung der Flutfolgen statt.  Mit außerordentlichem Einsatz auch über eine lange Dauer sind die Hilfs- und Rettungswerke hier unterwegs, das THW, das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Feuerwehren und viele mehr. Enorme Mengen an Spendengeldern wurden gesammelt und den Menschen im Ahrtal zur Verfügung gestellt. Aber für den Aufbau des Ahrtals zu einer bewohnbaren Region braucht es noch sehr viel mehr Geld, das auch baldmöglichst bei den Menschen ankommen muss.

Und allen Beteiligten ist klar, dass der bisherige große Einsatz nicht ausreicht und noch viel mehr Arbeit auf lange Zeit ansteht.

Das Ahrtal genießt viele Sympathien und nach der Flutkatastrophe noch viel Empathie. Der mediale Fokus ist außergewöhnlich: Fernsehen, Rundfunk, Presse befassen sich laufend mit der Flut und ihren Folgen. Die Flutkatastrophe wird auch als kleines Beispiel im Rahmen einer größeren Klimaveränderung verstanden, der Rechnung getragen werden sollte und die einen verständigeren und nachhaltigen Umgang der Menschen bei der Nutzung der Natur nahelegt.  Eine nachhaltige Nutzung kann auf längere Sicht auch wirtschaftlicher sein. Und wer, wenn nicht Bauern und Winzer, haben einen generationenübergreifenden  Ansatz bei der Herstellung ihrer Produkte.

Die öffentliche Aufmerksamkeit für das Ahrtal muss jetzt auch genutzt werden, um das Ahrtal wird „auf die Beine zu stellen“.

Wir waren nach der Flut aus unserer nicht mehr bewohnbaren Wohnanlage ausgezogen und sind nun, nach einem halben Jahr in einem Hotelzimmer, wieder nach Bad Neuenahr zurückgekehrt. Dass unsere Rückkehr nun zusammenfällt mit dem „Halb-Jahrestag“ der Flut, ist rein zufällig. Seit 2016 leben wir an der Ahr und haben nun schon zwei „Jahrhunderthochwasser“ erlebt. Ein drittes Hochwasser dieser Art, für das kaum noch mit entsprechenden Bundesmitteln wie derzeit zu rechnen wäre, würden wir wohl nicht mehr so wie jetzt überstehen.

Neuenahr vor einer Woche: der Neuenahrer Berg und die Turmkerze darauf sind schemenhaft – in Nebel gehüllt – zu erkennen.
Ein Spaziergang, der zu Herzen geht: an vielen Straßen-Ecken und Häusern ist deutlich sichtbar immer noch die unvorstellbare Zerstörungskraft der Ahrflut zu sehen.
Auf der Mittelstraße ist am Straßenrand der Verlauf der wilden Ahr in der Flutnacht noch immer deutlich zu erkennen. Anrührend das Bild der kleinen Sandsäcke, die auch nichts haben anrichten können gegen die Flut.
Ein Haus auf der Mittelstraße, dessen Vorderfront von der Flut komplett aufgerissen wurde. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Arbeit, Geld und Handwerkerleistungen erforderlich sind, um das Haus erst mal abzureißen und dann wieder neu aufzubauen. Wer soll und kann das bezahlen?
Auf dem Parkplatz an der Straße „Auf dem Gartenschwimmbad“ entsteht eine neue Tiny-House-Siedlung für die Menschen, die keine eigene Bleibe mehr haben. Es sieht sogar recht gemütlich aus, es gibt schon Gardinen vor einigen Fenstern und erinnert ein wenig an Urlaub in Finnland.  (Urlaub sieht natürlich anders aus) Jedenfalls gibt es eine Unterkunftsperspektive für zunächst bis zu einem Jahr.
Die Tiny-House-Siedlung ist sichtbar noch in Arbeit. Hier geht es aber zügig voran.
Gegenüber von dem Parkplatz „Am Gartenschwimmbad“ Blick auf Flut-geschrottete Absperrungen am ehemaligen Schwimmbad. Es wird kräftig geräumt auf dem Grundstück und es soll auch zügig wieder gebaut werden.
Eine deutliche Spur der Zerstörung nach der Flut am Gartenschwimmbad
Die schmale Behelfsbrücke für Busse, LKWs, PKWs, Fußgänger und Radfahrer in Neuenahr an der Landgrafenstraße. Ein immer wieder bewundernswerter Behelfsbau, der die ganze Stadt verbindet. Unter der Brücke – wie an vielen Stellen – immer wieder der Anblick von Geröll, Schutt und Schrott durch die Flut.
Rechts neben der Behelfsbrücke zur Landgrafenstraße: jetzt nicht mehr geradeaus gehen, da geht es direkt in die Ahr.
Schutt und Abbruch an der Ahr. Gegenüber Richtung Apollinarisstadion ist das Container-Wohndorf für Menschen, die keine feste Bleibe mehr haben, zu erkennen.
Auf dem Weg am Kaiser-Wilhelm-Park entlang ist die Abbruchstelle der bisherigen Fußgänger-Brücke zu erkennen.
Blick auf die Behelfsbrücke: So sieht der Weg zum Park jetzt aus. Gummistiefel empfohlen.
Hier war schon für die – nun ausfallende – Landesgartenschau eine neue Fußgänger-Brücke über die Ahr vorgesehen.

Im Hintergrund die hohen Schrott- und Abraum-Berge, wie an vielen Stellen. Im Hintergrund die A 61.

Und hier steht nun im Park das schöne neue Anschlußteil für die Brücke zur Überquerung der Ahr – wann immer das möglich sein wird.
Im Park hat die Flut viele – vorher unvorstellbare – Spuren hinterlassen. Nur die Enten auf dem Teich nehmen es gelassen, als ob nichts gewesen wäre. Die Enten-/Schwaneninsel im Teich ist auch deutlich beschädigt.
Ein magischer Anblick: die verdunkelte untergehende Sonne am Neuenahrer Berg, die letzten Tageslichtstrahlen auf dem Tiny-House-Parkplatz.

Wahl im Ahrtal – neue Chance

Im vergangenen Jahr hat die Flut vom 14./15. Juli schmerzliche Verluste für die Menschen und massive Schäden an Häusern, Fahrzeugen, Infrastruktur und vielem mehr in das Ahrtal gebracht. Wir alle sehen und spüren die Folgen der Flut tagein, tagaus.

Was für mich unfassbar bleibt, ist der Ausfall von Warnungen in der Flutnacht und damit der Folge, dass die Menschen sich hilflos selbst überlassen blieben. Wir hatten keinen Sirenenalarm, keine Nachricht im (Regional-)Fernsehen, kein Hinweis im Radio.

Die Flut war schon rund sieben Stunden unterwegs aus höheren Lagen mit der Folge schwerster Schäden, als sie um Mitternacht in Ahrweiler und Bad Neuenahr ankam.

Die Koblenzer Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen den damaligen Landrat von Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen.

Auch ein Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags untersucht die Ereignisse der Flutnacht.

Im Kreis Ahrweiler steht nun (mit der Chance auf einen Neustart) eine Landratswahl am 23. Januar 2022 an. Drei Kandidaten und eine Kandidatin treten zur Wahl an: Horst Gies (CDU), Christoph Schmitt, Dr. Axel Ritter, Cornelia Weigand. Wenn bei der Wahl am 23.1.2022 keiner mehr als 50% der Stimmen erhalten sollte, gibt es am 6.2.2022 noch eine Stichwahl.

Ich wünsche mir, dass als Landrat eine Person gewählt wird, die mit der Region verbunden und vertraut ist, die gut organisieren kann, aufgeschlossen ist für einen Neuaufbau, jung genug, die großen langfristigen Aufgaben tatkräftig anzupacken und neben Kompetenz auch persönliches Engagement für die Region einbringt. Eben eine Person, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und der man vertraut – so wie man der Ahr auch wieder trauen will.

Meine einfache Bitte ist: Wählen gehen am 23. Januar 2022! Das ist ein gutes Recht und eine Chance für die Region.

Die Rosenkranzkirche in Bad Neuenahr erfreut die Vorbeigehenden mit etwas Farbe. Die Krippe im Eingang ist auch noch anzusehen.
Auch vor der Rosenkranzkirche: inmitten von Baken und Steinen leuchten ein paar Weihnachtsbäume und der mobile Bäckerwagen – beides ist tröstlich.
Hoffnung – weil schon Sand ausgebracht – kommt auf beim Blick auf die Terrassen unserer Wohnanlage. Aber es gilt wohl weiter: Geduld!
Das ist eine der Stärken der Region und der Menschen im Ahrtal: man trifft sich und man tut was man kann, z.B. draußen im Kurpark einen Kaffee genießen. Trotz allem.
Ein Bild der Ahr vom 5. Januar 2022: Die Ahr führte nach mehreren Regentagen bereits wieder viel Wasser. Das Flussbett an der Fußgängerbrücke in Neuenahr war fast schon wieder so breit wie nach der Flut im Juli 2021.

Beruhigung am nächsten Tag: der  Wasserstand war schon wieder deutlich niedriger.

Ahrtal 2021 – Licht und Schatten?

Nein, Idylle und Alptraum.

Wenn man jetzt von östlicher Seite in das Ahrtal hinein fährt, erscheint das Tal schon fast wie früher, ein Anziehungs- und Wohlfühlort für Einwohner und Gäste.

Je weiter man in das Tal hinein kommt, um so mehr fühlt man Fassungslosigkeit und Entsetzen über das, was man sieht und was am 14./15. Juli 2021 geschehen ist. Die Erinnerung an das eigene Erleben der Schreckensnacht wird ebenso präsent wie die vielen Berichte, die man kennt,  über furchtbare Erlebnisse durch die Flut. So nah ist den Menschen im Tal – und auch deutschlandweit betrachtet – noch keine Flutkatastrophe gekommen. Auch die – scheinbar – Glücklichen, die diese Katastrophe überlebt haben, leiden weiterhin.

Eine so nicht erwartete Erfahrung ist jetzt auch, dass unzählige Menschen aus ganz Deutschland bis an die Grenze ihrer eigenen Möglichkeiten helfen mit Spenden, Anpacken vor Ort, Hilfe organisieren. Es gibt auch – zum Teil verbesserungsfähig – amtliche Hilfe vor Ort.

Auch in Bad Neuenahr, wo wir seit einigen Jahren wohnen und wo wir den Rest unseres Lebens – in wunderschöner Landschaft und bester Infrastruktur – verbringen wollten, wird den Bewohnern noch sehr viel Geduld und insgesamt noch viel Zeit für einen zukunftsfähigen Neuanfang abverlangt. Fünf Jahre, zehn Jahre, wer weiß es jetzt?

Bei der Beseitigung von Flutschäden in Form von Schutt und Schlamm ist mir eine Schultersehne gerissen. Das wurde mit einigen Schnitten in Bonn schnell operiert, die Heilung allerdings auf 5 Monate kalkuliert. Unsere Wohnung konnten wir wegen Mängel an der Infrastruktur nicht mehr nutzen, also sind wir nach Bonn in ein Hotel gezogen, inzwischen sind 5 Monate vergangen und wir leben immer noch im Hotel, auf 25 qm, mit viel Disziplin hält unsere Beziehung das gerade noch aus.

Seit 2 Wochen gibt es nun in unserer Wohnanlage in Bad Neuenahr Strom, Heizung, warmes Wasser, Licht – Luxusgüter im Ahrtal! Wir sind begeistert und überglücklich. Zwischenzeitlich ist der Strom schon wieder ausgefallen. Das ist inzwischen aber auch schon wieder repariert worden. Nächste Woche ziehen wir zum „Probewohnen“ in die eigene Wohnung. Erst mal putzen – Staub und getrockneten Schlamm wischen, dann auch zuhause übernachten. Wir hoffen, dass wir das aushalten, mitsamt dem ganzen Baulärm rundherum (der eigentlich ja auch ein gutes Zeichen für Fortschritt ist). Vor Ort wird uns dann auch bewusst werden, was wir alles an persönlichen Gütern und Hausrat in einem total gefluteten und verschlammten Keller verloren haben. Es sind nur materielle Güter, aber unser Herz hängt auch daran und sie sind Teil der eigenen Biographie.

Die Corona-Pandemie begleitet uns nun schon seit bald zwei Jahren (die aktuelle 7-Tage-Inzidenz bis 29.12.2021 für das Ahrtal ist inzwischen erfreulicherweise immerhin schon auf 100,4 gesunken).  Aber Corona und Flutkatastrophe zusammen sind endgültig ein Alptraum.

Dem „alten Jahr“ weine ich keine Träne nach und ich möchte ihm nur noch nachrufen:

„Hau ab, du Sch… Jahr 2021 und lass dich nie wieder blicken, und nimm gleich das verdammte Virus mit allen seinen Varianten mit.“

Mit diesem „frommen“ Wunsch wünsche ich allseits ein gutes/besseres Neues Jahr.

Das Ahrtal bei Bad Bodendorf Ende Dezember – eine wunderschöne einladende Winterlandschaft
Die Straße uneingeschränkt befahrbar, keine Probleme in Sicht
In Bad Neuenahr sieht es ganz anders aus: die Verwüstungsspuren der breit gefluteten Ahr, im Vordergrund der abgerissene Teil der ehemaligen Kurgartenbrücke, im Hintergrund Kurhaus und Casino – mit ungewisser Zukunft. Die Casino-Brücke gibt es auch nicht mehr.
Die Umleitung weist in die andere Richtung. Aber ein Fahrradweg ist weit und breit ohnehin nicht mehr zu erkennen.
Zur Erinnerung: so sah es auf der Casino-Brücke, über die Fußgänger über die Ahr spazieren konnten, vor genau einem Jahr aus. Die Brücke ist in der Flut vom 14./15. Juli 2021 untergegangen, die Zukunft des Casinos ist ungewiss.
Blick auf das Steigenberger Hotel und  die Ahr davor, vor genau einem Jahr – breit, schnell, wild die Ahr, schon respekteinflößend.
Uferlichter vor einem Jahr und ein „Weihnachtsbaum“ aus Lichtern am Steigenberger Hotel.

Uferlichter gibt es auch in diesem Jahr, sogar noch bis Ende Januar 2022. Ein Zeichen der Hoffnung für eine bessere Zukunft!

Im Ahrtal und anderswo

Wir leiden seit fast 2 Jahren an der Corona-Pandemie, auch wenn wir nicht erkrankt sind: wir halten Abstand zu anderen Menschen, wir denken immer an die Maske, wir lesen und hören in den Medien über die aktuellen Inzidenzen und neuen Virusvarianten, bis uns der Kopf brummt, wir misstrauen jedem als potentiellem Virusträger, wir sind geimpft und denken schon an die nächste Impfung, wir schränken selbst zu Familie und Freunden die Kontakte ein, wir beobachten die Corona-Entwicklung und Reisebeschränkungen in anderen Ländern und haben auch schon manche Reise gestrichen, wir sind schon fast (Hände-) Waschbären und nutzen jeden Desinfektionsmittelaufsteller, wir gehen nicht ohne Impf-/Test-/Personalausweis in Geschäfte außerhalb des täglichen Bedarfs, wir gehen weniger auf Weihnachtsmärkte und Konzerte (soweit nicht ohnehin schon abgesagt), in Restaurants und Kneipen – die Anbieter leiden und wir auch. Manchmal möchte uns auch der Geduldsfaden mit der lang dauernden Epidemie und ihrer Bekämpfung reißen.

Aber vorrangig ist ein Ziel: dass wir soweit möglich vor Covid geschützt werden und dass alle medizinischen Möglichkeiten genutzt werden, um Erkrankten zu helfen.

Ich sehne mich schon nach der hoffentlich nicht zu fernen Zeit, in der ich das Thema ‚Corona‘ endlich aus dem Kopf bekomme und, wenn ich auch nicht die durch Corona verlorenen 2 Jahre zurückbekommen kann, ich mein Leben aber  wieder komplett selbst gestalten kann.

Es scheint derzeit auch so, dass wir dem Ziel näherkommen, schaut man auf die aktuellen Inzidenzen im Kreis Ahrweiler: Die 7-Tage-Inzidenz ist vom 9.12.2021 mit 227,6 zum 10.12.2021 auf eine Inzidenz von 197,7 gesunken. Hoffen wir, dass es so weiter geht. Das wäre auch ein schönes Weihnachtsgeschenk, auf das wir sogar stolz sein könnten, schließlich hätten wir es uns ja auch selbst verdient.

Was gibt es Neues und Erfreuliches aktuell noch:

Autofahrer können ab 14. Dezember 2021 wieder die A61 in beide Richtungen komplett nutzen. Das freut die Ahrtaler und die dadurch entlasteten Bonner auch. In Bad Neuenahr gibt es allerlei „Kurzweil“ im Park: die „Uferlichter“ leuchten wieder, es gibt Stände zur Stärkung mit Waffeln, Würstchen, Reibekuchen und Glühwein, Kunsthandwerk, auch ein Restaurant und einiges mehr. Der Eintritt ist frei (Einlass 2G). Außerdem gibt es eine Eisbahn (montags bis freitags ab 15:00 Uhr, am Wochenende schon ab 10:00 Uhr, ab 19:00 Uhr Eisstockschießen). Und die beste Nachricht: die „Uferlichter“ bleiben noch bis 30. Januar. (Licht können wir in Bad Neuenahr nicht genug kriegen derzeit.) Weitere Informationen unter:  www.uferlichter.de

Jedes Wochenende bis 9. Januar 2021 findet immer Samstag und Sonntag jeweils ab 12:00 Uhr der Wintermarkt in weihnachtlicher Illumination auf dem Grundstück hinter dem Weingut Sonnenberg in Bad Neuenahr statt (mit 2G). Mit Familienprogramm, Verköstigung, Kinderbetreuung, Musik. Interessierte können sich anmelden unter info@weingut-sonnenberg.de und erhalten dann den Anmeldebogen, eine Veranstaltungsinformation und die Teilnahmebedingungen.

An den Wochenenden gibt es auch viele weitere Angebote: z.B. im Kloster Calvarienberg, beim Sternenzauber in Sinzig (täglich)  oder bei einer adventlichen Glühwein-Wanderung am 18.12. von Altenahr – Anmeldung per e-mail an info@ahreifeltouren.de.

In Neuenahr heißt es jetzt: hinein in den Kurpark, die Uferlichter leuchten
Trotz der flutbedingten Schäden gibt es im Kurpark auch wieder die beliebten Highlights, auch jedes Jahr wieder mit neuen Kreationen.
Budenzauber, Lichtkugeln und Lichtsäulen und über allem wohl der größte Weihnachtsbaum von Neuenahr im Park.
Immer wieder schön – die Lichterskulpturen aus Zweigen, Ästen, bunten Bändern, Äpfeln und Lichtern
Hier dampft die Küche aber mächtig, kaum kann man den Koch im Dunst noch erkennen. Es ist aber keine Baustelle (das ist ein Scherz). Köstliche Verpflegungsangebote stehen schon bereit.
Hier kann man die fleißigen Köche und „Kellner“ schon gut erkennen. Schon vom Anblick in die Küche kann einem ganz warm werden. Es gibt aber jede Menge Angebote noch zum inneren Aufwärmen: von Waffeln und Würstchen bis Glühwein rot oder weiß.
Los geht’s, auf die Eisbahn! Die Schlittschuhbahn wird mit Freuden angenommen, von Könnern und Lernenden, großen und kleinen Besuchern. Schlittschuhe kann man auch mieten, also weder Vorkenntnisse noch Ausrüstung erforderlich.
Es gibt sogar eine kleine Tribüne, auf der Eltern die ersten Schritte ihres Nachwuchses auf dünnem Eis aus der Nähe betrachten können.
„Pedestrians only“: seitdem die Kurgartenbrücke, über die vor der Ahrflut Fahrzeuge und Fußgänger auf die andere Ahrseite kamen, durch die Flut zerstört ist, gibt es eine vom THW erbaute Fußgängerbrücke. Nun hat die neue provisorische Brücke über der Ahr auch noch „ein Dach über dem Kopf“ bekommen: Unter Uferlichterbogen kommen die „Uferlichter-Besucher“ in den Kurpark.
Und so sieht es derzeit an der Weststraße aus – viel Arbeit ist schon geleistet und reichlich mehr steht noch an.
Hier glänzt mit freundlichen Grüßen die Adventsbeleuchtung einer Versicherung an der Telegrafenstraße. Die Versicherungen und die Verhandlungen mit Versicherungen sind derzeit wichtige Themen im Ahrtal, wo viele Bewohner Schäden durch die Flut erlitten haben.

Wellenbrecher-Weihnachten

Seit dieser Woche gelten stärkere Regeln zur Covid-19-Bekämpfung. Nach den rasant steigenden Infektionen der vergangenen Wochen und den sinkenden Behandlungsmöglichkeiten in Krankenhäusern soll nun endlich mit den neuen stärkeren Regeln die 4. Corona-Welle gebrochen werden.

Impfstoff soll in großen Mengen für bis zu 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten schon zur Verfügung stehen.

Im Einzelhandel soll die 2G-Regel gelten: Zugang zu Geschäften nur für Geimpfte und Genesene mit Ausnahme von Geschäften für den täglichen Bedarf wie Lebensmittel-Handel, Apotheken und Drogerie-Märkten, wo auch Ungeimpfte einkaufen können. Die Maskenpflicht besteht dabei weiterhin. Maskenpflicht gibt es auch wieder an Schulen.

Die 2G-Regel (also geimpft bzw. genesen) gilt auch beim Besuch von Gaststätten, Kinos, Theatern und anderen Kultur -und Freizeiteinrichtungen.

Kontaktbeschränkungen

gelten für Ungeimpfte: private Zusammenkünfte sind nur noch erlaubt von Personen des eigenen Haushalts mit maximal zwei Personen eines anderen Haushalts, Kinder bis 14 Jahre werden dabei nicht mitgerechnet. Für Geimpfte und für Genesene, d.h. wenn alle anwesenden geimpft oder genesen sind, gelten diese Einschränkungen nicht.

Eine allgemeine Impfpflicht gibt es nicht – aber ein allgemeines Impfangebot, das man im eigenen Interesse und zugleich zum Schutz der Mitmenschen nutzen sollte. Es wird derzeit nur eine einrichtungsbezogene Impfpflicht geplant, der die MitarbeiterInnen in Alten- und Pflegeheimen und Krankenhäusern verpflichten soll.

Schwere Zeiten!

Aber wenn wir es schaffen, mit Umsicht und Rücksicht die Zahl der Infektionen deutlich herunterzubringen, hätten wir selbst und für andere schon ein schönes Weihnachtsgeschenk bekommen.

A propos Weihnachtsgeschenke: mit Spendengeldern wird in Bad Neuenahr-Ahrweiler den von der Flut betroffenen Menschen eine Vorweihnachtsfreude gemacht. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger erhalten seit letzter Woche von der Stadtverwaltung eine GrünCard-Gutschein-Karte zugeschickt, mit der sie im Wert von 125 Euro einkaufen können oder sich oder anderen eine Freude machen können.

Das Einkaufen ist derzeit an der Ahr

aber nicht ganz einfach für alle Beteiligten: Wir wollten gestern zum Kurpark die Uferlichter sehen und die Bewirtung genießen. Das scheiterte wieder einmal an strömendem Regen. Also fuhren wir von Neuenahr nach Ahrweiler, um in einem Elektro-/Elektronik-Geschäft eine Brotbackmaschine für Weihnachten für den Schwager zu kaufen. Das scheiterte daran, dass das Geschäft noch mit der Beseitigung der Flutfolgen zu tun hatte. Also wollten wir schauen, ob wir vielleicht einige der bestellten Weihnachtswunsch-Bücher abholen können. Das wunderbare Buchgeschäft in der Telegrafenstraße in Neuenahr war am 14./15. Juli des Jahres Opfer der Flut geworden. Die Are-Buchhandlung muss erst nach erfolgter Schuttbeseitigung und Trocknung der Räume wieder aufgebaut werden. Die Buchhändlerin der Are-Buchhandlung hatte aber in Ahrweiler „Unterschlupf“ mit ihrem Buchhandel bei einer Buchhändlerin aus Ahrweiler gefunden, deren  Geschäft in der Ahrweiler Innenstadt, die „Buchhandlung am Ahrtor“ ebenfalls von der Flut zerstört worden war.  Die Ahrweiler Buchhändlerin hat nun ein „Ausweichquartier“ eingerichtet in der Elligstraße 20 in Ahrweiler und hat dort die Neuenahrer Kollegin „unter ihre Fittiche“ genommen. Die freundliche junge Buchhändlerin im „Ausweichquartier“, auch noch mit einer kleinen Tochter, hat unter schwierigen Bedingungen ein zauberhaftes Geschäft mit viel Atmosphäre eingerichtet. Wenn das keine schöne Weihnachtsgeschichte ist!

Zum Schluss: Wir haben tatsächlich fast alle bestellten Bücher dort erhalten. Und noch ein Buch dazu gekauft, das sich mit der Ahrflut des Jahres befasst und das man nicht nur als Ahrtaler unbedingt lesen muss: Titel „Es war doch nur Regen!? Untertitel: Protokoll einer Katastrophe“ Autor: Andy Neumann, das Buch ist ein Spiegel-Bestseller. Der komplette Erlös geht an die Opfer der Flutkatastrophe. Erschienen im Gmeiner-Verlag, ISBN 978-3-8392-2946-0  Preis: 14 Euro

Ganz zum Schluss: Wir sind noch einmal nach Bad Neuenahr gefahren, um nach dem Fortgang in unserer Wohnanlage und der eventuellen Feuchtigkeit in unserer Wohnung zu schauen. Das Haus wirkt gespenstisch. Unsere kälter werdende Wohnung hat inzwischen eine Temperatur von 10 Grad. Zwei große Pflanzen in der Wohnung halten sich noch ohne Schimmel. Im Keller ist inzwischen – nach mehr als vier Monaten – mit Trocknungsgeräten und Arbeitsbeleuchtung ein Fortschritt zu sehen. Weiterhin fehlen in allen 53 Wohnungen Strom und Heizung. Wir hoffen, dass bald zumindest in den Wohnungen ab der 1. Etage Strom und Heizung installiert wird und das Gebäude keinen größeren Schaden nimmt. Wir bleiben zwangsläufig wie schon seit Mitte Juli des Jahres zur Unterkunft in unserem Hotelzimmerchen in Bonn. Physisch ist es dort trotz der Enge auszuhalten. Emotional ist es schwer – wir bemühen uns abwechselnd um Geduld, Verdrängung, Resilienz.

So sieht es bei uns in der Unterstraße derzeit aus – minimale Fortschritte; an der Kreuzung, wo die Bake steht, wird schon seit über einem Jahr „gearbeitet“. Es wurde das Legen von Rohren vorbereitet, es kam die Flut, und es sollen wieder Rohre gelegt werden. Wann?
Das ist bzw. war der Aufzug in unserem Haus. Die ganze Aufzuganlage funktioniert seit der Flut nicht mehr.
Und hier geht es in unseren Keller – Estrich/Putz sind abgeschlagen, die Wände sehen trocken aus, es gibt Licht für die Handwerker (die allerdings noch fehlen).
In Neuenahr am Platz an der Linde im ehemaligen Café sieht es aus wie nach einer künstlerischen Installation in einem Rohbau. Sichtbar wird auch, wie viel Arbeit allein an Rohren und Leitungen noch bevorsteht.
Trotz aller Flutfolgen: in Bad Neuenahr sind an einigen Stellen neue Bauvorhaben unterwegs.

Ich habe den dringenden Wunsch an die Planer, dass bei Neubauvorhaben immer auch die Fußgänger nicht vergessen werden. An der Hauptstraße und damit derzeit am Übergang zu den Pop-Up-Stores gibt es keinen Übergang für Fußgänger, nicht mal einen Zebrastreifen.

Eine kleine Weihnachtsfreude an der Kapelle auf dem Alter Markt: die Weihnachtsgeschichte mit vielen Mitwirkenden ist im Advent anzuschauen.
Auch in Lohrsdorf hatte die Flut im Juli gewütet. Die Folgen sind an manchen Stellen noch zu shen.
Vergangenheit – die Flut und ihre Folgen –  und die   Zukunft – funkelnagelneue Baumaterialien – liegen auch in Lohrsdorf dicht beieinander.

Hört das denn gar nicht mehr auf?

Gefühlt dauert Corona schon ewig. Einschränkungen in Beruf, Schule, Freizeit sind Teil unseres Alltags, ständige Rücksicht und Vorsicht, neue Impfungen, neue Regeln. Und die Corona-Inzidenzen (Neuinfektionen in 7 Tagen pro 100.000 Einwohner) steigen weiter, die Hospitalisierungsrate macht jetzt schon fassungslos.

Auch im Ahrkreis ist die Entwicklung der Corona-Inzidenzen schwindelerregend:

bis 18.10.2021 Inzidenz 50,6

bis 18.11.2021 Inzidenz 161,7

bis 19.11.2021 Inzidenz 195,4

bis 24.11.2021 Inzidenz 226,1

und damit liegen wir deutschlandweit noch relativ niedrig. Aber es ist jetzt mit der 4. Welle ernster als in allen Corona-Monaten zuvor.

Wir haben aber keine Wahl: in dieser Pandemie hilft keine Selbstmedikation nach dem Motto „was habe ich für einen Kopf! Ich hol mir schnell ’ne Aspirin“. Wir sind alle Teil eines laufenden Prozesses der Abwehr einer neuen Gefahr, in dem wir zwar weitestmöglich geschützt werden, in dem aber auch zur Bekämpfung des hyperaktiven Virus mit großer Anpassungsfähigkeit hohe Anforderungen an unser eigenes Verhalten bestehen. Also: schützen wir uns und schützen wir andere Menschen vor uns durch Einhaltung der bekannten Regeln und Nutzung des immensen Impf-Angebots!

Die Wissenschaft, Forschung, Pharma-Unternehmen, der gesamte Gesundheitsbereich einschließlich vieler Ärzte, die Politik, zusammen mit weiteren Experten, ermitteln die möglichen und notwendigen Maßnahmen, um uns zu schützen. Dabei gilt für sie wie für uns: wir alle lernen ständig neu.

Und die Politik ist darum bemüht, die einschränkenden Regelungen für die Menschen auf das unvermeidbar Notwendige zu beschränken. So haben wir in Rheinland-Pfalz noch keine allgemeine Impfpflicht, keinen Lockdown,  kein Beherbergungsverbot, keine Gaststätten- und Geschäftsschließung; wir können noch ins Kino gehen und können einkaufen, wo wir wollen. Im Vergleich mit bisherigen und aktuellen Restriktionen im benachbarten Ausland können wir uns über Freiheitsbeschränkungen kaum beklagen.

Was gibt es Neues im flutgeschädigten Ahrtal?

Sehr viele Baumaßnahmen laufen auch noch länger zur Schaffung von neuem und zur Reparatur von bestehendem flutgeschädigtem Wohnraum. Die ganze Innenstadt von Bad Neuenahr und auch das südliche Ahrufer sind eine große Baustelle: Neben der Schaffung von Wohnraum und anderen Bauten wie der Herstellung einer neuen Behelfsbrücke in Heppingen laufen die städtischen Maßnahmen zur Erneuerung der Infrastruktur (Rohre, Kabel usw.), wobei die Verlegung nach der Ahrflut aufwändiger und sicherer gestaltet werden muss. Und solche Maßnahmen laufen schon lange und noch weiter lange.

Neu sind auch die Pop-Up-Stores auf dem sogenannten Moses-Parkplatz in Neuenahr, wo ein großes Einkaufsangebot zum Bummeln und Shoppen einlädt: von Kleidung vieler Anbieter über Schmuck- und Juweliergeschäfte, Wein- und Präsentgeschäft, Hüte und vieles mehr. Das hilft den Einzelhändlern, die in der City ihre von der Flut ruinierten Erdgeschoss-Geschäfte  erst noch wieder aufbauen lassen müssen. Das gibt der Stadt auch wieder etwas Glanz aus früheren Zeiten zurück. Auch wenn die Heizungskosten nach aktueller Feststellung deutlich höher sind als erwartet, wie die Stadtverwaltung dem Stadtrat mitgeteilt hat, sind es doch flutbedingte Kosten der Wirtschaftsförderung und Zukunftssicherung für Neuenahr. Wenn Geschäftsleute – nach Corona-Einschränkungen und Flutschäden – nicht wieder in ihre Geschäfte zurückkehren, wird Neuenahr auch ein wichtiges Standbein oder sogar eine Kernkompetenz verlieren.

Unterhaltung und köstliche Speisen gibt es auch im Kurpark von Neuenahr, u.a. in einem großen Gastro-Zelt. (Die Kurpark-Gastronomie ist wie folgt geöffnet: Il Barista steht täglich ab 10 Uhr bereit. Das Restaurant „Billas Novelle“ öffnet täglich mittags von 12 bis 14 Uhr sowie donnerstags- bis sonntagsabends von 17 bis 21 Uhr.)

Man kann auch, wonach oft gefragt wird, im Ahrtal wieder wandern. Wanderer sind sehr willkommen und „Rücksichtsvolles“ Wandern, z.B. bei der Anreise mit der Ahrtalbahn statt dem Auto, wird sehr geschätzt. Mehr und mehr gibt es auch, z.B. im Klostergut Marienthal, Einkehrmöglichkeiten zur Stärkung und zum Genießen.

Der Schneemann weist den Weg: hier geht es in Bad Neuenahr zum Pop-Up-Store auf dem Parkplatz City Ost, links in die große zweistöckige Einkaufshalle, rechts zur Stärkung mit Speisen und Getränken.
Das sieht schon sehr gepflegt und einladend aus. Ein Bummel lohnt sich.
Auf der 2. Etage der Einkaufshalle kann man jetzt auch schon an Weihnachten und an Geschenke denken: Süßes und köstliche Getränke gibt es in vielen Varianten.
Es gibt auch viel unbürokratische kirchliche Hilfe: für ein Gespräch, Verständnis und Mitgefühl, Trost oder auch nur frische Äpfel und Bananen steht ein Stand bereit.
Die Angebote für ortsnahe Hilfe werden immer wieder erweitert, hier ein Sanitätshaus/Orthopädie-Bus am Alter Markt.
Der Anblick vom nördlichen Ahrufer zum Hotel Steigenberger und zu den Resten der Straße und Brücke ist erschütternd. Was man nicht sieht: Schutt ist und wird weiter in großem Umfang geräumt.
Im Vordergrund zeichnet sich schon ein begehbarer Weg ab. Am alten Kurhaus und seinen Kolonnaden kann man sich die Zukunft nicht vorstellen.
Vor der Behelfsbrücke für Fußgänger am Kurpark sieht man noch die Spuren der Verwüstung durch die Flut und die Spuren der Räumung von riesigen Mengen an Erdreich und Schutt.
Im Vordergrund sind schon Steine zu sehen, mit denen die Uferbefestigung erfolgen soll.
So traurig sieht derzeit ein ehemals schönes Geschäftshaus nach Durchflutung und Entkernung an der Telegrafenstraße aus.
Große Straßenbaumaßnahmen von der Kreuzstraße bis zur Weststraße. Der Platz an der Linde ist weitgehend gesperrt.
Die Baumaßnahme ist über den Platz an der Linde mit großem Gerät weitergeführt worden.
Man kann es kaum glauben, dass bei diesen riesenhaften Ausbaumaßnahmen einer noch den Überblick behält.